Rückstellungen und Bezirksgliederung der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen
Kleine Anfrage 1099
Daniel Schwerd PIRATEN
22.04.2013
Antwort MWEIMH Drucksache 16/3052 23.05.2013
Rückstellungen und Bezirksgliederung der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen
Kleine Anfrage 1099
Daniel Schwerd PIRATEN
22.04.2013
Antwort MWEIMH Drucksache 16/3052 23.05.2013
Die Piratenfraktion NRW ist seit nunmehr einem Jahr mit 20 Abgeordneten im Landtag von Nordrhein-Westfalen vertreten. Damit ist sie die größte der insgesamt vier Landtagsfraktionen der Piratenpartei. Wir beschäftigen uns schwerpunktmäßig mit den Themen Transparenz, Bürgerbeteiligung, Datenschutz, Bildung und Bürgerrechte. Für das Abgeordnetenbüro in Düsseldorf wird ein Persönlicher Referent beliebigen Geschlechts für politische Kommunikation in Vollzeit gesucht.
Ihre Aufgaben:
• Sie sind verantwortlich für die interne wie externe Kommunikation von dem Abgeordneten Nicolaus Kern (MdL NRW, Vorsitzender des Ausschusses für Europa und Eine Welt, Europapolitischer Sprecher der Fraktion der PIRATEN im Landtag NRW)
• Sie steuern die Aufgaben der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere im Bereich Social Media (Erstellung von Blogposts, Pressemeldungen, Presseartikeln, Kontaktpflege zu Journalisten, Organisation und inhaltliche Vorbereitung von politischen Veranstaltungen)
• Sie wirken am Aufbau und an der Pflege der persönlichen Homepage des Abgeordneten mit
• Sie sind verantwortlich für strategische Kommunikation und politisches Agenda-Setting innerhalb und außerhalb des Parlamentsbetriebs
• Sie entwickeln Wahlkampfstrategien und sind verantwortlich für deren Durchführung
Ihr Profil:
• Sie verfügen über einen einschlägigen Hochschulabschluss und erste Berufserfahrung (idealerweise 2 – 3 Jahre) in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und/oder politischen Kommunikation auf Agentur- oder Unternehmensseite
• Sie haben politisches Gespür und sind nah dran an der Tagespolitik. Es ist von Vorteil, wenn Sie sich bereits mit Europapolitik beschäftigt haben. Es wird erwartet, dass Sie bereit sind, sich ggf. in dieses Themengebiet einzuarbeiten. Ebenso sind Kenntnisse der NRW-Landespolitik wünschenswert
• Sie sind in der Lage, komplexe politische Inhalte allgemeinverständlich aufzubereiten
• Sie können treffsicher und prägnant formulieren – auch unter Zeitdruck –
• Sie sind sicher im Umgang mit MS-Office-Anwendungen und New-Media-Formaten
• Sie identifizieren sich mit den Grundzielen der Piratenpartei und sind überzeugt von ihrem langfristigen Entwicklungspotenzial als politische Bewegung
Sie erwartet:
• Hochspannende und vielseitige Aufgaben im Parlamentsbetrieb
• Die Möglichkeit, neue Ideen zu entwickeln und direkt im politischen Betrieb umzusetzen
• Selbständiges, eigenverantwortliches und kreatives Arbeiten im kleinen Team
• Innovative, unkomplizierte und ergebnisorientierte Arbeitsatmosphäre
Bitte senden Sie Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung und Ihres frühestmöglichen Eintrittstermins per E-Mail an: elke.kasten-lauber@landtag.nrw.de
Abgeordnetenbüro Nicolaus Kern, MdL
Frau Kasten-Lauber
Platz des Landtags 1
40221 Düsseldorf
Tel.: 0211-884-4668
Heute stand mal wieder ein Schulbesuch im Namen des Landtagspräsidiums auf dem Programm. Hier eine kurze Zusammenfassung von Frau Dietsch:
Wo gibt’s den Landtag, warum gibt es ihn und was wird dort gemacht – das erfuhren im Forum des frisch renovierten Schulkomplexes die Schüler/innen der Sozialwissenschafts-Kurse der Jahrgangsstufen 9 und 10 heute (24.5.2013) aus erster Hand. Landtagsvizepräsident Daniel Düngel kam, begleitet von Wuppertals Schuldezernent Matthias Nocke, zu Besuch. Die 15- bis 16-Jährigen hatten besonders viele persönliche Fragen an ihn: „War Ihre Familie einverstanden, dass Sie Politiker wurden?“ fragten sie beispielsweise oder „Wie wohnen Sie?“ und „Was ist, wenn Ihre Kinder eine andere Partei wählen wollen als ihre?“
Aber auch über die Abgeordneten der anderen Fraktionen wollten die Schüler alles ganz genau wissen: „Gibt es tätowierte und gepiercte Abgeordnete? Gibt es schwule Abgeordnete? Gibt es Abgeordnete mit Behinderung? Gibt es Abgeordnete mit Migrationshintergrund? Muss man immer Anzug tragen?“
Die Antworten eröffneten den Jugendlichen ganz neue Perspektiven: „Cool, dann kann ich das ja auch werden“, sagten sie. Begeisterung löste die Antwort auf die Frage aus, welchen Schulabschluss man brauche: gar keinen. Das konnten die anwesenden Lehrerinnen aber nicht so stehen lassen und sie hakten nach: Welche Voraussetzungen man denn mitbringen müsse? „ Man muss gerne und ganz viel lesen“, antwortete der Vizepräsident, „und ein Beruf ist natürlich sinnvoll, falls man nicht wiedergewählt wird.“
Schuldezernent Matthias Nocke, Vizepräsident Daniel Düngel und Lehrerin Manuela Albrecht umringt von den Sowi-Kursen.
Foto: Dietsch/Landtag NRW
[Update 30.05.2013]
Weiterführende Links:
http://www.jugend-landtag.de/
http://www.mpr-wuppertal.de/html/dungel.html#seitenkopf
http://www.woopt.de/Woopee/866a589a-3676-4c84-ab68-6dd24ec532d5/Gibt-es-Abgeordnete-mit-Piercing
http://www.wuppertal.de/pressearchiv/meldungen-2013/mai/102370100000499759.php?popup=imgZoom&imgID=
Verlauf des Landesprojekts Digitales Archiv NRW
Kleine Anfrage 1100
Daniel Schwerd PIRATEN
22.04.2013
Antwort MFKJKS Drucksache 16/3033 22.05.2013
Einsatz von Rechtsreferendaren in Strafverfahren im Hinblick auf die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 19.03.2013 – 2 BvR 2628/10; 2 BvR 2883/10; 2 BvR 2155/11
Kleine Anfrage 1267
Dietmar Schulz
22.05.2013
Umweltverträglichkeitsprüfung für den geplanten Weiterbau der OWIIIa (L 663n) in Dortmund
Kleine Anfrage 1067
Hanns-Jörg Rohwedder PIRATEN
11.04.2013
Antwort MBWSV Drucksache 16/3040 22.05.2013
Mitdiskutieren: Verkehrspolitik – wohin führt der Weg?
Stadt oder Land – wo muss ich leben, um nicht ständig im Stau oder in überfüllten Zügen zu stehen? Brauche ich zum Pendeln ein eigenes Auto? Wie kann eine verantwortungsvolle Verkehrspolitik für die kommenden Jahrzehnte aussehen? Antworten gibt es auf der Verkehrswendekonferenz am Wochenende, 24. bis 26. Mai 2013, in den Räumen der Fachhochschule Düsseldorf (Campus Nord, Josef-Gockeln-Straße 9, 40474 Düsseldorf). Weiterlesen ›
Folgende Kleine Anfrage habe ich heute mit Michele und Grumpy an die Landesregierung geschickt:
Laut § 88 Absatz 1 der Geschäftsordnung des Landtags Nordrhein-Westfalen sollen Abgeordnete durch Kleine Anfragen Auskünfte einholen können. In jüngster Vergangenheit sind die Antworten auf die kleinen Anfragen weniger informativ. Da wir nicht davon ausgehen, dass dem Parlament gezielt Informationen vorenthalten werden sollen, entsteht der Eindruck, dass die Landesregierung offenbar selbst mit Informationsdefiziten zu kämpfen hat.
Im Jahr 2008 scheint ein ähnliches Problem vorgelegen zu haben, da der Landtagsabgeordnete Reiner Priggen im Organstreitverfahren gegen die Landesregierung teilweise erfolgreich war. In der Urteilsbegründung hieß es, der verfassungsrechtliche Status des Abgeordneten umfasse einen grundsätzlichen Anspruch auf vollständige und zutreffende Beantwortung von parlamentarischen Anfragen.
Auf die letzte Frage in der Antwort auf die kleine Anfrage mit der Nummer 1086 antwortete die Landesregierung, die Zuständigkeit läge nicht beim Ministerium sondern beim kommunalen Jugendamt. Daher lägen der Landesregierung auch keine Informationen vor. Dass der Landesregierung keine Informationen vorliegen, weil die Planungs- und Entscheidungskompetenz bei den Kommunen liegt, ist erstaunlich häufig der Fall. Ähnliche Begrün-dungen für mangelnde Beantwortung von Fragen finden sich in den Antworten auf viele kleine Anfragen.
Auch bei der Kindertagespflege sieht der Informationsstand der Landeregierung nicht viel besser aus: „Die Kindertagespflege obliegt in der Organisation und Konzeption den örtlichen Jugendämtern. Statistische Daten über Betreuungszeiten in der Kindertagespflege liegen der Landesregierung daher nur in Form der amtlichen Statistik vor.“(Drucksache 16/1684) In diesem Fall ist scheinbar wenigstens durch die verpflichtende Meldung der Jugendämter ein Mindestinformationsstand der Landesregierung vorauszusetzen.
In der Fragestunde der 25. Sitzung des Landtags Nordrhein-Westfalen am 21.März 2013 antwortete Ministerin Schäfer auf die Frage ob mit der Erreichung der Platzzahlen auch der Bedarf der Eltern gedeckt sei, dass die kommunalen Jugendämter die Bedarfe ermitteln und nicht das Land. Ob der Bedarf gedeckt sei, könne die Ministerin nicht sagen. Leider scheint hier die Informationsweiterleitung zu stocken. Dabei sitzt die Landesregierung immer beim Krippengipfel mit allen Beteiligten an einem Tisch und redet mit Ihnen, worauf die Ministerin oft und gern verweist. Es ist bei den vielen Nichtauskünften wohl eher zu vermuten, dass hierbei die Betonung auf „an einen Tisch holen“, statt „mit Ihnen reden“ liegt. (vgl. Plenarprotokoll 16/25, Seite 2136)
Aus unserer Sicht zeigt sich eine erstaunliche Kausalität zwischen kommunaler Selbstverwaltung und mangelndem Informationsstand des Ministeriums.
Um den Informationswillen des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport besser einschätzen zu können, fragen wir die Landesregierung:
1. Hat das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport Zuständigkeitsbereiche?
2. Welche Zuständigkeitsbereiche sind das?
3. Liegen der Landesregierung in den genannten Zuständigkeitsbereichen auch Informa-tionen vor?
4. In welcher Form liegen dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport die Informationen in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen vor?
5. Über welche Zuständigkeitsbereiche ist das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport auch gewillt, ehrliche Auskunft zu erteilen?
Daniel Düngel
Michele Marsching
Marc Olejak
Das Dokument ist im Original hier abrufbar.
Steuerungsgruppe “Landesaktionsplan zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen in NRW” am 23.05.2013
Schwerpunkt: Gewalt und Gesundheit
Welchen Beitrag kann das Gesundheitswesen/-system leisten, um
Gewalt zu erkennen
angemessene Hilfe zu leisten
den gesundheitlichen Folgen von Gewalt entgegen zu wirken?
Hierzu gab es mehrere Impulsreferate:
Frau Ministerin B. Steffens:
Ärzte nähmen oft nicht wahr, dass Gewalt als Ursache einer Verletzung zu Grunde liegt und behandeln mitunter nur die unmittelbare Verletzung.
Folgen von Gewalterfahrungen (einschließlich Depressionen, selbstverletzendem Verhalten, Suizidgefährdung, Arbeitsunfähigkeit, Schuldzuweisung zu sich selbst etc.) werden zu wenig berücksichtigt.
Ziel: Mehr Vernetzung von Akteuren (Ärzten, von Gewalt Betroffenen, Frauenhäusern, Politiker*innen, Projekten etc.), aber auch wichtig: Breite Aufklärung und Diskussion in der Gesellschaft notwendig.
Universität Osnabrück:
Gewalt gegen Frauen und Mädchen – Versorgungsbedarf
22 Prozent aller Frauen erleben im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer Ausprägung, die Folgen für ihre Gesundheit hat
(Bei nur 7 Prozent wurde das ärztlich erkannt.)
Problem auf der Seite der Behandelnden:
Oft fehlt in der Ausbildung eine entsprechende Qualifikation zum Erkennen von Gewalt.
Außerdem gibt es auf Seiten der Ärzten kaum Kenntnis über das Unterstützungssystem.
Auf Seiten der Betroffenen:
Angst, dass Gewalt “öffentlich” wird und vor neuer Gewalt durch den Täter
Wege zur Verbesserung:
Sensibilisierung der Anbieter*innen von gesundheitlicher und psychosozialer Behandlung
(Aus- und Fortbildung)
Infobroschüren
Aus- und Aufbau von regionalen Kooperationsnetzwerken
Ausbau von psychotherapeutischer Versorgung
Stärkung der Rechte von Patientinnen
Die lange Fassung findet sich z.B. in diesem Gutachten:
http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_I/I.1/EK/EKALT/13_EK2/Gewalt_Expertise_Endfassung2.pdf
Universitätsklinikum Düsseldorf:
Projekt: medizinische Intervention gegen Gewalt an Frauen
(zur Unterstützung von niedergelassenen Ärzt*innen)
Hier auch ausführlich:
http://www.gesundheit-und-gewalt.de/migg
Interessant:
Rate der Identifikation eines Gewaltopfers:
1-5 pro Quartal (vor der Fortbildung)
16-102 pro Quartal (danach)
Wichtig:
Fortbildungen werden von Ärzt*innen nur angenommen, wenn sie effizient und machbar sind (also mit Rollenspielen, praktischen Erfahrungen, im Alltag anwendbar, Kontakt für später bei Unsicherheit)
Landesarbeitsgemeinschaft autonomer Frauennotrufe:
Erste bundesweite Umfrage:
http://www.frauennotrufe-nrw.de/site/aktuelles/LAG_Notrufe_AnonymeSpurensicherung_02.2012.PDF
Anonyme Spurensicherung
Ausführlich hier:
http://www.frauennotrufe-nrw.de/site/aktuelles/LAG_Skizzierung_ASS_NRW_03.2013.pdf
Kompetenzzentrum Frauen und Gesundheit über ihre Arbeit:
http://frauenundgesundheit-nrw.de/
Themenschwerpunkt: Intervention bei häuslicher Gewalt
Präsentation:
Weiterhin wurde diskutiert, was für eine stärkere Verzahnung des Gesundheitssystems mit den Hilfestrukturen im Gewaltbereich spricht (um Gewalt zu erkennen, angemessene Hilfe zu leisten und den gesundheitlichen Folgen von Gewalt entgegenzuwirken). Hierbei wurde deutlich, dass es noch ein großes Gefälle gibt bezüglich der Versorgung in den Städten und auf dem Land. Außerdem wird Standardisierung gefordert (damit gute Versorgung nicht von dem Engagement einzelner Menschen abhängig ist).
Gutes Beispiel eines Miniflyers fürs Portemonnaie:
http://www.duesseldorf.de/gleichstellung/download/minifaltblatt.pdf
(Leider finde ich auf Anhieb nicht die neu aufgelegte Fassung von 2012 online)
Nach der Pause ging es dann weiter in Kleingruppen mit zwei Fragen:
Was kann ich selbst tun?
Was empfiehlt die (durch Gesundheitsexperten) erweiterte Steuerungsgruppe für den Landesaktionsplan?
Unsere Kleingruppe hat dabei folgende Empfehlungen erarbeitet:
Standardisierte Systematik
Beauftragung in jeder Klinik für Öffentlichkeitsarbeit (standardisierte Flyer, Plakate etc. in Toiletten etc.)
Opferschutzgruppen in jeder Klinik (besetzt mit Ärzt*innen, Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen, Pfleger*innen), analog der Kinderschutzgruppe in manchen Kliniken
Fortbildungspunkte für Fortbildungen in dem Bereich als Anreiz höher setzen
Weitere gute Vorschläge:
Prävention in Schulen erweitern
Forschung erweitern (Datenbasis teilweise zu gering)
Gewalt als Thema in mehr Fortbildungen als Querschnittsthema einbinden
Arzthelfer*innen einbeziehen
Niedrigschwellige Angebote (Ärzt*innen gehen offensichtlich eher zu Fortbildungen, die nicht so sehr die “Komfortzonen” verlassen und Gewalt ist ein aufwühlendes, auch für Ärzt*innen schwieriges Thema, was gerne ausgeblendet wird)
Thema bei Ärzt*innenstammtischen ansprechen (ebenso Qualitätszirkel)
Abrechnungsfähigkeit verbessern (zum Beispiel im Bereich der Befunddokumentation)
Stoffsammlung
bei Öffentlichkeitsarbeit keine einmalige Kampagne, sondern dauerhaft
Persönlich: Ärzt*innen ansprechen auf das Thema
In der nächsten Sitzung der Steuerungsgruppe wird es um Prävention gehen.
Heute hatten wir im Landtag ein Gespräch mit engagierten Menschen vom Sozialverein für Lesben und Schwulen (http://www.svls.de/) und mehreren Mitgliedern der Fraktion.
Es ging in weiten Teilen um deren Modellprojekt zum Ausbau der les- bi- schwulen Jugendarbeit. Hierbei wurde betont, dass gerade für Jugendliche das Thema schwierig und belastend ist und niedrigschwellige Angebote dringend notwendig. (Homosexuelle Jugendliche sind sehr häufig verschiedensten Arten von Diskriminierung ausgesetzt und haben ein deutlich höheres Selbstmordrisiko.) Wer sich hier einlesen möchte: Befragung von Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe zur Sitaution von lesbischen, schwulen und transgender Kindern, Jugendlichen und Eltern in München: http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Direktorium/Koordinierungsstelle-fuer-gleichgeschlechtliche-Lebensweisen/Jugendliche-Lesben-und-Schwule/Befragung.html
(Großstadt! Auf dem Land ist die Situation noch wesentlich schwieriger für betroffene Jugendliche.)
Ich habe danach überlegt, was ich zum Thema schreiben könnte. (Irgendwie habe ich die Sorge, es könnte anmaßend sein, über so ein sensibles Thema zu schreiben, bei dem ich gar nicht unmittelbar selbst betroffen bin. Ich habe also entschieden, dass ich es mit meiner Sicht auf 10 Jahre Tätigkeit als Lehrerin (und einige Jahre als Beratungslehrerin) versuche.)
Natürlich ist Homosexualität auch in Schule ein Thema. Ich vermute allerdings, dass die Jugendlichen, die ich als offen homosexuell lebend kennen gelernt habe, ihre Kämpfe damit bereits ausgefochten hatten, als sie zu uns ans Berufskolleg kamen. Dann sind sie so ab 15-17 Jahre alt. Die meiste Auseinandersetzung mit eigener sexueller Identität findet früher statt, also in der Sekundarstufe I. (Ich fände diesbezüglich einen Austausch mit Lehrer*innen dieser Schulstufe sehr spannend, was Projekte zum Thema oder Initiativen gegen Homophobie angeht.)
Trotzdem sind alle Fragen der Sexualität natürlich auch mit 17 noch spannend in Diskussionen und so bekommt gerade eine Deutschlehrerin recht viel mit in dieser Hinsicht, zum Beispiel über Polyamorie (wegen Brecht, der mehrere Frauen hatte und diese auch voneinander wussten). Diskussionen über Selbstmord (irgendwie haben sich in der Zeit des Expressionismus viele Dichter umgebracht (wenn sie nicht im Krieg oder durch Unfall starben), über Sadismus (Die Verwirrungen des Zöglings Törleß) usw.
(Zu Musil gab es übrigens kurz vor meiner Zeit an der Schule mal Eltern, die sich darüber beschwert hatten, dass wir es in der Schule gelesen haben….)
“Wollten Sie übrigens die Stunden der Erniedrigung zählen, die überhaupt von jeder großen Leidenschaft der Seele eingebrannt werden? Denken Sie nur an die Stunden der absichtlichen Demütigung in der Liebe! Diese entrückten Stunden, zu denen sich Liebende über gewisse tiefe Brunnen neigen oder einander das Ohr ans Herz legen, ob sie nicht drinnen die Krallen der großen, unruhigen Katzen ungeduldig an den Kerkerwänden hören? Nur um sich zittern zu fühlen! Nur um über ihr Alleinsein oberhalb dieser dunklen, brandmarkenden Tiefen zu erschrecken! Nur um jäh– in der Angst der Einsamkeit mit diesen düsteren Kräften – sich ganz ineinander zu flüchten!” (Musil: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (mittlerweile frei verfügbar: http://gutenberg.spiegel.de/buch/6905/1)
Und von Brecht gibt es Gedichte, an die ich mich auch nicht getraut habe (für den Unterricht…)
Ach. Deutschlehrerin. Ich schweife ab (wenn Sprache so emotional und so schön ist…)
Ich glaube, DAS Werk, was all diese Fragen spannend und aufwühlend inszeniert, ist Frühlings Erwachen von Wedekind (http://gutenberg.spiegel.de/buch/2611/1). Bei keinem Werk waren die Diskussionen so erbittert. Wedenkind hat in diesem großartigen, teilweise auch satirischen Stück (was man sich auch prima mal auf der Bühne ansehen kann) die zu seiner Zeit (1891) vorherrschende von Tabuisierung geprägte Sexualmoral. Außerdem geht es um den in den Schulen unmenschlichen Druck, der einen der Charaktere (Moritz) in den Selbstmord treibt, als er nicht versetzt wird. Was Themen der sexuellen Orientierung angeht, erreicht Wedekind eine ungewohnte Bandbreite: Sadomasochismus (Wendla bittet Melchior, sie zu schlagen), Abtreibung (Wendla stirbt bei der Abtreibung. Sie war ungewollt schwanger geworden beim Sex mit Melchior), Masturbation (Hänschen vernichtet die Reproduktion eines erotischen Kunstwerkes wegen seines schlechten Gewissens) und natürlich auch Homosexualität (Hänschen und Ernst). Für Melchior geht die ganze Geschichte immerhin gut aus. Zunächst will er auf dem Friedhof dem Beispiel seines Freundes Moritz folgen, weil er sich schuldig fühlt am Tod von Wendla. Der vermummte Herr (als deus ex machina) rettet ihn, indem er ihn zum Leben überredet.
(“Unter Moral verstehe ich das reelle Produkt zweier imaginärer Größen. Die imaginären Größen sind Sollen und Wollen. Das Produkt heißt Moral und läßt sich in seiner Realität nicht leugnen.” (Dritter Akt, Siebente Szene))
Während Homosexualität (nach meiner Erfahrung) von vielen Schüler*innen (gerade in “höheren” Bildungsgängen) bereits als etwas Normales angesehen wird, waren die Gespräche nach meiner Erfahrung am Erbittertsten bei der Szene, die sadomasochistische Praktiken andeutet (“Das ist ja pervers”). Ich war naiv davon ausgegangen, dass sämtliche Praktiken heute im Fernsehen bereits gezeigt wurden und da kein Toleranzproblem für konsensuales Ausleben mehr besteht. Das ist aber scheinbar nicht so und hat mich an der Stelle überrascht. Ebenfalls kontrovers sind Diskussionen über Prostitution und Pornographie zum Beispiel.
Ich vermute durchaus, dass es auch heute noch vielen Schüler*innen und Lehrer*innen (!) schwer fällt, solche Themen einigermaßen entspannt zu besprechen. Ich schätze, hier ist gerade im Sinne von Arbeit für mehr Toleranz noch viel Aufklärung notwendig.
Bei den Überlegungen zu dem Thema ist mir zudem aufgefallen, dass es ausgesprochen wenige offen homosexuell lebende Lehrer*innen gibt. Das scheint (aus meiner Erfahrung bei Männern stärker als bei Frauen) weiterhin ein Tabuthema zu sein. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Offenheit bei Lehrer*innen zwar sicher auch Angriffspunkt sein kann, jedoch auch Hilfe für Schüler*innen darstellen könnte, dies als etwas vollkommen Normales zu erleben und damit den Boden für Mobbing und Angriffe zu entziehen.