Mein Geburtstag 2013 stand unter einem schlechten Stern. Am Wochenende wollte ich paddeln auf der Niers, am Freitag hatte ich eine Einladung zu einer Rundfahrt durch den Kreis, der Blick in den Himmel brachte aber nur Ernüchterung. Kieswerke angucken? Wirklich? Da vermisst mich doch keiner, wenn ich mal fehle. Andererseits: Ich habe bisher viel zu wenige Termine im Wahlkreis wahrgenommen!
Also los, raus aus den Federn, Regenschirm einpacken und los geht’s. Treffpunkt war das neuste Kieswerk in Weeze, dort angekommen habe ich mich gewundert, wo wohl die ganzen Gäste sind? Beginn 09:00? Wir haben 09:05 und ich stehe als einzige in einem kleinen Pavillon und schlürfe meinen Kaffee. Nach und nach trudeln andere Teilnehmer ein und der Bus fährt vor. Nachdem ich mich kurz blamiere und die Zeitschrift der Kieswerksbetreiber, die es regelmäßig in den Landtag schafft mit einer anderen Zuschrift verwechsle, schleiche ich mich nach ganz hinten in den Bus.
Die Rundfahrt führt durch Weeze zum Kieswerk am Flughafen. Dort angekommen die ersten Informationen – von einem begeisterten Umweltschützer. Dafuq? Tatsächlich: Die Betreiber der Kieswerke achten darauf, dass nach der Auskiesung die Löcher sinnvoll genutzt werden können – zur Not wird die Fläche einfach wieder and jemanden verschenkt, der sich kümmern will.
So zum Beispiel an einen Landwirt, der an Haltepunkt zwei im Nieselregen erzählt, dass ihm zwar ein paar Quadratmeter fehlen (da wo jetzt die Steilhänge sind) und der Boden etwas schlechter als vorher ist (Mutterboden wurde abgetragen und wieder aufgetragen!), aber eer ist mit seinem alten/neuen Feld zufrieden, auch wenn es jetzt 15m tiefer liegt als vorher.
Weiter an RedSun in Kevelaer vorbei, größter Kiesabnehmer im Kreis, dann quer durch Goch zur Auskiesung Goch Ness. Hier folgt an der Tauchschule ein Vortrag zum Thema “Kieswerke und Stadtentwicklungsplan”. Spannend aber langatmig und teilweise unverständlich, wenn man nicht aus Goch stammt und die Geschichte seit neunzehnhunderttabak kennt. Jetzt fängt es auch noch richtig an zu regnen. Also doch dem Vortrag bis zum Ende lauschen und danach noch ein idyllisches Foto vom verregneten See machen (siehe oben).
Letzter Abschnitt der Reise: Wir fahren in das erste Kieswekr zurück. Hier gibt es die obligatorischen Schnittchen, hier in Form einer Gulaschkanone. Danach der interessanteste Teil: Ein Rundgang durch das Kieswerk, inklusive Erklärung aller technischen Anlagen und der Planung für die nächsten Jahre. Dabei entsteht auch dieses Foto mit viel Regen auf der Linse. Bauhelm und Warnweste sind Pflicht, auch wenn auf dem ganzen Gelände gerade mal 5 Leute arbeiten – Bagger, die einen umfahren könnten haben Seltenheitswert. Der Grund: Die Verladung erfolgt an einer vollautomatischen Verladeanlage. Von der Einfahrt des Kieslasters bis zur Abfahrt vergehen in etwa 5 Minuten: Lieferschein einscannen, unter Schütte fahren, Laster füllt sich bis Zielgewicht, Vorfahren und Empfang bestätigen, ab nach Holland…
Am Ende bin ich immer noch so zwiegespalten wie vorher: Klar brauchen wir in der modernen Welt Kies, aber welche Folgen wird und darf dies für die Umwelt haben. Sollte man weniger auskiesen, oder sogar noch ein wenig mehr, um die “Pfützen” auf der Landkarte zu einer Seenlandschaft zu machen? Eins ist klar: Der Thema wird mich weiter beschäftigen!
P.S.: Der Samstag wurde sonnig und schön, die Paddeltour hat echt Spaß gemacht – ich grüße alle Teilnehmer mit einem lauten “Dööp Döp Döp, Dödö Döpdöpdöp, Dö Dööp Döp Döp, Dödö Döpdöpdöp!”