Themen des Arbeitskreises: Bildung, Kultur & Medien
Arbeitskreis 3: Sitzung vom 06.05.2013
Arbeitskreis 4: Sitzung* vom 06.05.2013
Themen des Arbeitskreises #4: Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft, Verbraucherschutz, Wirtschaft, Mittelstand, Energie und Bergbausicherheit, Enquete Chemische Industrie
*Die Sitzung wurde nicht von Anfang an gestreamt #ausGründen
Drs. 16/2567: Risswerkführung in Nordrhein-Westfalen
Risswerkführung in Nordrhein-Westfalen
Kleine Anfrage 1054
Kai Schmalenbach PIRATEN
10.04.2013
Antwort MWEIMH Drucksache 16/2807 30.04.2013
Drs. 16/2470: Funktions-Leistungsbezüge der Präsidiumsmitglieder an NRW-Hochschulen
Funktions-Leistungsbezüge der Präsidiumsmitglieder an NRW-Hochschulen
Kleine Anfrage 1003
Monika Pieper und Dr. Joachim Paul PIRATEN
25.03.2013
Antwort MIWF Drucksache 16/2806 30.04.2013
Drs. 16/2504: EU-Fördermittelstopp für NRW. Wer trägt die Verantwortung und was sind die Folgen für NRW?
EU-Fördermittelstopp für NRW. Wer trägt die Verantwortung und was sind die Folgen für NRW?
Kleine Anfrage 1023
Nicolaus Kern PIRATEN
26.03.2013
Antwort MAIS Drucksache 16/2870 06.05.2013
Sleepy after Japan
Am 23.2. morgens um 11 war es dann so weit, ich saß im Flieger nach Japan. Obwohl ich bis zum Freitagabend völlig ruhig war, habe ich die Nacht zuvor dann schlecht bis gar nicht geschlafen und ging schon einigermaßen müde „ins Rennen“. Zwar habe ich bereits mal einen Flug nach Thailand hinter mir, aber Japan war dann noch mal eine andere Nummer. Zur langen Flugreise kam die Nervosität, eine Reise mit dem Minister und mit Vertretern der Industrie, viele offizielle Termine, unter anderem beim deutschen Botschafter und dem Gouverneur der Präfektur Fukushima. Ja, das nimmt vorweg, die Reise führte uns auch in die Gegend um das Kraftwerk das ab dem 11.3.2011 für Wochen die Nachrichten beherrschte. Wir waren dort im Dorf Kawauchi http://de.wikipedia.org/wiki/Kawauchi_(Fukushima) Das Dorf liegt in ungefähr 25KM Entfernung vom havarierten Kraftwerk und damit im Grenzbereich zwischen bewohnbar und nicht bewohnbar. Die Eindrücke dort waren erstaunlich. Die Bewohner hadern nicht mit ihrem Schicksal, sondern tun alles dafür, es selbst in die Hand zu nehmen. Ein für mich, in dieser Nähe zum Reaktor, nicht nachzuvollziehendes Verhalten, ehrlich gesagt. Ich würde die beine in die Hand nehmen und rennen, ganz weit weg. Nicht so die Bewohner von Kawauchi, ein zunächst als Viehweide geplantes Gebiet, wird nun zu einem Solarprojekt umgebaut und zwar weil… das Gebiet auf Grund der Kontaminierung nicht als Weideland geeignet ist und deswegen eine Sondernutzung ermöglicht wurde. Puh!
Japan ist toll. Man kann jedem nur empfehlen das Land mal zu besuchen, die Menschen dort sind immer freundlich und jederzeit bestrebt, es den Besuchern an nichts mangeln zu lassen. Das tollste an Japan war die funktionierende Bahn 😉 und wenn man in Japan auf die Strasse tritt, am Bahnhof von Tokio, dann rechnet man nicht damit, dass es sich dabei um eine Metropole handelt. Die Strasse vor dem Hbf ist beinahe menschenleer. Und auch wenn das nicht überall so ist, scheint es so, als sei der Schienenverkehr dort Verkerhrsmittel Nummer 1, denn im Stau gestanden haben wir dort irgendwie gar nicht. Die mehreren Etagen Strassen und Brücken erinnerten mich ein wenig an Bangkok, aber dort geht auf den Strassen meistens fast nichts, denn Stau ist da irgendwie immer. Auch wirkt Tokio deutlich aufgeräumter 🙂
Aber genug der Eindrücke abseits der Arbeit. Der Zeitplan war enorm, die Planung im Viertelstundentakt. Mitunter wunderte mich, dass keine Sekunden angegeben wurden. Ich werde mal anfragen, ob ich den „Stundenplan“ veröffentlichen kann. Wer jedenfalls meint, eine Delegationsreise sei ein großer Spaß, dem sei gesagt, einfach mal eine mitmachen. Ich habe noch nie eine derart genaue Planung erlebt. Teilweise war nicht mal zeit für eine Zigarette zwischendurch und wir kamen minutengenau am Bestimmungsort an.
Zum Zweck der Delegationsreise: Japan ist nach Fukushima wenig überraschend an einem Scheideweg. Zwar scheint die aktuelle Regierung die Atomreaktoren wieder einschalten zu wollen, aber zum Zeitpunkt unseres Besuches, war maximal einer online und der Wunsch der Bevölkerung ist es wohl, dass das auch so bleibt. Wer nun meint, Japan sei in Sachen Energie weit vor, dem sei gesagt: weit gefehlt! Japan hat einen extrem geringen Anteil an 2-fach-Verglasung und heizt wie kühlt größtenteils elektrisch, bei gleichzeitig wohl doch recht hohen Energiepreisen. So war denn der zweck der Reise auch, eine Werbeveranstaltung für erneuerbare Energien, sowie Wissenstransfer und Know-How-Vermittlung. ich glaube alle Delegationsteilnehmer beschäftigen sich beruflich mit erneuerbaren Energien. im Dorf kawauchi wurde ein Vorvertrag für die Solaranlage unterschrieben und an allen Stationen ging es um die Erneuerbaren. Minister Remmel machte dabei meiner Meinung nach eine wirklich gute Figur. Schade war es unterdessen, dass ich der einzige MdL war, der mitgereist war. Schade vor allem für die anderen MdL würde ich meinen, denn es gab einen regen Informationsaustausch und Vieles zu lernen.
Ich hoffe, den rest per „Stundenplan“ nachreichen zu können, denn es würde den Rahmen eines Blogbeitrages deutlich sprengen. Mir bleibt nur zu sagen, es war eine anstrengende, aber auch sehr lehrreiche Reise und der Stundenplan, sowie der Jetlag sorgten dafür, dass ich am Heimkehrtag im Plenum beinahe eingeschlafen wäre und die nächsten 3-4 Tage echt mit Müdigkeit zu kämpfen hatte, was bei mir sonst, abgesehen von den frühen Morgenstunden, so gar nicht der Fall ist.
Neverending Story heute: Bergbaubetroffene
Am 19.4.2013 fand im Landtag die Anhörung mit dem Titel: „Reform des Bundesberggesetzes: Bergbau sichern, Anwohner schützen“ statt. http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MME16-290.html Wie leider bei Anhörungen oft üblich, werden von unterschiedlichen Sachverständigen teilweise völlig konträre Antworten auf die gleiche Frage gegeben. So wird die Aufarbeitung der Anhörung wohl einige Zeit in Anspruch nehmen.
im Unterausschuss diskutieren wir derzeitig sehr leidenschaftlich die Risswerkführung. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Risswerk ) Dazu gibt es unter anderem einen Sachstandsbericht der Landesregierung: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV16-770.pdf und eine kleine Anfrage von mir mit einer Antwort: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-2807.pdf
Vor unserer Sitzung am Freitag, die im schönen Rathaus in Rheinberg stattfand, gab es dazu 2 Ortstermine, die ein wenig verdeutlichen sollten, worum es geht. Insgesamt würde ich sagen, sind wir nicht wirklich weiter gekommen, die Verhärtung der Fronten zwischen der RAG und den Betroffenen kommt immer deutlicher zu Tage, aber ich sehe keinen Silberstreif am Horizont, der darauf hinweisen würde, dass es Fortschritte gibt und so werden wir wohl noch lange darüber streiten, ob das Risswerk, wie von der RAG behauptet keinerlei Relevanz für die Entschädigung der Betroffenen hat, oder wie von den Betroffenen dargelegt, durchaus eine Relevanz hat und was das am Ende überhaupt bedeutet.
Nur eines scheint unterdessen sehr klar, wir Piraten agieren derzeit an der Seite von Schwarz-Gelb gegen die SPD, bei relativ neutralen Grünen.
Was mir dabei schwer im Magen liegt, sind die Darstellungen der „Erfolgsgeschichte“ der Entschädigung durch die RAG, wie es der Kollege Münstermann gerne sieht: http://www.spd-fraktion.landtag.nrw.de/spdinternet/www/startseite/Presse/Pressearchiv/2013/04/0419apm10.jsp?utm_medium=twitter&utm_term=rotgruennrw&utm_source=twitterfeed
Ich zitiere mal die wichtigste Passage: „So genießt die Schlichtungsstelle Bergbau breite Anerkennung. Von den 40.000 Schadensmeldungen im vergangenen Jahr im Bereich der Steinkohle mussten weniger als 20 Fälle gerichtlich geklärt werden.““ Und dazu zitiere ich mich aus der letzten Sitzung auch mal selber: „Ich kann nicht verstehen, dass diese geringe Prozesszahl hier so abgefeiert wird. Bei den Fällen, wo die Betroffenen klagen, ist von vorne herein eines klar, sie haben keinen Anspruch auf eine Rechtsschutzversicherung und die Prozesse gegen die RAG dauern zum Teil Ewigkeiten, sodass von einer Klage nur abzuraten ist“
Was steckt dahinter? Nun, es gibt schlicht keine Rechtsschutzversicherung für Bergbauschäden, sodass der Anwalt quasi immer selbst zu zahlen ist und mit der RAG hat man als betroffener nunmal einen enormen Gegner vor sich. In den Fällen, wo der Rechtsweg gewählt wurde, klagen die Betroffenen zum Teil seit Jahren. Welcher rational denkende mensch würde da zu einer Klage raten? Ich jedenfalls nicht!
Vom Kollegen Schneider wurde in der letzten Sitzung darauf hingewiesen, dass er keine nach vorne gerichtete Beschäftigung mit dem Thema gab. Dem wollte ich Rechnung tragen und bat um eine Einschätzung, ob denn wohl, die offensichtlich aus Steuergeldern finanzierte Entschädigung, nicht besser durch eine dafür einzurichtende Behörde, statt durch die RAG zu regeln sei. Leider habe ich darauf keine Antwort, wenn man mal vom Kopfschütteln der SPD-Leute absieht, bekommen.
So ergibt es sich, dass ich weiterhin mehr Fragen als Antworten habe. Ich frage mich, ob es gut ist, die Entschädigung durch die RAG zu regeln. Ich frage mich, ob mich mein Eindruck täuscht, dass Schlichtungsstellen meistens dazu führen, dass der Betroffene zwar mehr Geld, als im direkten Angebot der RAG angekündigt bekommt, aber immer noch weniger, als der eigentlich zu attestierende Schaden. Ich frage mich, ob das Land einen Apparat aufgebaut hat, der quasi immanent dafür sorgt, dass Betroffene zu schlecht entschädigt werden. Und ich frage mich vor allem, ob so wirklich für Akzeptanz für den Bergbau zu sorgen ist.
Und ich frage: Habt ihr Fragen? Dann immer her damit!
Antrag: Bestehende Steuergesetze durchsetzen, Anreizsysteme schaffen, Steuerschlupflöcher schließen
07.05.2013
Bestehende Steuergesetze durchsetzen, Anreizsysteme schaffen, Steuerschlupflöcher schließen
Urheber: Piraten
Plenarrede zur “Causa Klausner”
Am Freitag, den 26. April 2013, sprach ich zu der aktuellen Unterrichtung der Landesregierung zu den sogenannten “Klausner-Verträgen”, ein Vorgang, der zum Himmel stinkt. Im Jahre 2007 schloss die damalige Landesregierung Verträge zu Lieferung von Holz, die schon damals als unerfüllbar eingeschätzt wurden – nun fällt dem Land ein dreistelliger Millionenbetrag als Schadenersatz auf die Füße. Aber seht selbst:
Diese Pressemitteilung haben wir dazu rausgegeben:
Der Fall Klausner – Verhalten der Landesregierung war „kriminell dämlich“
„Die Causa Klausner stinkt gewaltig“, bilanziert Daniel Schwerd, Wirtschaftspolitischer Sprecher der Piratenfraktion, die heutige Debatte im Landtag über die Rahmenverkaufsverträge des Landes NRW mit dem österreichischen Holzverarbeitungsbetrieb Klausner aus dem Jahr 2007.Der damalige CDU-Landwirtschaftsminister Uhlenberg hatte der Klausner GmbH Holzlieferungen bis ins Jahr 2014 zugesagt, die das Land in der zugesicherten Größenordnung jedoch zu keinem Zeitpunkt erfüllen konnte. Der Gegenwert des Vertrags wird auf rund 500 Millionen Euro geschätzt. „Dieser Vertrag war jedoch nicht nur unerfüllbar, sondern garantierte noch dazu einem einzelnen Unternehmen ohne Sitz in NRW das Monopol auf Staatsholz – ansässige Unternehmen gingen hingegen leer aus“, erklärt Schwerd.
Nach bisherigen Erkenntnissen war der Vertrag 2007 vom damaligen Leiter der Forstverwaltung im Umweltministerium ohne Ausschreibung vergeben worden. „Wer glaubt, dass ein Vertrag mit Lieferungszusagen vom Land im Wert von einer halben Milliarde Euro in einem Rechtsstaat wie Deutschland selbstverständlich in einem transparenten Vergabeverfahren ausgeschrieben werde, wird hier eines besseren belehrt”, so Schwerd
Im Jahr 2009 versuchte die Landesregierung per mündlicher Kündigung aus dem Vertrag auszusteigen. Die Firma Klausner ließ inzwischen gerichtlich feststellen, dass keine gültige Kündigung vorlag. Schwerd: „Jeder, der einen Telefonanschluss kündigen will, weiß, dass er besser ein Einschreiben schickt. Die Landesregierung wusste das offenbar nicht. Das Verhalten der Landesregierung, eine mündliche Kündigung nicht schriftlich zu dokumentieren, ist dermaßen amateurhaft, dass es einem die Sprache verschlägt!“
Klausner hat inzwischen Schadenersatzklagen gegen das Land in Höhe von 120 Millionen Euro angestrengt und pocht auf die Einhaltung der Verträge. Schwerd fasst zusammen: „Der Vertrag ist unter dubiosen und intransparenten Umständen entstanden und zeugt in seiner Ausgestaltung von einer fachlichen Inkompetenz, die ihres Gleichen sucht – und das bei einem Gegenwert von rund einer halben Milliarde Euro! Das Zustandekommen dieses Vertrags war entweder kriminell, oder kriminell dämlich.“
Die Piratenfraktion forderte in der Debatte politische Konsequenzen und maximale Transparenz. Besonders die Rolle des ehemaligen Landwirtschaftsministers Uhlenberg muss geklärt werden. Die Abwicklung der Verträge darf nicht zu Lasten des Staatsforstes und der Umwelt gehen.
Das Wortprotokoll zu dieser Rede (Achtung, es gilt das gesprochene Wort):
(Begrüßung)
Im Jahr 2007 wurde ein Vertrag zwischen dem Land NRW und einem Holzverarbeitungsbetrieb geschlossen, der das Zeug hat, in die Geschichte einzugehen. Ein Vertrag, der unter dubiosen und intransparenten Umständen entstanden ist und dessen Ausgestaltung von einer fachlichen Inkompetenz zeugt, die ihres Gleichen sucht. Ein Vertrag, den das Land teuer bezahlen wird: Entschädigungsforderungen in Höhe von 120 Millionen Euro stehen im Raum. Und ich möchte gleich zu Beginn sehr deutlich sagen: Wie dieser Vertrag zustande gekommen ist – das kann ich mir als nur als entweder kriminell, oder kriminell dämlich erklären!
Zu Beginn des Jahres 2007 hatte der Orkan “Kyrill” unvorstellbare Schäden im Baumbestand in NRW verursacht. Hunderttausende umgeknickte Bäume lagen herum und wollten einer Bestimmung zugeführt werden. Also schloss ein geschickter Umweltminister von der CDU einen Vertrag mit einem österreichischen Holzverarbeitungsbetrieb, um dieses “Kyrill-Holz” zu verkaufen. So lautet die Geschichte, die uns die CDU hier verkaufen möchte.
Leider ist dies nicht einmal die halbe Wahrheit. Zwar schloss der damalige Umweltminister Uhlenberg von der CDU nach “Kyrill” tatsächlich einen Vertrag mit dem Unternehmen Klausner – doch dieser hatte mit dem Orkan nur am Anfang etwas zu tun. Denn der Vertrag sieht vor, dass das Land bis 2014 jährlich 500.000 Festmeter Frischholz an das Unternehmen liefern muss. Die Betonung liegt auf “frisch”. In dem Vertrag geht es eben nicht um die Kyrill-Bestände! Der Wert dieses Deals: Eine gute halbe Milliarde Euro.
500.000 Festmeter – das ist ein halbes Empire State Building, angefüllt mit massivem Holz. Jedes Jahr. So viel Holz hat das Land der Firma Klausner per Vertrag zugesichert. Pro Jahr. Das Problem ist nur: So viel Holz kann das Land NRW aus dem Staatswald gar nicht liefern – wenn es richtig gut läuft, weniger als die Hälfte. Und das ist nicht erst seit heute bekannt, sondern war es auch schon zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses.
Es wird jedoch noch seltsamer. Die behördliche Zuständigkeit für das Holzgeschäft war erst kurz vor Vertragsschluss vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW auf die Landesforstverwaltung im Ministerium für Landwirtschaft übertragen worden. Wer glaubt, dass ein Vertrag mit Lieferungszusagen vom Land im Wert von einer halben Milliarde Euro in einem Rechtsstaat wie Deutschland selbstverständlich in einem transparenten Vergabeverfahren ausgeschrieben werde, wird hier eines besseren belehrt!
Stattdessen, so konstatiert ein Gutachten von Prof. Dr. Andreas Schulte aus dem Jahr 2008, hat der Leiter der Landesforstverwaltung im Ministerium für Landwirtschaft den Vertrag „freihändig” vergeben, also ohne erkennbaren Wettbewerb und ohne transparentes Vergabeverfahren. Nach allem was wir heute wissen, hat noch nicht einmal der damalige Landwirtschaftsminister Uhlenberg diesen Vertrag unterzeichnet.
Es ist mir unbegreiflich, wie der damalige Leiter der Landesforstverwaltung, unter noch nicht geklärten Umständen, diese schriftlichen Zusagen mit von ihm ausgewählten Firmen machen konnte. Wurde dieser Vertrag im expliziten Wissen des damaligen Ministers Uhlenberg geschlossen? Und warum hat er dann nicht selbst unterschrieben? Wir Piraten fordern hier politische Aufklärung!
Staatliches Handeln bedarf immer der Kontrolle der Öffentlichkeit und des Parlaments, das sieht man hier wieder besonders deutlich. Es ist ein Skandal, dass ein Beamter des Ministeriums einen Vertrag im Gegenwert von 500 Millionen Euro unterzeichnen kann, ohne dass es zu einem transparenten Vergabeverfahren kommt. Und darum ist die Forderung nach Transparenz nicht nur eine politische Mode, wie das Herr Schlemmer gestern formulierte, sondern unabdingbar für das Funktionieren der Demokratie und im Kampf gegen Inkompetenz und Korruption!
Die Geschichte dieses unsäglichen Vertrags ist jedoch noch nicht zu Ende. Der erste Fehler der damaligen schwarz-gelben Landesregierung war es, den Vertrag abzuschließen. Denn der war nicht nur unerfüllbar, sondern garantierte noch dazu einem einzelnen Unternehmen ohne Sitz in NRW das Monopol auf Staatsholz – ansässige Unternehmen gingen leer aus. Doch die Landesregierung machte einen weiteren kapitalen Fehler:
Im Jahr 2009 nahm die Firma Klausner kein Holz des Landes mehr an, weil der Holzpreis zwischenzeitlich so stark gefallen war, dass sich nicht einmal mehr das Sägen gelohnt hätte.
Dies wäre vielleicht eine Möglichkeit gewesen, aus dem Vertrag auszusteigen. Und was tat die Landesregierung? Sie “kündigte” den Vertrag. Aber – jetzt halten Sie sich fest – das tat sie, so berichtet man, nur mündlich. Jeder, der einen Telefonanschluss kündigen will, weiß, dass er besser ein Einschreiben schickt. Die Landesregierung wusste das offenbar nicht. Und die Firma Klausner? Die will nichts von einer Kündigung wissen – und das OLG Hamm hat Klausner Recht gegeben. Das Land ist weiterhin an die Verträge gebunden.
Das Verhalten der Landesregierung, eine mündliche Kündigung nicht schriftlich zu dokumentieren, ist dermaßen amateurhaft, dass es einem die Sprache verschlägt.
Diese doppelte Unfähigkeit – erst der katastrophale Vertragsinhalt, dann die vergeigte Kündigung – wirkt so unwahrscheinlich, dass ich mich frage, ob am Ende nicht vielleicht doch Absicht hinter der ganzen Sache steckte? Ich selbst kann mir das nur mit drei Begründungen erklären: 1) himmelschreiende, unfassbare Inkompetenz, 2) Korruption, oder 3) beides zugleich.
Ein erster Schritt zur Aufklärung würde darin bestehen, die Verträge mit der Klausner GmbH endlich offenzulegen. Bisher weigert sich der jetzige Umweltminister Remmel jedoch. Erstaunlich, dabei hatte er selbst im Jahr 2008, als er noch in der Opposition saß, die Offenlegung der Verträge gefordert! Herr Remmel, was ist da los? Warum sorgen Sie nicht für die Klarheit, die Sie selbst vor wenigen Jahren noch gefordert haben?
Eines wissen wir schon jetzt: Diese ganze “Causa Klausner” stinkt gewaltig. Sie stinkt zum Himmel. Und sie ist noch lange nicht vorüber. Denn die eigentlichen Kosten kommen jetzt erst auf das Land zu: Die Firma Klausner fordert Schadenersatz und beharrt auf Erfüllung der Verträge. Das ist ihr gutes Recht. Aber das Land wird dies einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.
Wichtig ist, dass jetzt Konsequenzen folgen. Wir brauchen hier maximale Transparenz! Zugleich müssen sämtliche rechtlichen Möglichkeiten zur Kündigung oder zur Abwicklung des Vertrags ausgelotet werden. Und wir müssen Regeln finden, die verhindern, dass sich solche Vorfälle wiederholen – dazu müssen sie mit Sanktionen bedroht sein!
Vor allem aber muss für diesen Vertrag mit der Firma Klausner von politischer Seite Verantwortung übernommen werden – und zwar zuallererst von der CDU und ihrem ehemaligen Landwirtschaftsminister Uhlenberg!
Herzlichen Dank.
Schulbesuche des Präsidiums – meine Premiere in Gummersbach
Schulbesuche an sich sind ja nichts Neues für mich. Termine im Rahmen meiner Tätigkeit als Vizepräsident des Landtags auch nicht. Ein ganz besonderes Erlebnis war aber heute mein erster Termin im Rahmen der “Schulbesuche des Präsidiums” in der GGS Steinenbrück in Gummersbach.
Oberberg-Aktuell war dabei und hat heute bereits berichtet.