Plenarrede zu “Netzneutralität gesetzlich verankern, Drosselung von Netzzugängen verhindern”

Am Donnerstag, den 16. Mai 2013, sprach ich darüber, dass die Netzneutralität gesetzlich verankert und die Drosselung von Netzzugängen verhindert werden muss. Hierzu haben wir einen Antrag eingereicht, und die Regierungsfraktionen haben einen eigenen Antrag eingereicht, der uns aber nicht weit genug geht – daher haben wir dazu wiederrum einen Änderungsantrag eingereicht. Alle diese Anträge wurden in einer gemeinsamen Debatte behandelt, und in die Ausschüsse überwiesen.

Diese Pressemitteilung haben wir dazu rausgegeben:


Schwerd: „Das heutige freie, offene und gleichberechtigte Internet wird von den Drosselungsplänen der Telekom akut bedroht.“

Die Piratenfraktion im Landtag NRW unterstützt die heutige Demonstration gegen die Drosselpläne der Deutschen Telekom AG vor der Lanxess Arena in Köln. Piratenpartei, Chaos Computer Club, der Arbeitskreis „Vorrat“ und die Aktivistengruppe Anonymus sowie viele weitere Organisationen initiierten die Demo anlässlich der Telekom-Hauptversammlung.

Auf www.change.org wurden 185.000 Unterschriften für eine Petition gesammelt, die sich gegen das Vorhaben der Telekomspitze richtet. Heute besteht auf der Hauptver-sammlung die Möglichkeit, dass die Aktionäre sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden und den Telekom-Vorstand zum Umlenken bewegen.

Die Telekom-Pläne Volumentarife einzuführen, bei denen bestimmte Dienstleistungen (z. B. Produkte wie Spotify, Entertain) nicht angerechnet werden, sind der Anfang vom Ende der Netzneutralität, sagt Daniel Schwerd, Netz- und Medienpolitischer Sprecher der Piratenfraktion: „Zugang zum Netz und die Gleichstellung aller Datenpakete ist eine Frage der Teilhabegerechtigkeit. Die Nutzung des Internets darf nicht vom Einkommen der Bürger abhängig sein. Bisher ist die Chance auf Innovationen bei Internet-Inhalten, Diensten und Anwendungen deshalb so groß, weil alle User solche Innovationen entwickeln konnten.“

Die Piraten im Landtag NRW haben einen entsprechenden politischen Antrag verfasst, der parallel zur Demo heute im Landtag NRW behandelt und in die zuständigen Ausschüsse zur weiteren Beratung verwiesen wurde. Schwerd: „Die Drosselung zerstört den freien Wettbewerb im Internet, würgt Innovationen ab und benachteiligt Internetnutzer. Durch das Quasi-Monopol der Telekom bei der Netzinfrastruktur und als ehemaliges Staatsunternehmen gewinnen die Drosselungspläne besonderes Gewicht. Wir brauchen sofort eine gesetzliche Regelung zum Schutz der Netzneutralität. Die Freiheit des Internets steht auf dem Spiel. Deswegen fordern wir, die Netzneutralität fest in der Verfassung zu verankern.“
Hintergrundinfos zur Demo
Lanxess Arena, Willy-Brandt-Platz 2, 50679 Köln / Deutz, 16.05.13 / 16.00 Uhr

Das Wortprotokoll zu dieser Rede (Achtung, es gilt das gesprochene Wort):

Daniel Schwerd (PIRATEN): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrtes Publikum! Liebe Netzbürger! Einen besonderen Gruß möchte ich an die Drosselkom-Demonstranten vor der Telekom-Hauptversammlung richten, die uns in diesem Moment zuschauen, die die Kölner Piraten angemeldet haben.

Achtung!! Achtung!! Es steht nichts weniger als die Freiheit im Internet auf dem Spiel …

Die Freiheit des Internets steht auf dem Spiel. Ein ehemaliger Staatskonzern und aktueller Quasi-Monopolist der Netzinfrastruktur hat sich daran gemacht, das freie, offene und gleichberechtigte Internet, so wie wir das heute kennen, schlichtweg abzuschaffen.

Die gesamte Problematik der Telekom-Drossel lässt sich unter dem Begriff Netzneutralität zusammenfassen. Netzneutralität ist das zentrale Prinzip, nachdem das Internet bislang funktioniert. Alle Datenpakete im Internet sollen gleich behandelt werden.

Das hört sich jetzt nicht so problematisch an? Ich möchte deshalb gern veranschaulichen, was passiert, wenn dieses Prinzip verletzt wird.

Übrigens: Danke an Herrn Vogt für den Vergleich mit der Autobahn. Ich meine, mich dunkel zu erinnern, das in einem Blog eines Fraktionskollegen schon gelesen zu haben. Na ja, ab 1. August kostet es dank des Leistungsschutzrechtes Geld.

Zurück zu dem Beispiel: Stellen Sie sich vor, Ihr Stromversorger schließt einen Vertrag mit RTL II ab. Sie können diesen Sender solange sehen, wie Sie wollen, aber wenn Sie andere Programme sehen wollen oder das öffentlich-rechtliche Programm, dann wird Ihrem TV-Gerät nach 30 Stunden der Strom abgedreht.

Ihr Stromversorger macht den anderen Sendern großzügig ein Angebot, dass diese nicht ablehnen können. Durch Zahlung eines Schutzgeldes können Sie sich ebenfalls von dieser Sperre befreien.

Das klingt absurd? – Genau das sind aber die Pläne der Deutschen Telekom.

Nach dem Verbrauch eines Inklusivvolumens soll der Netzzugang so weit gedrosselt werden, dass er quasi unbenutzbar wird. Denn da sind ganz wesentliche Dienste der Echtzeitkommunikation, des Videos und des Audio Screenings nicht mehr aufrufbar. Selbst das normale Surfen ist so langsam, dass der Seitenaufbau Minuten in Anspruch nimmt. Damit ist der Netzzugang funktional kaputt.

Das Entscheidende ist: Die Telekom möchte bestimmte Dienste von dieser Drosselung ausnehmen, etwa den firmeneigenen TV-Dienst „Entertain“. Wettbewerber schauen in die Röhre, oder sie sind so genannte Partner, haben also Lösegeld an die Telekom gezahlt. Dann sind sie ebenfalls von dieser Drosselung ausgenommen. Die Folgen sind verheerend: Kleine innovative Anbieter, nichtkommerzielle Projekte und private Webseiten haben das Nachsehen und fallen unter die Drosselung.

Finanziell starke Konzerne können sich von dieser Drosselung freikaufen. Das ist der Einstieg in das Zwei-Klassen-Internet. Google, YouTube und Bild online: immer zu empfangen. Abgeordnetenwatch, netzpolitik.org, der Pottblog oder vielleicht auch einfach die Webseite Ihrer Partei bleiben außen vor.

Die Bevorzugung von Diensten kann aber nur mit der Deep Packet Inspection stattfinden. Und das ist ein eklatanter Bruch des Fernmeldegeheimnisses, meine Damen und Herren. Blicken Sie bitte in § 88 Telekommunikationsgesetz.

Zusätzlich plant die Telekom, ihren Kunden einen Aufpreis von 20 € dafür abzunehmen, einen ungedrosselten Zugang zu bekommen. Das ist keine Lösung des Problems, sondern doppelte Abzocke. Zuerst verkauft man den Privatkunden ein Produkt, das faktisch defekt ist, und kassiert gleichzeitig von denjenigen Diensten ab, die sich von dieser Drosselung freikaufen wollen. Dann verlangt man auch noch einen Aufpreis von den Privatkunden, die ein unzensiertes Internet haben wollen. Das ist ungeheuerlich.

Das Argument der Telekom, die Drosselung sei nötig, um den von sogenannten Vielnutzern verursachten Traffic zu bewältigen, ist falsch und vorgeschoben. Tatsächlich sind Backbone-Kapazitäten immer noch im Überfluss vorhanden und machen für die gesamten kalkulierten Kosten eines Internetzugangs nur wenige Cent aus. Es handelt sich vielmehr um den Versuch der Telekom-Chefetage, Netzbürger, also die Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt im Netz haben, als „Vielnutzer“ gegenüber den vermeintlichen „Normalnutzern“ auszuspielen. Das stellt eine öffentliche Diskriminierung dar. Die Spaltung zwischen Digital Natives und Besuchern im Internet wird so von der falschen Seite her geschlossen.

Wir Piraten und die Regierungsfraktionen sind uns einig, dass Netzneutralität gesetzlich festgeschrieben werden muss. Unser Antrag geht jedoch noch über den von Rot-Grün hinaus. Wir haben erstens eine Reihe von technischen Anforderungen formuliert, um eine gesetzliche Festlegung der Netzneutralität bürgerfreundlich und effektiv zu gestalten. Zweitens wollen wir das Recht auf netzneutralen Internetzugang in der Verfassung verankern.

Wir hoffen, unsere Änderungsvorschläge finden Ihre Zustimmung. Es geht um viel: Die Freiheit des Internets steht auf dem Spiel. Für ein echtes Netz! – Herzlichen Dank.

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Drs. 16/2700: Rückstellungen und Bezirksgliederung der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen

Rückstellungen und Bezirksgliederung der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen

Kleine Anfrage 1099

Daniel Schwerd PIRATEN

Drucksache 16/2700

22.04.2013

Antwort MWEIMH Drucksache 16/3052 23.05.2013

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Stellenausschreibung: Persönliche/r Referent/in für politische Kommunikation für Landtagsabgeordneten der Piratenfraktion NRW

 

Die Piratenfraktion NRW ist seit nunmehr einem Jahr mit 20 Abgeordneten im Landtag von Nordrhein-Westfalen vertreten. Damit ist sie die größte der insgesamt vier Landtagsfraktionen der Piratenpartei. Wir beschäftigen uns schwerpunktmäßig mit den Themen Transparenz, Bürgerbeteiligung, Datenschutz, Bildung und Bürgerrechte. Für das Abgeordnetenbüro in Düsseldorf wird ein Persönlicher Referent beliebigen Geschlechts für politische Kommunikation in Vollzeit gesucht.

 

Ihre Aufgaben:

• Sie sind verantwortlich für die interne wie externe Kommunikation von dem Abgeordneten Nicolaus Kern (MdL NRW, Vorsitzender des Ausschusses für Europa und Eine Welt, Europapolitischer Sprecher der Fraktion der PIRATEN im Landtag NRW)

• Sie steuern die Aufgaben der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere im Bereich Social Media (Erstellung von Blogposts, Pressemeldungen, Presseartikeln, Kontaktpflege zu Journalisten, Organisation und inhaltliche Vorbereitung von politischen Veranstaltungen)

• Sie wirken am Aufbau und an der Pflege der persönlichen Homepage des Abgeordneten mit

• Sie sind verantwortlich für strategische Kommunikation und politisches Agenda-Setting innerhalb und außerhalb des Parlamentsbetriebs

• Sie entwickeln Wahlkampfstrategien und sind verantwortlich für deren Durchführung

 

Ihr Profil:

• Sie verfügen über einen einschlägigen Hochschulabschluss und erste Berufserfahrung (idealerweise 2 – 3 Jahre) in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und/oder politischen Kommunikation auf Agentur- oder Unternehmensseite

• Sie haben politisches Gespür und sind nah dran an der Tagespolitik. Es ist von Vorteil, wenn Sie sich bereits mit Europapolitik beschäftigt haben. Es wird erwartet, dass Sie bereit sind, sich ggf. in dieses Themengebiet einzuarbeiten. Ebenso sind Kenntnisse der NRW-Landespolitik wünschenswert

• Sie sind in der Lage, komplexe politische Inhalte allgemeinverständlich aufzubereiten

• Sie können treffsicher und prägnant formulieren – auch unter Zeitdruck –

• Sie sind sicher im Umgang mit MS-Office-Anwendungen und New-Media-Formaten

• Sie identifizieren sich mit den Grundzielen der Piratenpartei und sind überzeugt von ihrem langfristigen Entwicklungspotenzial als politische Bewegung

 

Sie erwartet:

• Hochspannende und vielseitige Aufgaben im Parlamentsbetrieb

• Die Möglichkeit, neue Ideen zu entwickeln und direkt im politischen Betrieb umzusetzen

• Selbständiges, eigenverantwortliches und kreatives Arbeiten im kleinen Team

• Innovative, unkomplizierte und ergebnisorientierte Arbeitsatmosphäre

 

Bitte senden Sie Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung und Ihres frühestmöglichen Eintrittstermins per E-Mail an: elke.kasten-lauber@landtag.nrw.de

 

Abgeordnetenbüro Nicolaus Kern, MdL

Frau Kasten-Lauber

Platz des Landtags 1

40221 Düsseldorf

Tel.: 0211-884-4668

 

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Zu Besuch in der Max-Planck-Realschule in Wuppertal

Heute stand mal wieder ein Schulbesuch im Namen des Landtagspräsidiums auf dem Programm. Hier eine kurze Zusammenfassung von Frau Dietsch:

Wo gibt’s den Landtag, warum gibt es ihn und was wird dort gemacht – das erfuhren im Forum des frisch renovierten Schulkomplexes die Schüler/innen der Sozialwissenschafts-Kurse der Jahrgangsstufen 9 und 10 heute (24.5.2013) aus erster Hand. Landtagsvizepräsident Daniel Düngel kam, begleitet von Wuppertals Schuldezernent Matthias Nocke,  zu Besuch. Die 15- bis 16-Jährigen hatten besonders viele persönliche Fragen an ihn: „War Ihre Familie einverstanden, dass Sie Politiker wurden?“ fragten sie beispielsweise oder „Wie wohnen Sie?“  und „Was ist, wenn Ihre Kinder eine andere Partei wählen wollen als ihre?“

Aber auch über die Abgeordneten der anderen Fraktionen wollten die Schüler alles ganz genau wissen: „Gibt es tätowierte und gepiercte Abgeordnete? Gibt es schwule Abgeordnete? Gibt es Abgeordnete mit Behinderung? Gibt es Abgeordnete mit Migrationshintergrund? Muss man immer Anzug tragen?“

Die Antworten eröffneten den Jugendlichen ganz neue Perspektiven: „Cool, dann kann ich das ja auch werden“, sagten sie. Begeisterung löste die Antwort auf die Frage aus, welchen Schulabschluss man brauche: gar keinen. Das konnten die anwesenden Lehrerinnen aber nicht so stehen lassen und sie hakten nach: Welche Voraussetzungen man denn mitbringen müsse? „ Man muss gerne und ganz viel lesen“, antwortete der Vizepräsident, „und ein Beruf ist natürlich sinnvoll, falls man nicht wiedergewählt wird.“

Vizepr.Düngel

Schuldezernent Matthias Nocke, Vizepräsident Daniel Düngel und Lehrerin Manuela Albrecht umringt von den Sowi-Kursen.

Foto: Dietsch/Landtag NRW

[Update 30.05.2013]

Weiterführende Links:

http://www.jugend-landtag.de/

http://www.mpr-wuppertal.de/html/dungel.html#seitenkopf

http://www.woopt.de/Woopee/866a589a-3676-4c84-ab68-6dd24ec532d5/Gibt-es-Abgeordnete-mit-Piercing

http://www.wuppertal.de/pressearchiv/meldungen-2013/mai/102370100000499759.php?popup=imgZoom&imgID=

 

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Drs. 16/2701: Verlauf des Landesprojekts Digitales Archiv NRW

Verlauf des Landesprojekts Digitales Archiv NRW

Kleine Anfrage 1100

Daniel Schwerd PIRATEN

Drucksache 16/2701

22.04.2013

Antwort MFKJKS Drucksache 16/3033 22.05.2013

Veröffentlicht unter Familie, Kinder, Jugend (A04), Kleine Anfragen, Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk (A18)

Drs. 16/3026: Einsatz von Rechtsreferendaren in Strafverfahren im Hinblick auf die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 19.03.2013 – 2 BvR 2628/10; 2 BvR 2883/10; 2 BvR 2155/11

Einsatz von Rechtsreferendaren in Strafverfahren im Hinblick auf die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 19.03.2013 – 2 BvR 2628/10; 2 BvR 2883/10; 2 BvR 2155/11

Kleine Anfrage 1267

Dietmar Schulz

Drucksache 16/3026

22.05.2013

Veröffentlicht unter Dietmar Schulz, Innenausschuss (A09), Kleine Anfragen

Drs. 16/2581: Umweltverträglichkeitsprüfung für den geplanten Weiterbau der OWIIIa (L 663n) in Dortmund

Umweltverträglichkeitsprüfung für den geplanten Weiterbau der OWIIIa (L 663n) in Dortmund

Kleine Anfrage 1067

Hanns-Jörg Rohwedder PIRATEN

Drucksache 16/2581

11.04.2013

Antwort MBWSV Drucksache 16/3040 22.05.2013

Veröffentlicht unter Bauen, Wohnen und Verkehr (A02), Hanns-Jörg Rohwedder, Kleine Anfragen, Klimaschutz, Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (A17)

Verkehrswendekonferenz #VeWeKo

Mitdiskutieren: Verkehrspolitik – wohin führt der Weg?

Stadt oder Land – wo muss ich leben, um nicht ständig im Stau oder in überfüllten Zügen zu stehen? Brauche ich zum Pendeln ein eigenes Auto? Wie kann eine verantwortungsvolle Verkehrspolitik für die kommenden Jahrzehnte aussehen? Antworten gibt es auf der Verkehrswendekonferenz am Wochenende, 24. bis 26. Mai 2013, in den Räumen der Fachhochschule Düsseldorf (Campus Nord, Josef-Gockeln-Straße 9, 40474 Düsseldorf). Weiterlesen ›

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Kleine Nachfrage zum Informationswillen des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport

Folgende Kleine Anfrage habe ich heute mit Michele und Grumpy an die Landesregierung geschickt:

Laut § 88 Absatz 1 der Geschäftsordnung des Landtags Nordrhein-Westfalen sollen Abgeordnete durch Kleine Anfragen Auskünfte einholen können. In jüngster Vergangenheit sind die Antworten auf die kleinen Anfragen weniger informativ. Da wir nicht davon ausgehen, dass dem Parlament gezielt Informationen vorenthalten werden sollen, entsteht der Eindruck, dass die Landesregierung offenbar selbst mit Informationsdefiziten zu kämpfen hat.

Im Jahr 2008 scheint ein ähnliches Problem vorgelegen zu haben, da der Landtagsabgeordnete Reiner Priggen im Organstreitverfahren gegen die Landesregierung teilweise erfolgreich war. In der Urteilsbegründung hieß es, der verfassungsrechtliche Status des Abgeordneten umfasse einen grundsätzlichen Anspruch auf vollständige und zutreffende Beantwortung von parlamentarischen Anfragen.

Auf die letzte Frage in der Antwort auf die kleine Anfrage mit der Nummer 1086 antwortete die Landesregierung, die Zuständigkeit läge nicht beim Ministerium sondern beim kommunalen Jugendamt. Daher lägen der Landesregierung auch keine Informationen vor. Dass der Landesregierung keine Informationen vorliegen, weil die Planungs- und Entscheidungskompetenz bei den Kommunen liegt, ist erstaunlich häufig der Fall. Ähnliche Begrün-dungen für mangelnde Beantwortung von Fragen finden sich in den Antworten auf viele kleine Anfragen.

Auch bei der Kindertagespflege sieht der Informationsstand der Landeregierung nicht viel besser aus: „Die Kindertagespflege obliegt in der Organisation und Konzeption den örtlichen Jugendämtern. Statistische Daten über Betreuungszeiten in der Kindertagespflege liegen der Landesregierung daher nur in Form der amtlichen Statistik vor.“(Drucksache 16/1684) In diesem Fall ist scheinbar wenigstens durch die verpflichtende Meldung der Jugendämter ein Mindestinformationsstand der Landesregierung vorauszusetzen.

In der Fragestunde der 25. Sitzung des Landtags Nordrhein-Westfalen am 21.März 2013 antwortete Ministerin Schäfer auf die Frage ob mit der Erreichung der Platzzahlen auch der Bedarf der Eltern gedeckt sei, dass die kommunalen Jugendämter die Bedarfe ermitteln und nicht das Land. Ob der Bedarf gedeckt sei, könne die Ministerin nicht sagen. Leider scheint hier die Informationsweiterleitung zu stocken. Dabei sitzt die Landesregierung immer beim Krippengipfel mit allen Beteiligten an einem Tisch und redet mit Ihnen, worauf die Ministerin oft und gern verweist. Es ist bei den vielen Nichtauskünften wohl eher zu vermuten, dass hierbei die Betonung auf „an einen Tisch holen“, statt „mit Ihnen reden“ liegt. (vgl. Plenarprotokoll 16/25, Seite 2136)

Aus unserer Sicht zeigt sich eine erstaunliche Kausalität zwischen kommunaler Selbstverwaltung und mangelndem Informationsstand des Ministeriums.

Um den Informationswillen des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport besser einschätzen zu können, fragen wir die Landesregierung:

1. Hat das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport Zuständigkeitsbereiche?

2. Welche Zuständigkeitsbereiche sind das?

3. Liegen der Landesregierung in den genannten Zuständigkeitsbereichen auch Informa-tionen vor?

4. In welcher Form liegen dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport die Informationen in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen vor?

5. Über welche Zuständigkeitsbereiche ist das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport auch gewillt, ehrliche Auskunft zu erteilen?

Daniel Düngel
Michele Marsching
Marc Olejak

 

Das Dokument ist im Original hier abrufbar.

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Steuerungsgruppe am 23.05.2013

Steuerungsgruppe “Landesaktionsplan zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen in NRW” am 23.05.2013

Schwerpunkt: Gewalt und Gesundheit

Welchen Beitrag kann das Gesundheitswesen/-system leisten, um
Gewalt zu erkennen
angemessene Hilfe zu leisten
den gesundheitlichen Folgen von Gewalt entgegen zu wirken?

Hierzu gab es mehrere Impulsreferate:

Frau Ministerin B. Steffens:

Ärzte nähmen oft nicht wahr, dass Gewalt als Ursache einer Verletzung zu Grunde liegt und behandeln mitunter nur die unmittelbare Verletzung.

Folgen von Gewalterfahrungen (einschließlich Depressionen, selbstverletzendem Verhalten, Suizidgefährdung, Arbeitsunfähigkeit, Schuldzuweisung zu sich selbst etc.) werden zu wenig berücksichtigt.

Ziel: Mehr Vernetzung von Akteuren (Ärzten, von Gewalt Betroffenen, Frauenhäusern, Politiker*innen, Projekten etc.), aber auch wichtig: Breite Aufklärung und Diskussion in der Gesellschaft notwendig.

Universität Osnabrück:

Gewalt gegen Frauen und Mädchen – Versorgungsbedarf

22 Prozent aller Frauen erleben im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer Ausprägung, die Folgen für ihre Gesundheit hat
(Bei nur 7 Prozent wurde das ärztlich erkannt.)

Problem auf der Seite der Behandelnden:
Oft fehlt in der Ausbildung eine entsprechende Qualifikation zum Erkennen von Gewalt.
Außerdem gibt es auf Seiten der Ärzten kaum Kenntnis über das Unterstützungssystem.

Auf Seiten der Betroffenen:
Angst, dass Gewalt “öffentlich” wird und vor neuer Gewalt durch den Täter

Wege zur Verbesserung:
Sensibilisierung der Anbieter*innen von gesundheitlicher und psychosozialer Behandlung
(Aus- und Fortbildung)
Infobroschüren
Aus- und Aufbau von regionalen Kooperationsnetzwerken
Ausbau von psychotherapeutischer Versorgung
Stärkung der Rechte von Patientinnen

Die lange Fassung findet sich z.B. in diesem Gutachten:

http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_I/I.1/EK/EKALT/13_EK2/Gewalt_Expertise_Endfassung2.pdf

Universitätsklinikum Düsseldorf:

Projekt: medizinische Intervention gegen Gewalt an Frauen
(zur Unterstützung von niedergelassenen Ärzt*innen)

Hier auch ausführlich:

http://www.gesundheit-und-gewalt.de/migg

Interessant:
Rate der Identifikation eines Gewaltopfers:

1-5 pro Quartal (vor der Fortbildung)

16-102 pro Quartal (danach)

Wichtig:
Fortbildungen werden von Ärzt*innen nur angenommen, wenn sie effizient und machbar sind (also mit Rollenspielen, praktischen Erfahrungen, im Alltag anwendbar, Kontakt für später bei Unsicherheit)

Landesarbeitsgemeinschaft autonomer Frauennotrufe:

Erste bundesweite Umfrage:

http://www.frauennotrufe-nrw.de/site/aktuelles/LAG_Notrufe_AnonymeSpurensicherung_02.2012.PDF

Anonyme Spurensicherung
Ausführlich hier:

http://www.frauennotrufe-nrw.de/site/aktuelles/LAG_Skizzierung_ASS_NRW_03.2013.pdf

Kompetenzzentrum Frauen und Gesundheit über ihre Arbeit:

http://frauenundgesundheit-nrw.de/

Themenschwerpunkt: Intervention bei häuslicher Gewalt
Präsentation:

http://frauenundgesundheit-nrw.de/wp-content/uploads/2013/05/Themenschwerpunkt-Intervention-bei-Häuslicher-Gewalt.pdf

Weiterhin wurde diskutiert, was für eine stärkere Verzahnung des Gesundheitssystems mit den Hilfestrukturen im Gewaltbereich spricht (um Gewalt zu erkennen, angemessene Hilfe zu leisten und den gesundheitlichen Folgen von Gewalt entgegenzuwirken). Hierbei wurde deutlich, dass es noch ein großes Gefälle gibt bezüglich der Versorgung in den Städten und auf dem Land. Außerdem wird Standardisierung gefordert (damit gute Versorgung nicht von dem Engagement einzelner Menschen abhängig ist).
Gutes Beispiel eines Miniflyers fürs Portemonnaie:
http://www.duesseldorf.de/gleichstellung/download/minifaltblatt.pdf
(Leider finde ich auf Anhieb nicht die neu aufgelegte Fassung von 2012 online)

Nach der Pause ging es dann weiter in Kleingruppen mit zwei Fragen:
Was kann ich selbst tun?
Was empfiehlt die (durch Gesundheitsexperten) erweiterte Steuerungsgruppe für den Landesaktionsplan?

Unsere Kleingruppe hat dabei folgende Empfehlungen erarbeitet:

Standardisierte Systematik
Beauftragung in jeder Klinik für Öffentlichkeitsarbeit (standardisierte Flyer, Plakate etc. in Toiletten etc.)
Opferschutzgruppen in jeder Klinik (besetzt mit Ärzt*innen, Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen, Pfleger*innen), analog der Kinderschutzgruppe in manchen Kliniken
Fortbildungspunkte für Fortbildungen in dem Bereich als Anreiz höher setzen

Weitere gute Vorschläge:

Prävention in Schulen erweitern
Forschung erweitern (Datenbasis teilweise zu gering)
Gewalt als Thema in mehr Fortbildungen als Querschnittsthema einbinden
Arzthelfer*innen einbeziehen
Niedrigschwellige Angebote (Ärzt*innen gehen offensichtlich eher zu Fortbildungen, die nicht so sehr die “Komfortzonen” verlassen und Gewalt ist ein aufwühlendes, auch für Ärzt*innen schwieriges Thema, was gerne ausgeblendet wird)
Thema bei Ärzt*innenstammtischen ansprechen (ebenso Qualitätszirkel)
Abrechnungsfähigkeit verbessern (zum Beispiel im Bereich der Befunddokumentation)
Stoffsammlung
bei Öffentlichkeitsarbeit keine einmalige Kampagne, sondern dauerhaft
Persönlich: Ärzt*innen ansprechen auf das Thema

In der nächsten Sitzung der Steuerungsgruppe wird es um Prävention gehen.

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