Video: Was haben die PIRATEN eigentlich gemacht?

Die Legislatur geht zu Ende. Und was haben die Piraten gemacht? Eine Antwort gibt’s in diesem Video:

Mehr Infos zu den verschiedenen Abstimmungen hier:

Ein Klick auf die Grafik leitet Euch auf die entsprechende Seite des Landtags mit Protokollen, Stellungnahmen und weiteren Informationen weiter.

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Piraten beantragen – Experten bestätigen

Olaf Wegner, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender und ordentliches Mitglied im Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend für die Piratenfraktion im Landtag NRW erklärt zur heutigen Anhörung:

Wir wurden in der heutigen Anhörung von den Experten darin bestätigt, dass die Einrichtung und Besetzung einer unabhängigen Stelle eines Landesbeauftragten für Kinderrechte unverzichtbar ist, um die UN-Menschenrechte der Kinder und Jugendlichen in NRW wirklich umzusetzen und zu achten.Piraten fordern in ihrem Antrag die Einrichtung und Besetzung einer Stelle eines unabhängigen Landesbeauftragten für die Rechte und Belange von Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen.

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Resolution zu Anschlägen von Paris

2015-12-02_Michele Marsching Resolution Frankreich1

Nordrhein-Westfalen setzt ein Zeichen:

Für ein Leben in Frieden, Freiheit und Vielfalt in der Europäischen Union und der Welt

 

Die Piraten haben der gemeinsamen Resolution von SPD, CDU, Grüne und FDP (Drucksache 16/10307 (Neudruck)) nicht zugestimmt, da sie „die falsche Antwort ist auf Fragen, die gar nicht gestellt wurden“, sagt Michele Marsching, Vorsitzender der Piratenfraktion im Landtag NRW:

„Erstens: Die Resolution fordert mit deutlichen Worten den völkerrechtswidrigen Kriegseinsatz in Syrien. Abscheulich! Mit der Forderung nach Gewalt kommen wir nicht weiter – wenn wir Frieden fordern, müssen wir auch Worte des Friedens verwenden.

Zweitens: Auf Extremismus kann man nicht mit Massenüberwachung antworten. In der Vielzahl der Daten ist es unmöglich, das Relevante zur Gefahrenabwehr herauszufinden. Wenn wir uns zur absoluten Sicherheit hin überwachen wollen, werden wir unsere Freiheiten verlieren.

Drittens: Wir müssen die Bereiche Bildung, Integration und Arbeit so ausgestalten, dass sie Perspektiven und Chancen für alle schaffen. Nur so werden wir einer Radikalisierung von Einzeltätern vorbeugen können.“

Die Piraten haben eine eigene Resolution eingebracht, die diese Aspekte berücksichtigt.

Marsching: „Mit unserer Resolution fordern wir eine Antwort, die Menschen tatsächlich schützt, die Radikalisierung vorbeugt, die Flüchtlinge begrüßt und eigene Verantwortungen benennt. NRW muss auch weiterhin für Frieden, Freiheit, Vielfalt, Toleranz und gegen jegliche Ausgrenzung stehen!“

 

Resolution der Piratenfraktion NRW Drucksache 16/10369

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4. Kommunalvernetzungstreffen #kvt154

Am 7. November 2015 veranstaltet die Piratenfraktion im Landtag NRW ihr 4. Kommunalvernetzungstreffen #kvt154.

Alle kommunalpolitisch aktiven Menschen in NRW sind herzlich eingeladen, auf diesem Treffen mit externen Fachleuten und Fachleuten der Piratenfraktion im Landtag NRW über aktuelle und wegweisende politische Themen zu diskutieren und sich zu informieren. Die Veranstaltung findet ganztägig im Unperfekthaus in Essen statt und ist offen für jedermann.

Wir freuen uns, kommunal aktive Piraten und sachkundige Bürger begrüßen zu dürfen!

Diese Einladung darf gern verbreitet werden. Sie gilt selbstverständlich auch für kommunalen Partner aus anderen Parteien und Bürgerbewegungen.

Bitte Anmeldung per Mail an kvt@piratenfraktion-nrw.deWeiterlesen ›

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Ich will’s wissen!

Hier seid ihr gefragt!

Alle rufen nach Transparenz. Aber was heißt das genau? Was interessiert euch in puncto Transparenz? Was möchtet ihr von Regierung, Behörden & Co. wissen? Welche politischen Entscheidungen sollen transparenter gemacht werden? Weiterlesen ›

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Landtag Intern, Ausgabe 6, 05.06.2012

Aus den Fraktionen

Konstruktiv und streitbar – Ihre Piratenfraktion im Landtag NRW
Nach 2 Wochen intensiver Vorbereitung in Marathonfraktionssitzungen freuen wir uns jetzt auf die kommende Arbeit im Landtag. Wir verstehen uns nicht als Fundamental-Opposition, sondern stehen für ein Miteinander aller Fraktionen. Wir begrüßen ausdrücklich die Worte von Frau Präsidentin Gödecke, den Politikstil und die Erfahrungen aus der Zeit der Minderheitsregierung, die parteienübergreifende Zusammenarbeit, fortzuführen und weiterzuentwickeln. Wir haben die Chance, vertrocknete Strukturen zu hinterfragen und aufzubrechen, ganz im Sinne unserer gemeinsamen Verantwortung für die Menschen in Nordrhein-Westfalen.
Neue Lösungen ergeben sich meist jenseits der klassischen Pro- und Kontra-Positionen. Der Dissens gewinnt damit eine neue und konstruktive Qualität. Diese aus unseren Parteitagen stammenden Erfahrungen wollen wir nun in das Parlament des größten Bundeslandes einbringen und laden Sie herzlich ein, mit uns neue Wege der Demokratie auszuloten und zu entwickeln. Eine erste Gelegenheit dazu wird sich bei der Diskussion um die neue Geschäftsordnung des Landtages ergeben.
Angenehm überrascht waren wir über die freundliche und herzliche Aufnahme durch die Verwaltung, allen Mitarbeitern des Landtags und den Kollegen der anderen Fraktionen. Dafür herzlichen Dank Ihnen Allen!
Ihre Piratenfraktion

Konstruktiv und streitbar- Ihre Piratenfraktion im Landtag NRW

Ausgabe komplett

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vordenker news März 2023

Gerd Altmann via Pixabay

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

dieses Mal gibt’s Beiträge von und über Claus Baldus, Willy Bierter, Eberhard von Goldammer, H.-J. Bontrup (et al), Harald Seubert, Joachim Paul. Beginnen wir mit …

Assoziationen mit dem Philosophen Claus Baldus ….

Sie eröffnen dieses Mal unsere neuen Beiträge. Es ist schon über 20 Jahre her, dass wir hier Beiträge von Claus Baldus bereitstellten, im Januar 2002 war das sein Interview mit Gotthard Günther „Phaidros und das Segelflugzeug“ und im November desselben Jahres „Morgen und Morgen“, ein Philosophieren im Medium der Kurznovelle, die weniger formal bewanderten, eher im Bereich der künstlerischen Aktivitäten angesiedelten Individuen einen Zugang zu den Formalismen Gotthard Günthers ermöglicht. Umso mehr freuen wir uns, jetzt zwei weitere Beiträge des Philosophen, Architekten und Autors hier zu präsentieren.

Lounge aus Studio 7 – Alltag mit Akzent“ ist ein exposé für eine Performance, die hinter den Szenarien und Situationen des Alltags wirkende Mechanismen und Zwänge entbirgt, eine Performance, die auch als ein Plädoyer für Autonomie verstanden werden kann.

Paravent zu Studios 5-8“ beschäftigt sich mit der Differenz zwischen projizierten Vorstellungen, den Dingen und der Welt, mit der vielfach geübten und praktizierten „Ein- und Umfärbung der Realität : Alltagstrend unseres Bewussteins und Selbstbewusstseins.“

Beide Beiträge regen an zum freien Assoziieren und Kontemplieren.

Die Frage, wer ist Claus Baldus? fällt natürlich in die Kategorie der wer-ist-Fragen, die grundsätzlich nicht einfach zu beantworten sind. Eine Kurzvita liefert einen ersten Zugang. Die WebSite des Autors -> Claus Baldus : En route

Willy Bierter

versucht sich in der Außenperspektive eines philosophierenden Aliens, der mit uns Erdbewohnern in Kontakt tritt. In „Ein „Alien“ besucht die Erde“ wandert eben jener Alien unerkannt als solcher über unseren Planeten von Begegnung zu Begegnung. Der mäandrierende Text berührt dabei zahlreiche Werke des von uns Menschen produzierten Textkorpus. In der Betrachtung des Aliens scheint unser Planet als eine komplexe ökologische Ganzheit auf. Ist Homo sapiens ein aus der Bahn geratenes Geschöpf, ein wesenhaft neben sich stehendes Lebewesen? fragt sich der Alien ein ums andere Mal.

Houston? Probleme?

Des Weiteren wird im Blogbeitrag hier auf der Seite mit dem Titel „Houston, pardon, Habeck! Wir haben ein Problem!“ nachträglich noch einmal auf ein Positionspapier des Westfälischen Energieinstituts mit dem Titel „Energie- und Klimawende zwischen Anspruch, Wunschdenken und Wirklichkeit“ verwiesen. Erläuterungen dazu lieferte der Ökonom Heinz-Josef Bontrup in einem längeren Interview für Radio Lora München.

ChatGPT – Schwafelbot

Im Blogbeitrag „ChatGPT – Wortkettenkondensierer und gebrochener Spiegel“ widmet sich Joachim Paul dem nicht mehr ganz so neuen hot shit aus dem Silicon Valley, eher nachdenklich und jenseits der von vielen Medien – nicht allen! – befütterten Polen von Euphorie und Entsetzen.

Harald Seubert

Buchcover

Zudem gibt es – wenn auch verspäteten – Anlass, eine Leseempfehlung auszusprechen. Bereits 2019 publizierte Harald Seubert eine Analyse der Digitalen Revolution, „Digitalisierung – Die Revolution von Seele und Polis“ im Academia Verlag. Das Buch repräsentiert u.E. durchaus einen Meilenstein der Technikphilosophie. Das scheint uns nicht zu hoch gegriffen, denn in diesem Werk werden zentrale Gedanken und Motive nicht nur von Martin Heidegger, sondern auch von Gotthard Günther, Vilém Flusser, Hans Blumenberg, Arno Baruzzi und vielen anderen wiedergegeben, interpretiert und zueinander in Beziehung gesetzt. Da Buch überzeugt durch große hermeneutische Kraft. Ein Muss für jederfrau/mann, die/der sich mit Digitalisierung philosophisch auseinandersetzen will. Bemerkenswert weil nahezu einzigartig ist Seuberts Plädoyer für die parallele Kultivierung analoger Fähigkeiten und Diskurse.

In eigener Sache

wollen wir noch einmal auf die 2019 von Eberhard von Goldammer publizierten „Anmerkungen zur Polykontexturalitätstheorie“ Gotthard Günthers hinweisen. Sie stellen einen hochverdichteten Zugang zum Werk des Philosophen dar, gewissermaßen eine Kurzversion mit vielen Links zur Vertiefung- nicht nur für den „advanced reader“. Nähere Hinweise zum Gebrauch finden sich in der Datei.

Ein Grund zur Freude

Im November 2020 erschien das Werk Digitalisierung und Technik – Fortschritt oder Fluch? – Perspektiven der Produktivkraftentwicklung im modernen Kapitalismus, herausgegeben von Heinz-Josef Bontrup und Jürgen Daub im papyrossa-Verlag, an dem der Herausgeber dieser Seiten beteiligt war. Die Herausgeber und Autoren freuen sich über eine ganze Reihe von Rezensionen, die bis heute erschienen sind:

Norbert Reuter in verdi news 2/2021 vom 13.02.2021 – Wider den Hype um die Digitalisierung, S.8

Michael Lausberg am 21.03.2021 in scharf links – hier unter Buch 2

Philipp Blees in OXI 2021/04, Tanz mit der Maschine – Die Debatte über Potenzial und Gefahr der Digitalisierung geht in die nächste Runde, S. 23 – leider nicht online verfügbar

Peter Kempin und Wolfgang Neuhaus am 26.12.2022 im OVERTON Magazin,
Die fortschreitende Potenzierung der Produktivkräfte

Holger Benkel am 27.02.2023 auf KUNO – Kulturnotizen zu Kunst, Musik und Poesie,
auswege aus dem kapitalozän?

Das war’s für dieses Mal,
kommen Sie gut durch diese krisenhaften Zeiten,
trotzdem viel Spaß beim Lesen und Denken, Ihr

Nick H. aka Joachim Paul (Hg.)

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ChatGPT – Wortkettenkondensierer und gebrochener Spiegel

… ist der nicht mehr ganz so neue hot shit aus dem Valley, der das Performance-Wettrennen der textgenerierenden künstlichen Intelligenzen eröffnet hat. Bin ich jetzt direkt betroffen, etwa mein Job, oder ist es Zeit für Popcorn? Das ist die Frage.

AI generated by Alexandra Koch – via Pixabay

Unter dem Titel Wettlauf der Gehirne textet der Aufmacher der Ausgabe 2023/10 von DER SPIEGEL in der Rubrik DISRUPTION „Der Hype um künstliche Intelligenz hat einen gnadenlosen Machtkampf ausgelöst. Google und Microsoft streiten um die Vorherrschaft im Silicon Valley, China und die USA um die Technologieführerschaft in der Welt. Und Europa? Diskutiert.“

Der Seitenhieb auf die europäische Untätigkeit ist natürlich ein Muss für jedes neoliberale Warnmedium. Ja echt! Wir könnten uns wirklich ein bisschen mehr Mühe geben mit KI, deren Systeme übrigens unfassbar viel Energie und Rechenpower fressen. Aber andererseits braucht’s da keine falsche Bescheidenheit, denn …

ohne die Lithographiemaschinen und Laser des niederländischen Unternehmens ASML und die Präzisionsspiegel von Trumpf und Carl Zeiss geht auch im Silicon Valley nichts – zumindest nichts Neues. Über die Firmen berichtete unlängst ein preisgekrönter, spannender Beitrag aus WELT AM SONNTAG.

Die aktuell so gehypte KI ChatGPT ist ein zum Dialog/ Textaustausch fähiger Chatbot, der – zusammengefasst und verkürzt dargestellt – auf der Basis von 175 Milliarden Parametern Wortketten anhand von statistischen Wahrscheinlichkeiten berechnet. Die Antworten, die der Chatbot liefert, haben daher keinen Anspruch auf Wahrheit. Es können auch keine konkreten Quellen der Statements benannt werden. Die Textproduktionen sind somit Verdichtungen, quasi Kondensate der in den Trainigsdaten enthaltenen Texte. Das meiste Trainingsmaterial stammt aus dem Website-Sammler Common Crawl.

Die Textkondensate können daher auch als Halluzinate bezeichnet werden. Künstliche Intelligenzen können halluzinieren, dieser Sprachgebrauch unter Informatikern ist recht neu.

Hier eine Anfrage an ChatGPT vom 31.01.2023
Guten Tag. Was könnte die philosophische Bedeutung des Konzeptes Schattenbahnhof sein?
(Anmerkung: Wer das wissen will, erhält eine halbwegs zufriedenstellende Antwort in der deutschsprachigen Wikipedia.)

Antwort ChatGPT:

Das Konzept eines Schattenbahnhofs ist in der Philosophie nicht ausdrücklich definiert. Es könnte jedoch eine Metapher sein, um die Bedeutung von Dingen, die im Verborgenen existieren, aber trotzdem Einfluss haben, zu erklären. Es kann auch eine Analogie sein, um die Notwendigkeit von offenbarten und verborgenen Aspekten des Lebens oder die Rolle, die das Unbewusste in unseren Entscheidungen spielt, zu veranschaulichen.

Das ist natürlich totaler Quatsch, gleichwohl ziemlich beeindruckend, da es auf den ersten Blick Kreativität suggeriert. Und ganz blöd ist die Antwort ja nicht. Mein Sohn hatte bislang die weitaus besseren Ideen, insbesondere was Aufforderungen an den Bot angeht, Dialoge zu produzieren. Hier sein Beispiel vom 10.02.2023

Bitte erkläre Gödels Unvollständigkeitssatz im Stil der Dialoge eines Bud-Spencer Films.

Klar, aber zunächst müssen wir sicherstellen, dass wir dasselbe verstehen. Du sprichst von Gödels Unvollständigkeitssatz, richtig?

Ja, genau das meine ich.

Okay, gut. Also, stell dir vor, du hast eine Mathematikbibliothek mit Büchern, die alle möglichen Aussagen über die Mathematik enthalten.

Ja, ich kann mir das vorstellen.

Gut, also der Gödel-Typ kommt zu uns und sagt: „Hört mal zu, Freunde. Es gibt ein Problem mit eurem System. Ihr könnt nicht beweisen, dass alle wahren Aussagen über die Mathematik auch in euren Büchern stehen.“

Warte mal, was soll das heißen? Kannst du das noch mal erklären?

Ja, klar. Gödel sagt, dass es immer wahre Aussagen in der Mathematik geben wird, die nicht bewiesen werden können, indem man nur die Regeln und Axiome verwendet, die in der Mathematikbibliothek festgelegt sind. Es ist eine Art „Loch“ im System.

Verstehe ich das richtig? Du sagst, dass es immer wahre Aussagen geben wird, die wir nicht beweisen können?

Genau das sagt Gödels Unvollständigkeitssatz. Und das ist eines der bekanntesten Ergebnisse in der Mathematik und Philosophie des 20. Jahrhunderts.

Auch hier wieder der Anschein von Kreativität. Wer die beiden Schauspieler und ihre Filme noch kennt, kann den sich o.g. Text mit entsprechenden Stimmen vorgetragen, gleich als Diskussion an irgendeiner verlotterten Bar vorstellen. Das ist wirklich lustig. Man kann also mit dem Bot Spaß haben.

Und das sollten wir auch, anders als irgendwelche selbsternannten KriegerInnen des Humanen, für die die technologischen Outputs des Silicon Valley ausschließlich Ergüsse des militärisch-industriellen Komplexes sind mit dem Ziel der Zersetzung von Freiheit und Demokratie. Das unter diesen Leuten beliebteste Gruselwort ist Kybernetik, der Begriff wird gern missbraucht für alles nur erdenkliche Böse. Und informationstechnologische Abbildungen neuronaler – besser neuromorpher – Netzwerke, so wie ChatGPT eines ist, haben natürlich im weiteren Sinne mit Kybernetik zu tun.

Diese Maschinen werden uns bestimmen, sagt nun die österreichische Historikerin Andrea Komlosy, die sich zur Untermauerung Ihrer Behauptungen eines nicht allgemeinen, sondern eng historisch – und militärisch! – gefassten Begriffs der Kybernetik bedient. Und sie ist nicht die einzige.

Ganz im Gegensatz dazu fragt Peter Sloterdijk in seinem Essay Götterdämmerung mit Emphase [1]:

Müssen wir uns wirklich mit der Suggestion befassen, die Erfinder der Künstlichen Intelligenz hätten sich in die freigewordene Position des Macher-Gottes gedrängt?

[…] Was sollen wir den seit Jahrhunderten aufflammenden antimodernen Hysterien antworten, die unterstellen, der Mensch möchte „werden wie Gott“?

[…] Nicht wenige der klügsten unter den geistig virulenten Zeitgenossen – nennen wir Hawking und Hariri anstelle von einigen Nennenswerten – drücken ihre spirituellen Sorgen in der Vision von der Überwältigung der Menschen durch ihre digitalen Golems aus.

[…] Die Konsequenzen des immer rascheren Abfließens von Menschenreflexionen in Maschinenreflexionen sind unabsehbar. Gegenbewegungen bezeugen ihren Protest. Man wird Staudämme bauen gegen die Fluten externalisierter Intelligenz.

Diesen Staudamm-Bauern hält der Philosoph ein Zitat desjenigen Denkers entgegen, der laut Sloterdijk das Phänomen der künstlichen Intelligenz früher und durchdringender als alle Zeitgenossen reflektiert hatte, Gotthard Günther. Am Ende seines Aufsatzes Seele und Maschine aus dem Jahr 1956 schrieb Günther:

Die Kritiker, die beklagen, daß die Maschine uns unsere Seele „raubt“, sind im Irrtum. Eine intensivere, sich in größere Tiefen erhellende Innerlichkeit stößt hier mit souveräner Gebärde ihre gleichgültig gewordenen, zu bloßen Mechanismen heruntergesunkenen Formen der Reflexion von sich ab, um sich selber in einer tieferen Spiritualität zu bestätigen. Und die Lehre dieses geschichtlichen Prozesses? Wieviel das Subjekt von seiner Reflexion auch an den Mechanismus abgibt, es wird dadurch nur reicher, weil ihm aus einer unerschöpflichen und bodenlosen Innerlichkeit immer neue Kräfte der Reflexion zufließen.[2]

Genau jene Innerlichkeit zeigte sich unlängst in einer Rede, betitelt mit Soziale Energie, die der Schriftsteller Rainald Goetz im Wissenschaftskolleg in Berlin hielt und die in DIE ZEIT abgedruckt wurde. Der Autor feierte darin das Medium Zeitung und die Prozesse der Textproduktion. Man muss da nicht mit dem Redner konform gehen, aber sein Beitrag entspringt einer holistischen Denkkultur, für die Sprache weit mehr als ein Instrument zur Informationsübermittlung sondern eher eine Art Wahrnehmungsorgan ist. Er spricht von der inneren

HYSTERIEENERGIE, die der Geist in jedem Aktivisten braucht und hervorbringt, wenn schriftliche Dokumente dessen entstehen sollen, was die Sprünge der Gedanken, die schauhafte Vielfalt von gleichzeitig eingesehenen Aspekten im Augenblick des Verstehens einer Sache, die kaskadenhafte Folge von explizierenden Schritten der Darlegung von Argumenten, die diese Augenblicke von Erkenntnis nachvollziehbar machen, was geistige Arbeit in ihrer ganzen Wirrheit und Irrheit, zugleich hochrational, als Praxis ist …

Selbstredend ist ChatGPT im Gegensatz zu dieser Form von Textproduktion ein statistischer Zusammenklöppler von Wortketten, nichts weiter. Dies aber mit einer irren Rechenpower, die Menschen zweifellos abgeht. Ein Werkzeug, und nicht weiter nichts, sondern ein Werkzeug, dessen Gebrauch uns verändern wird.

In einem Gespräch mit Gerhard Johann Lischka 1988 spricht der Medienphilosoph Vilém Flusser über unsere Beziehung zu Werkzeugen:

Wenn ein neues Werkzeug hergestellt wird, dann wird es aus Gründen hergestellt, die die zur Zeit herrschende Lage erfordert. Die Absicht, mit der ein Werkzeug erfunden wird, geht diesem also voraus; aber wenn das Werkzeug einmal hergestellt ist und sich der Geist in dieser Form objektiviert hat, so entsteht ein Feedback. Zuerst imitiert der Mensch sich in der Welt, und dann imitiert er seine eigenen Imitationen. In diesem Kreis verändert sich der Mensch. Das Werkzeug beginnt, in einer ganz anderen Funktion gesehen zu werden als jener, fiir die es ursprünglich hergestellt wurde. Diejenigen, die an die ursprüngliche Absicht sich klammern, sehen
im Werkzeug nur Gefahren, aber diejenigen, die ein wenig darüber hinaussehen, erkennen im Werkzeug auszubeutende Möglichkeiten.[3]

Wir müssen also erstmal endecken, was wir da erfunden haben. Konrad Zuse sagte einmal, er habe seine Z3 konstruiert, weil er zu faul zum Rechnen sei. Und heute?

Niemand wird bestreiten, dass neue Technologien auch Gefahren bedeuten können. Aber eben nicht nur. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass jedwede Technik ein fraktaler Spiegel ist, in den wir schauen. Die Technik ist von uns.

Der US-Talkmaster John Oliver ist eine gute Adresse. Nicht nur für Humor. Ab etwa Minute 24 fordert er dazu auf, dass wir das black box problem bei computergenerierten neuronalen Netzen angehen sollten.

Viel Spaß, Nick H. aka Joachim Paul

Quellen

[1] Peter Sloterdijk, Götterdämmerung, in: Nach Gott, Frankfurt a. M. 2017, S. 7 – 30

[2] Gotthard Günther, Seele und Maschine, Erstveröffentlichung in: Augenblick Bd. 3, 1955, Heft 1, S. 1-16, abgedruckt in: „Beiträge zu einer operationsfähigen Dialektik“, Band 1, p.75-90, Felix Meiner Verlag, Hamburg, 1976. Online: https://www.vordenker.de/ggphilosophy/gg_seele-maschine.pdf

[3] Vilém Flusser: Zwiegespräche: Interviews 1967-1991 / Vilém Flusser. Hrsg. von Klaus Sander. – Gottingen: European Photography, 1996, S. 34-40

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Houston, pardon, Habeck! Wir haben ein Problem!

Und zwar mit Deinem Plan zur Energiewende …..

Doch Habeck antwortet nicht.

In der Rubrik „Vergessenes aus dem letzten Jahr“ gibt es etwas, das scheint einer wiederholten Erwähnung wert. Allein schon deshalb, weil die Beachtung in den sogenannten Mainstream-Medien sehr zu wünschen übrig ließ.

Im August 2022 veröffentlichte das Westfälische Energieinstitut ein 58-seitiges Positionspapier „Energie- und Klimawende zwischen Anspruch, Wunschdenken und Wirklichkeit“.

Was für ein Institut?

Das Westfälische Energieinstitut ist die zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Westfälischen Hochschule für energietechnische Fragen. Es bündelt seit seiner Gründung vor über einem Jahrzehnt die energietechnischen Kompetenzen der Westfälischen Hochschule zum einen über die Standorte Gelsenkirchen, Recklinghausen und Bocholt, sowie zum anderen über die vier Fachbereiche Regenerative Energien, Energiewandlung und Energieverteilung, Energienutzung und Energiewirtschaft und Energiepolitik hinweg. Die inzwischen 27 Professorinnen und Professoren und ihre wissenschaftlichen MitarbeiterInnen und DoktorandInnen decken die wesentlichen natur- und ingenieurwissenschaftlichen sowie die ökonomischen Fachbereiche ab, ein im besten Sinne inter- und transdisziplinär arbeitendes Institut.

Hervorgegangen aus der Fachhochschule Gelsenkirchen unter dem Namen EnergieInstitut, operiert das Institut nach der Namensänderung der Fachhochschule Gelsenkirchen in Westfälische Hochschule im Jahre 2011 unter den Namen Westfälisches Energieinstitut, das sich mittlerweile neben der Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen – auch als Forschungs- und Entwicklungspartner der Industrie positionieren konnte.

Und das Positionspapier?

Das Papier ist ein kompaktes Dokument konstruktiver Kritik. Es beschreibt nüchtern Anspruch, Wunschdenken und Wirklichkeit des Projekts Energie- und Klimawende, des wissenschaftlich, technisch und sozioökonomisch-gesellschaftlich gigantischsten Projekts unserer Zeit.

Der Ökonom Heinz-Josef Bontrup, Mitglied des Instituts, fasste unlängst die Kernaussagen des Papiers umfassend in einem Interview für Radio LORA München zusammen.

Er hebt dabei hervor, dass das Projekt sozioökonomisch einem Generationenvertrag gleichkommt. Das beste Instrument einer gerechten Verteilung zwischen heute lebenden und zukünftigen Generationen sei dabei die Staatsverschuldung.

Dazu beklagt Bontrup die vielfach unterkomplexe Darstellung der Aufgabe „Klimaneutralität“ in den Medien, diese sei geprägt von Partikularismus, Wunschdenken und Esoterik.

Des Weiteren erläutert der Ökonom, dass man nach bisherigen Berechnungen die jährliche Energiegrundkonsumption in Deutschland von aktuell 3400 TWh (Terawattstunden) bis zum Jahr 2045 auf 2000 TWh senken könne, diese ca. 40% Reduktion seien allerdings nur unter größtmöglichen Anstrengungen erreichbar. Die Zahl stammt aus einer Auftragsstudie des Habeck-Vorgängers, Ex-Wirtschaftsminister Peter Altmaier, und konnte durch Berechnungen des Westfälischen Energieinstituts bestätigt werden. Die Zahl stimmt mit weiteren Studien annähernd überein.

Dem steht nun eine Ankündigung von Robert Habeck gegenüber, der bis 2045 den Energieverbrauch auf 1000 TWh herunter bringen möchte. Nicht nur am WEI stellt man sich nun die Frage, wo soll die Differenz von 1000 TWh denn herkommen? Doch nur aus dem Import, sagt Bontrup. Das, so der Ökonom, sei aber Augenwischerei, denn es geht ja weltweit um Energieeinsparungen.

Eine Berliner Reaktion auf ein entsprechendes Schreiben des WEI unter Bezugnahme auf das Positionspapier an das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz steht bislang aus. Es gab nicht einmal eine schriftliche Eingangsbestätigung.

(Sollte sich das ändern, wird das hier korrigiert.)

Alle Links aus dem Text
Das Radio LORA Interview mit Heinz-Josef Bontrup
Die WebSite des Westfälischen Energieinstituts
Das Positionspapier des WEI

Trotzdem, nur das Beste
Nick H. Aka Joachim Paul

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Was tun in Situationen mit Menschen in psychischen Krisen…

…statt die Polizei zu rufen?

Contentwarnung: Suizid, Waffen

Ich habe vor einigen Jahren schon mal einen recht persönlichen Text zum Thema verfasst:

Und auch dieser kurze Text gibt meine sehr persönliche Meinung wider und kann natürlich diskutiert werden.

Was sich seit damals nicht groß geändert hat: Über Suizidabsichten zu reden, ist nach wie vor problematisch. Menschen werden -durchaus verständlicherweise- nicht gerne mit einem so umfassend belastenden Thema konfrontiert und neigen zum Beispiel zu großer Hilflosigkeit. Das führt dann manchmal zu einem fast reflexhaften Wunsch, das Problem ausgliedern zu wollen an professionelle Hilfe. (Und es gibt natürlich oft sehr gute professionelle Hilfe, leider aber in einem entsprechend im Kapitalismus knapp kalkuliertem Angebot von Kliniken, Therapeut*innen etc. auch mit einem entsprechend komplett überlasteten System. Des Weiteren ist das Hilfesystem oft paternalistisch und mit Zwang verbunden, so dass Menschen -je nach persönlichen Erfahrungen- erst recht nachvollziehbar ablehnend reagieren.)

Zweifellos gibt es auch psychiatrische Krisen, die medikamentöse Behandlung erfordern. Akute schizophrene Schübe zB.

Warum ich es aber nicht für sinnvoll erachte, die Polizei zu rufen:

Polizist*innen sind kaum ausgebildet für den Umgang mit Menschen in psychischen Krisen. In viel zu vielen Fällen hat das System Polizei gezeigt, dass es nicht angemessen deeskalierend umgehen kann mit Menschen in psychischen/psychiatrischen Krisen. Pfefferspray-, Taser- und Schusswaffeneinsatz zeigen dies in sehr trauriger Regelmäßigkeit. Oft führt dies sogar zum Tod der Person, die die Polizei eigentlich vor sich selbst schützen sollte. Polizei will überwältigen, Situationen in kurzer Zeit mit Macht- und Gewaltausübung beenden. Sich bei Überforderung zurückzuziehen, ist in dem Mindset gar nicht vorgesehen.

Weiterführende Links:

https://taz.de/Kriminologe-ueber-schiessende-Polizisten/!5805761&s/

https://taz.de/Polizei-toetet-Jugendlichen-in-Dortmund/!5870594/

https://www.belltower.news/polizeiproblem-toedliche-polizeieinsaetze-treffen-haeufig-migranten-in-psychischen-ausnahmesituationen-136705/

https://taz.de/Psychologe-ueber-toedliche-Polizeischuesse/!5408530/

In einer akuten Krise mit Polizeigewalt konfrontiert zu werden, in der man vor allem Fürsorge benötigt, kann zu einer weiteren Traumatisierung führen.

Die Gründe für akute psychische/psychiatrische Krisen können sehr vielfältig sein:

Verluste, Trauer, Schock, drastische Änderungen der Lebenssituation, Einsamkeit, Abhängigkeiten, Krankheiten, finanzielle Unsicherheit etc.

Das führt zB. dazu, dass die bisher verfügbaren Verhaltensmuster kurz- oder langfristig nicht (mehr) funktionieren und ein möglicher Ausweg aus einer Situation selbst nicht mehr erkannt wird.

Und so vielfältig wie Menschen sind, so vielfältig sind deren Krisen und die daraus dann entstehenden Situationen, so dass es kaum allgemein gültige Ratschläge geben kann. Nichtsdestotrotz ist es sinnvoll, verschiedene Situationen/Fragen gedanklich zumindest durchzuspielen, bevor man tatsächlich damit konfrontiert ist.

Unterschiedliche konkrete Situationen:

  • Sprache
    • Sprecht ihr dieselbe Sprache oder braucht es Dolmetscher*innen?
  • Waffen
  • (Abstand wahren; Nicht selbst in Gefahr bringen!)
  • Ort (draußen, drinnen, Fremdgefährdung)
  • Drogenkonsum
    • Welche Drogen/Medikamente wurden konsumiert? In welcher Menge? Kannst Du die Wirkung einschätzen? (Bei Bewusstlosigkeit: Krankenwagen/Notärzt*innen/Rettungsdienst anrufen)
  • Ist die Person ansprechbar? Ist ein Gespräch möglich?
  • Eigene Verfassung
    • Wie belastend ist die Situation für Dich? Mit wem/wie kannst Du das verarbeiten?
  • Eigene Ausbildung/Erfahrung
  • Wie gut kennst Du die Person?
  • Suizid und eigene Entscheidungen
    • Für jemanden da sein? Vorsicht vor Abhängigkeiten. (Persönliche Geschichte dazu unten)
    • Sich selbst fragen, ob man Entscheidungen (auch die für den eigenen Tod) akzeptieren kann?
  • Psychische Krisen und eigene Entscheidungen (Schizophrenie…?)
  • Hilfssysteme und Notfallkontakte (Psycholog*innen, Ärzt*innen, Therapie-/Selbsthilfe-Gruppen, (Akut-)Kliniken, Telefonseelsorge etc.)
  • Aufbau von solidarischen Strukturen
  • Ambivalenzen verdeutlichen (Aufdröseln, was Gründe sein könnten, weiterleben zu wollen)
  • Gründe besprechen für psychische Krise: Gibt es auslösende Faktoren? Was könnte helfen?
  • Notfallpläne erstellen; Orte, Handlungen; alles, was helfen könnte etc.
  • Kontaktliste (auch mit persönlichen Kontakten; mit Menschen, die man in Notfällen auch nachts anrufen kann)

Hilfreiche Links etc.

https://www.mhfa-ersthelfer.de/de/was-ist-mhfa/guidelines/

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/depression-in-verschiedenen-facetten/suizidalitaet#Umgang%20mit%20suizidalen%20Menschen

Eine kurze sehr persönliche Anmerkung zu dem oben erwähnten Punkt, ob man für andere Menschen in einer suizidalen Situation da sein kann: Vor einigen Jahren in einer suizidalen Phase von mir hat mir ein Freund zugesagt, er wäre für mich da, also körperlich bei mir, falls ich irgendwann wirklich sterben wollen würde und dabei nicht alleine sein möchte. Das war damals eine für mich so großartige, liebevolle, respektvolle Aussage (und mit so einem krassen Grad an Verantwortung), dass es mir für den Moment sämtlichen Druck genommen hat. Das ist aber natürlich etwas, was man niemals erwarten und Menschen auch sehr belasten kann. (Von den eventuellen strafrechtlichen Problemen mal abgesehen.)

Und zum Schluss noch einen Lesetipp zum Umgang mit Emotionen/Krisen etc. in linken Kontexten/Gruppen: https://www.akweb.de/ausgaben/679/individualismus-und-leistungsfetisch-in-linken-gruppen-das-start-up-in-uns/

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Wahnsinnig guten ÖPNV gibt es nur billig.

Selbst ein bundesweites 49- oder 69-Euro-Ticket wäre ein Gamechanger für den ÖPNV, denn das wäre die faktische Abschaffung der Tarifgrenzen. Wer das Geld hat, könnte sich ein Ticket kaufen – ohne ein dreijähriges Tarifstudium absolviert zu haben. Das heißt allerdings auch: Wer das Geld nicht hat, bleibt außen vor oder kann nur jeden zweiten Monat […]
Veröffentlicht unter Persönliche Blogposts

Lose Gedanken und Gefühle. Etwas unsortiert…

You said „anxiety’s the theme of all our lives these days“
Can’t even have my coffee without exploiting someone
Or making another millionaire a billionaire“

But I’m done dying on the inside
Now that everything is dying outside
The sky is letting go
Of holding on, like a crying child
Armageddon on my mind
I’ll try to smile all the time“

Spanish Love Songs – Optimism (as a radical life choice)

Aktuell habe ich den subjektiven Eindruck, dass in vielen Strukturen „nach“ der Pandemie organisatorisch wieder richtig viel geht. Viele Kundgebungen, Demos, Veranstaltungen, Mahnwachen etc. Neue Räume. Effiziente Planungen und Plenumssitzungen.

Aber irgendwas fühlt sich trotzdem immer mal „off“/falsch an. Kennt ihr das oder bin das nur ich?

Wir haben Räume für den ganzen Orgakram, aber wo bleiben wir mit unseren ganzen Gefühlen zu allem, was passiert? Wo weinen wir zusammen? Wo ist Platz, all die Emotionen zu Ereignissen überhaupt noch zu verarbeiten?

Versteht mich nicht falsch. Dass Orga oft gut läuft, ist super toll. All die Menschen, die sich einbringen irgendwo, irgendwas organisieren, einander helfen etc. Aber: Zig Kommunikationskanäle, soziale Medien, Nachrichten. Alles parallel. Überlagernd. Überfordernd. Wie und wo verarbeiten wir das? Oder machen wir das nur weg? Verdrängen. Mehr Orgakram? Mehr Arbeit? Drogen? Abends alleine Zuhause heulen? Offensichtlich bin ich darin gar nicht mehr gut. Im Verdrängen. Im Funktionieren. Darin, alles mit mir alleine auszumachen.

Vielleicht bin ich einfach zu emotional. Ich kann für ’nen überfahrenen Igel weinen. Oder einen abgesägten Baum. Ich ertrage Ungerechtigkeit nur schlecht. Menschen sterben. Kapitalismus. Klimakrise. Armut. Wohnungslosigkeit. Dagegen unfassbarer Reichtum. Manchmal komme ich schon mit der schieren Existenz all dieser Dinge nebeneinander nicht klar.

Vielleicht übersehe ich auch was. Vielleicht sehe ich das alles mitunter zu negativ. Vielleicht bin ich nicht in den „richtigen“ Kreisen. Oder meine einst engen Freund*innen sind mittlerweile emotional zu weit entfernt. Oder ich bin schlecht geworden damit, emotionale und auch körperliche Nähe überhaupt zuzulassen. Oberflächlich betrachtet ist es auch eine Weile einfacher gewesen, Gespräche ein wenig belanglos zu halten. Sich aufs Sachliche zu beschränken. Tiefe zu vermeiden. Sich in Orgakram „verlieren“. Aber langfristig erscheint mir das zumindest für mich nicht mehr passend. Es führt zu dem oben genannten „Off“-Gefühl.

Die Privilegierten unter uns haben dann dafür noch Therapeut*innen und/oder Therapiegruppen. (Ich auch!) Aber wünschen würde ich mir dafür oft auch Zeit und Platz in linken Strukturen.

Ich weiß nicht, was meine persönliche Schlussfolgerung ist. Vielleicht muss ich mich erst ein wenig weiter mit der Frage beschäftigen, was meine Bedürfnisse genau sind und an welchen Stellen es zumindest wahrscheinlicher ist, dass diese befriedigt werden könnten. Hilft es, mehr Zeit in der Natur zu verbringen? Neue Freundschaften zu suchen, die besser zu mir passen? Ich weiß es einfach nicht… und das macht traurig, emotional nackt und ein wenig ratlos.

Ein sehr großartiger Mensch sagte vor einiger Zeit mal zu mir: „Du brauchst Schrauben und gehst dafür zum Bäcker. Das kann niemals funktionieren.“

To be continued…

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Solidarisch durch die Krise! Aber wie?

Krisen und Bedrohungen aller Art werden mehr. Pandemie. Nächste Welle Corona. Krieg in der Ukraine. Klimawandel. Damit einhergehende Preissteigerungen, die viele Menschen existenziell bedrohen. Abwehrkämpfe gegen Entwicklungen ins Autoritäre.

Was machen „wir“ als wie auch immer aussehende linke Bewegung damit? Demos organisieren, um Forderungen an den Staat zu stellen? Mehr Selbstorganisierung in Gruppen, Stadtteilläden, mit Küfas etc. gegen die Vereinzelung, die (gesellschaftliche) Kälte und das Ohnmachtsgefühl? Beides? Oder vielleicht ganz was Anderes?

Ich weiß für mich gerade auch nicht so richtig, was sinnvoll wäre. Also habe ich erst einmal parallel bei Twitter und Mastodon einige Fragen gestellt, um zumindest in meiner überschaubaren Bubble herauszufinden, wie da eigentlich die Stimmung ist. Das erfüllt natürlich keine wissenschaftlichen Kriterien zur Datenerhebung, ist nicht repräsentativ, viel zu kleine Stichprobe. Dies. Das. Und verschafft mir trotzdem einen kleinen Überblick, wie es anderen Menschen mit ähnlicher politischer Ausrichtung aktuell so geht diesbezüglich.

Kurzer Exkurs Social Media: Meine Twitteraccounts haben aktuell 1684 Follower*innen (offener Account), 2432 (geschlossener Account). Bei Mastodon sind es 555 . Das ist insofern interessant, weil die Anzahl von Teilnehmenden bei den Umfragen bei Mastodon trotz viel niedrigerer Anzahl an Follower*innen vergleichbar ist. Die Reaktionen in Form von Kommentaren, Diskussionsbeiträgen sind in der Anzahl etwa gleich.

Die Qualität der Diskussionsbeiträge ist natürlich zunächst mal von einzelnen Menschen abhängig. Grundsätzlich empfinde ich aber oftmals die Kommentare bei Mastodon als ausführlicher/persönlicher/tiefergehender in der Analyse. In diesem konkreten Fall waren die Kommentare bei beiden Plattformen durchweg qualitativ hochwertig, differenziert, ausführlich etc. Einen Unterschied kann ich an der Stelle insofern nicht feststellen.

Ich kann keine belastbare Analyse der politischen Einordnung meiner Follower*innen liefern. Aus dem Gefühl heraus ist Mastodon deutlicher politisch linksradikal. Bei Twitter sind (auf beiden Accounts) durchaus auch noch liberale und Accounts der sogenannten „bürgerlichen Mitte“ zu vermuten. (Auch, wenn ich großzügig blocke.) Zudem hat Twitter vermutet mehr Karteileichen (inaktive Accounts) als Mastodon. (Bei Mastodon kann man inaktive Accounts via Dashboard schnell identifizieren. Gibt es sowas auch für Twitter?)

Umfrageergebnisse: (Wenn nichts dabei steht, waren die Fragestellungen bei Twitter und Mastodon identisch.)

Frage 1:

(Boosts/Mastodon: 9 Retweets/Twitter: 6 Likes/Mastodon: 4 Likes/Twitter: 4)

Angesichts kommender Krisen (Corona-Welle, Preissteigerungen, Klimawandel etc.): Was wäre eure bevorzugte Variante?

  • M 70 % T 47 %     Mehr Selbstorganisation (in Stadtteilen)
  • M 17 % T 31 %     Große, linke Demos
  • M   7 % T   4 %     Was Anderes (Kommentar)
  • M   6 % T 18 %     Ergebnis zeigen
  • M 86     T 110         Anzahl Teilnehmende

Kommentare:

  • Geld wird immer weniger wert und die Preise steigen stetig. Wir müssen Wege finden den Umweg Geld zu umgehen. Dies nutzt in der Inflation und mehr teilen schont auch noch die Umwelt. Also werft nichts weg und fördert die Umsonstökonomie.
  • Eine irgendwann ja vielleicht doch noch mal funktionierende (grüne) Politik/Regierung.
  • Bessere politische Vorgaben durch Land und Bund, letztlich sind das Krisen, die nicht individuell oder durch Bewegungen gelöst werden können, sondern nur durch kluge politische Rahmensetzung.

Frage 2: (Bei Auswahlmöglichkeit 1 musste ich für Twitter aufgrund der restriktiveren Zeichenbegrenzung „Stadtteilläden“ leider weglassen, was zu einem etwas anderen Ergebnis führt. Ein Umsonstladen hat sich deshalb via Twitter statt für Möglichkeit 1 für Möglichkeit 3 mit entsprechend erläuterndem Kommentar entschieden.)

(Boosts/Mastodon: 4 Retweets/Twitter: 2 Likes/Mastodon: 2 Likes/Twitter: 2)

Wie seid ihr aktuell organisiert?

  • M 32 % T 18 %     Selbstorganisation, (Stadtteilläden,) Antifa etc.
  • M   8 % T   9 %     In Parteien
  • M   7 % T   6 %     Anders (Kommentar)
  • M 53 % T 66 %     Nicht organisiert
  • M 74     T 65           Anzahl Teilnehmende

Frage 3: (Erläuterung: ph = physical health, mh = mental health)

(Boosts/Mastodon: 0 Retweets/Twitter: 3 Likes/Mastodon: 0 Likes/Twitter: 2)

An Menschen, die derzeit nicht irgendwo organisiert sind:

Was hindert euch?

  • M 24 % T 38 %     Zu wenig Zeit
  • M 41 % T 41 %     Mastodon: Ich kenne keine Menschen, Orgas, Gruppen. Twitter: Ich weiß nicht, wo.
  • M 33 % T 20 %     Erkrankung (ph, mh)
  • M   2 % T   2 %     Ich sehe keine Notwendigkeit.
  • M 49     T   56         Anzahl Teilnehmende

Kommentare:

  • Angst vor Gruppen und Dynamiken
  • Keine Kraft und keine passenden Strukturen, in denen ich das Gefühl hätte, sinnvoll aktiv zu sein.

Frage 4:

(Boosts/Mastodon: 3 Retweets/Twitter: 2 Likes/Mastodon: 2 Likes/Twitter: 2)

An Menschen, die aktuell nicht organisiert sind:

  • M 67 % T 65 %       Ich würde gerne mehr machen.
  • M 15 % T 12 %       Ich möchte nicht mehr m(achen).
  • M 18 % T 23 %       Ergebnis zeigen.
  • M 55     T 69             Anzahl Teilnehmende

Analyse der Umfrageergebnisse: Aus den in der Einleitung erwähnten vermuteten unterschiedlichen politischen Umfeldern bei Mastodon und Twitter ergeben sich entsprechend zumindest an einzelnen Stellen deutliche Unterschiede in den Ergebnissen. Diese zeigen sich vor allem beim Bedürfnis nach mehr Selbstorganisierung (Frage 1) sowie bei der Art der aktuellen Organisierung (Frage 2).

Potential für Gruppen und zukünftige Aktionen ergibt sich aus dem bei beiden Plattformen recht großen Anteil an Menschen, die Interesse an progressiver, linker Politik haben, die derzeit aber (noch) nicht irgendwo politisch engagiert sind. (Obwohl die absoluten Zahlen sehr klein sind, ist zumindest zu hoffen, dass es außerhalb von Social Media diesbezüglich ähnlich aussieht.) Man darf aber nicht übersehen, dass dies bei „bürgerlicher Mitte“ über liberal hin zu Querdenken und Neonazis ebenfalls zu befürchten ist.

Frage 5:

(Boosts/Mastodon: 2 Retweets/Twitter: Likes/Mastodon: 4 Likes/Twitter: )

Ich ergänze noch um eine offene Frage:

Was würde euch helfen, irgendwo einzusteigen in eine Gruppe/Orga? Was braucht ihr dafür?

Kommentare: (in einzelne Punkte aufgesplittet bei längeren Antworten. Teilweise Rechtschreibung (Groß-/Kleinschreibung) angepasst.)

  • Hinweis zum Tag der offenen Tür bei vielen Hackerspaces am 27.8.
  • Online-Affinität
  • weitgehende inhaltliche Übereinstimmung
  • Umgangsweise ohne Messer im Rücken und Kleinkrieg wie sonst überall.
  • Aktionsformen neu erfinden, statt ritualisiert immer dasselbe abzuspulen.
  • Dinge hinterfragen wird als Inspiration und Chance zur Weiterentwicklung, nicht als Angriff gewertet.
  • Anerkennung der Realität, dass wir als Zivilisation auf dem absteigenden Ast operieren.
  • aber tbh: mehr oder weniger aufgegeben.
  • formell organisiert, habe aber nicht die Kapazitäten, mich auch tatsächlich einzubringen. Eine Partei, mehrere Vereine. Mehr als Beiträge zahlen kommt im allgemeinen nicht rum. Und ob ich das noch dauerhaft bei allen kann, steht aufgrund der explodierenden Preise auf der Kippe.
  • gute Gesundheit
  • Eine geeignete Gruppe oder Orga brauch ich.
  • heterogen
  • kein idiotischer Anspruch an eigene, angebliche Unfehlbarkeit (aka mind. undogmatisch)
  • solidarischer Umgang mit (eigenen) Widersprüchen
  • Ansetzen an Lebensrealitäten
  • (Selbst)Reflektionsfähigkeit
  • Und ein bisschen Spaß wäre auch nicht falsch.
  • In der Wirkung nach außen gerichtet. Selbstbespaßung und „predigen zu den Bekehrten“ gibt mir wenig.
  • Niedrigschwelligkeit bzgl Kindern. Wenn Treffen um 19 Uhr abends stattfinden, bin ich raus. Verrauchte Kneipen als Treffpunkte raus. usw.
  • anarchistisch, antikapitalistisch, antifaschistisch, antirassistisch, undogmatisch, praktisch, lokal.
  • Begriffe ausdifferenzieren: „Antifaschistisch“ heißt zZ für die einen Waffenlieferungen an die Ukraine, für andere gegen die Sanktionen ggü. Russland und für Dritte für einen naiv-depperten Pazifismus einzutreten. Ich glaube, man muss vielfach viel grundlegender debattieren.
  • Hier konkret: Den offensichtlich Betroffenen von überlegener Gewalt beistehen. Und sich dabei vielleicht nicht auf die eigenen Scheuklappen beziehen, sondern auf potenziell Verbündete vor Ort.
  • Gleichgesinnte und Leute wie ich, die in und an dieser Arbeitswelt leiden.
  • Linke wollen (mit Revo) die Welt retten, aber bekommen es nichtmal geschissen, während ner Pandemie laut und sichtbar dafür einzustehen, dass täglich Menschenleben durch simples, konsequentes Masketragen geschützt werden könnten.
  • Umgang mit Konflikten, „bad actors“ (Erläuterung: In der weiteren Diskussion via Twitter kein Konsens diesbezüglich. Rauswerfen vs. Täter*innenarbeit, Fehlerkultur (bis zu welchem Punkt?))
  • Weg von Szenecodes, akademischer Sprache. Menschen zugestehen, da zu lernen.

Fazit? (Für Gruppen?)

Trotz nicht ausreichender Zahlen kann man wohl davon ausgehen, dass im linken Spektrum etliche Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen bisher nicht in Gruppen aktiv sind. Diese Gründe sind einerseits sehr persönliche (Gesundheit etc.), aber auch in bisherigen Erfahrungen mit Aktivismus begründet, wenn man sich die doch sehr vielfältigen Kommentare ansieht. Auch Gruppen haben an der Stelle Ansatzpunkte, ihre Zugänglichkeit, ihre Kommunikation, ihre Ausrichtung und den Abbau von Barrieren zu überdenken.

Und nun? (Für Menschen, die sich organisieren wollen)

Wenn ihr in eurer Region was machen wollt, aber nicht so richtig wisst, wo anfangen: Es gibt in vielen Regionen ganz gute Seiten mit Terminen. In Berlin zum Beispiel ist das der Stressfaktor. In Dresden heißt die Seite Terminal. In Hamburg Bewegungsmelder. Im Ruhrgebiet gibt es Hermine und für Dortmund/Bochum zusätzlich noch Latscher.in.

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vordenker news Juni 2022

Liebe Vordenkerinnen, liebe Vordenker,

ZÄsur- Peter Angermann

es ist wieder einmal eine ganze Weile her, dass wir hier Neues publiziert haben. Seitdem hat sich die Welt eindeutig nicht zum Besseren verändert. Gleichwohl ist es auch weiterhin sinnstiftend und vielleicht sogar tröstend, sich mit gehaltvollen Text- und Bildmedien zu beschäftigen, sich ggf. daran zu reiben und das eigene Denken und Handeln zu schärfen und weiterzuentwickeln. Und zwar mit Texten von Peter Angermann, Engelbert Kronthaler, Gotthard Günther, u.a. über Max Bense, Joachim Paul.

Peter Angermann

1997 regte Rudolf Kaehr die Veröffentlichung von Peter Angermanns Vortrag „Ohne Anfang kein Ende“ in unserem eJournal vordenker.de an. Die beiden waren in den Neunzigern Kollegen an der Städelschule in Frankfurt. Peter Angermann erinnert sich an einen sehr lebhaften und intensiven Gedankenaustausch über Fragen der Kybernetik, besonders eben zur Problematik von Rekursivität und Selbstreferenz. Nun, so bemerkt der Autor über sich selbst, habe er seine „Überlegungen zu einem gewissen Ergebnis gebracht und in dem Aufsatz „Zäsur – Eine Zirkuläre Ästhetik“ zusammengefaßt.“ Er widmet diesen Aufsatz Rudolf Kaehr.

Engelbert Kronthaler

TEWA – Arche + Archiv, 22+1 Wort

Dieser Text ist im Kern ein Beitrag zum 4. Günther-Symposium der Universität Klagenfurt, das vom 14.9. bis 4.10.2000 anläßlich des einhundersten Geburtstages von Gotthard Günther im INTERNET stattfand und sich in Kosmos – Gesellschaft – Logik gliederte. Er ist durch ein Bild von René Magritte sowie durch einen Bilder-Anhang ergänzt, die damals wegen der Begrenzung des Umfangs und technischer Schwierigkeiten nicht übertragen werden konnten. Ferner wurden die 23 ursprünglichen Endnoten in Fußnoten umgewandelt. Eine wesentlich erweiterte Fassung erschien im Verlag Dr. Kovač unter dem Titel „Das Lebensprinzip – Mit einem Anhang zur Universellen Ethik“.

Kronthaler stellt Archevierung als wesentliches Lebensprinzip vor, zunächst im Gegenüber, in der Differenz von Arche und Archiv, dann als Einheit, wobei die entscheidende Vermittlung das hebräische Wort für Arche, Tewa, bildet, da es auch Wort bedeutet. Dieses Prinzip, so der Autor, soll auch bei der Technikentwicklung eine Rolle spielen, was u.a. bedeutet, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, als Teil eines Ganzen. Die Argumentation erfolgt im Kontext einiger Aspekte des Werkes von Gotthard Günther.

Gotthard Günther

Das Problem der Orthogonalität“ ist ganz der Würdigung Max Benses gewidmet und erschien zuerst posthum 1985 in der Zeitschrift Semiosis. Seine Bereitstellung hier im eJournal vordenker.de war bereits für das Jahr 2001 geplant, wurde aber schlicht vergessen. Erst eine Revision der hier präsentierten Bibliographie Günthers und der dafür vorgesehenen Texte brachte den Fehler zum Vorschein. Wir bitten um Entschuldigung.

In diesem Text beschäftigt sich Günther mit der Frage, wieviel ontologische Komponenten ein Weltbild benötigt, das gegebenen ästhetischen Bedürfnissen genügt. In Systemen, in denen sich Individualität und Vielfalt darstellen kann, oder allgemeiner, in ontologischen Systemen, soweit sie von differenten Wertigkeiten abhängen, treten immer Grenzen auf, die von den Gesetzen der Orthogonalität bestimmt sind.

Joachim Paul

Eine Krise unserer Rationalität? – Zur Dialektik der Beziehungen zwischen Ökonomie, Umwelt und Technik“ entstand als Beitrag zu einer Monographie „Digitalisierung und Technik – Fortschritt oder Fluch“, herausgegeben von Heinz-Josef Bontrup und Jürgen Daub. Näheres dazu in einem eigenen Blogtext.

Kommt, kommen Sie weiterhin gut über die Runden,

viel Erbauung und Entspannung beim Lesen und Denken, Ihr

Nick H. aka Joachim Paul (Hg.)

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Eine Krise unserer Rationalität?

Zur Dialektik der Beziehungen zwischen Ökonomie, Umwelt und Technik

Der oben betitelte, hier folgende Aufsatz entstand Frühjahr/Sommer 2020 als Beitrag für den Band über Digitalisierung und Technik, herausgegeben von Heinz-Josef Bontrup und Jürgen Daub.

Publikationsdaten: Joachim Paul, Eine Krise unserer Rationalität? – Zur Dialektik der Beziehungen zwischen Ökonomie, Umwelt und Technik,

in: Heinz-J. Bontrup, Jürgen Daub (Hg.), Digitalisierung und Technik – Fortschritt oder Fluch? Perspektiven der Produktivkraft- entwicklung im modernen Kapitalismus, PapyRossa Verlag,

Köln, November 2020, S.74-113 (ISBN 978-3-89438-742-6)

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Hinweis: Das Nachträgliche Vorwort sowie das Inhaltsverzeichnis sind abweichend von der Buchpublikation im Juni 2022 hinzugefügt worden.

0. Nachträgliches Vorwort, Juni 2022

Das Fragezeichen im Titel ist mittlerweile sicher durch ein Ausrufezeichen ersetzbar.

Eine geoökologische Interpretation der aktuellen Ereignisse, des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine, fällt sehr kurz aus: es ist eine Katastrophe!

Zugleich ein Rückfall in das imperial-nationalistische Ideologiengefüge des 19. Jh. und das Blockdenken des Zwanzigsten. Die – gleichwohl verständlich – zunehmend aggressive Antwort des Westens auf die russische Agression, beides wird von manchen als einem US-amerikanischen Drehbuch folgend interpretiert (Dobbins et al 2022), komplettiert diesen Rückfall.

Ansätze zu planetarischem Denken, zur gemeinschaftlichen Sorge und Übernahme von Verantwortung für uns und unseren Planeten haben – so scheint es – aktuell keine Chance. Dabei ist dies dringend erforderlich, denn gerade suchte eine weitere Naturkatastrophe in Gestalt einer Rekordhitzewelle Südasien heim.

Historisch motivierte Interpretationen, wie zum Beispiel die des Osteuropaexperten Wolfgang Eichwede, sehen in dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine möglicherweise letzte und entscheidende Phase des Zerfalls der ehemaligen Sowjetunion. Die Auflösung großer Machtblöcke zieht sich aus historischer Perspektive immer über eine längere Zeitstrecke hin und produziert dabei „Kosten“ in jeglicher Hinsicht (Eichwede 2022). Das ist eine überaus gefährliche Lage.

In einer ökonomisch und kommunikationstechnologisch durch und durch verflochtenen und vernetzten Welt voller interdependenter Nationen, Wirtschaftsbereiche und Wirtschaftsräume sind Finanz- und Handelssanktionen die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Deutschland, Europa, die USA, die Nato sind nicht nur durch Lieferungen an die Ukraine Kriegsparteien. Ihre Sanktionsbomben „explodieren in Zeitlupe“ (Schulz 2022) und rufen unkalkulierbare und möglicherweise irreparable Langzeitwirkungen in den russischen Gesellschaften und ebensolche Dominoeffekte hervor wie z.B. die durch den Krieg bedingten Nahrungsmittelengpässe und Hungersnöte in Afrika und weiteren Abnehmerländern von russischen oder ukrainischen Agrarprodukten.

Der aktuelle Streit der Ökonomen zu den möglichen Konsequenzen eines Russland-Embargos offenbart ein weiteres Mal, dass die neoliberal-neoklassisch dominierte ökonomische Rationalität, abzulesen an ihren Argumenten und Handlungsvorschlägen, offensichtlich kein hinreichendes Wissen, bzw. hinreichende Informationen über die Realitäten und ihre Komplexitäten hat. Ihre Vertreter sind sich dieses Mangels an Informationen vielfach noch nicht einmal bewusst, gleichwohl beraten sie die Politik oder üben über ihre medialen Reichweiten politischen Druck aus. Das birgt doppelt Gefahren. So bemerkte Wirtschaftsminister Robert Habeck unlängst sehr richtig, dass es eine erhebliche Diskrepanz gebe zwischen den ökonomischen Simulationsmodellen und zum Beispiel der Physik des Gasversorgungsnetzes in Europa.

Diese aktuelle Diskrepanz mag als Sprungbrett in den Beitrag zu Digitalisierung und Technik dienen. Sie findet dort ihre Begründung in anderen Diskrepanzen, die, wie versucht wird zu zeigen, weitaus tiefer liegen und Elemente unserer krisenhaften Rationalität(en) bilden.

Der Beitrag kann auch als Plädoyer für eine dringendst erforderliche Befreiung von uns und unserer Technik aus den Zwängen der vorherrschenden ökonomischen Ordnung gelesen werden.

In der Hoffnung, dass der Text als Anregung und Bereicherung dient,

Nick H. aka Joachim Paul

-> Direkt zur pdf <-

Quellen/ Vorwort

Dobbins, J. et al, Overextending and Unbalancing Russia – Assessing the Impact of Cost-Imposing Options, https://www.rand.org/pubs/research_briefs/RB10014.html

Eichwede, W.; Jung & Naiv, Hg. Tilo Jung, Folge 562, 07.03.2022, https://www.youtube.com/watch?v=mBd8Jl3_FXo timecode ca. 00:53:30

Schulz, S., Fernsehmomente, 04.04.2022, https://www.youtube.com/watch?v=xuR_-OvZf_8 timecode 02:05

Inhaltsverzeichnis

0. Nachträgliches Vorwort, Juni 2022 – 3

1. Einleitung – 5

2. Planetare Problemdimension und Kontextualisierung – 6

2.1 Kontextualisierung – 7

2.2 Denkhaltungen – 8

3. Zur Krise unserer Rationalität(en) – Diskussion der Kontexte und ihrer bilateralen Relationenfelder – 9

3.1 Das Relationenfeld Umwelt – Ökonomie, zur Kritik der ökonomischen Handlungspraxis – 10

Die neoklassische Substitution – 12

Kreisläufe und Naturverbrauch, der neoklassische Umgang mit den Wertbegriffen – 13

Ordnung und Gleichgewicht als Vernunftreligion des freien Marktes 14

Markt, Information, Digitalisierung und „Big Data“ 15

Ein Clash der wissenschaftlichen Kulturen, Komplexität und Modellierbarkeit – 17

Jenseits des Mainstreams, Perspektiven aus der Heterodoxie – 18

3.2 Das Relationenfeld Umwelt – Technik – 19

Technik als Relationsbegriff und conditio humana – 19

Naturphilosophischer Exkurs zur Technik – 20

Zum Verhältnis Leben und Technik – 20

Technische Annäherung an Lebensprozesse? 21

3.3 Das Relationenfeld Ökonomie – Technik – 22

Ökonomie und Maschinenbegriff – 22

Technische Inventionen als Kipppunkte in der Ökonomie – 23

Informations- und Wissensgesellschaft und/oder Netzwerkkapitalismus? – 24

Maschinen, Algorithmen und Erkenntnisprozesse – 26

4. Schlussfolgerungen – 27

5. Literaturverzeichnis – 28

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