Politisch engagierte junge Leute werden oft mit einem „Es ist so toll, dass sich junge Leute so engagieren“ abgespeist, ohne dass jemand ihre Forderungen ernst nimmt. Echte Bürgerbeteiligung sieht anders aus. Das hat sich auch die Piratenfraktion NRW gedacht und hat drei Vertreter großer Allgemeiner Studierendenausschüssen (AStA) in die Fraktionssitzung eingeladen – um danach mit ihnen zusammen an einem Antrag zu schreiben.
Antrag mit AStA-Vertretern: Lehrerausbildung fair entlohnen
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Ketzerische Anmerkungen zur sprachlichen Verwüstung im deutschen Fernsehen
Im Titel ihrer letzten Sendung vom 30.10.2016 fragt Anne Will: „Schöne neue Arbeitswelt – Ist der Computer der bessere Mensch?“ Und schon hier im Titel offenbart sich das ganze Ausmaß einer um sich greifenden begrifflich-sprachlichen Verwüstung, denn es werden ein weiteres Mal die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen verglichen, Computer und Mensch.
Ja ich weiß, vrdmmt, es musste ja ein Bezug zum vorher gelaufenen Tatort hergestellt werden, aber das ist mir – mit Verlaub – scheißegal.
Im Verlauf der „Debatte“ wurde dann dem Titel entsprechend konsequent und vermehrt – um es vorsichtig zu sagen – daneben gegriffen.
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner argumentierte – was zu erwarten war, hart an der wirtschaftsliberalen „Binse“ [FAZ Feuilleton 01.11.2016, Wird die Würde des Menschen maschinenlesbar?], die SPD-Landesvorsitzende von Baden-Württemberg, Leni Breymaier, wehrte sich gegen einen entmenschten Einsatz von Robotern beispielsweise in der Pflege, Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer Bitkom e. V., sah mit Empathie ausgestattete Roboter – wooaaah – erst weit in der Zukunft und Internet-Erklärbär Sascha Lobo fetzte sich mit dem neurologischen Faktotum des Technologie- und Kulturpessimismus, dem Erfinder der digitalen Demenz, Herrn Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer („Sie haben keine Ahnung!“, „Nein Sie, schöne Frisur übrigens!“). Huuaaah.
Der klügste Satz des Abends stammte von Sascha Lobo – ich glaube an die Adresse von Leni Breymaier gerichtet, habe aber keine Lust, mir das nochmal anzusehen -: „Man meint den Kapitalismus und schlägt auf die Technologie ein.“ Und das war es auch schon.
Hey, dabei hätte ich es schön gefunden, wenn Lobo und Lindner sich zum Thema Kapitalismus und Technologie ein wenig mehr miteinander – auseinander gesetzt hätten, aber dazu kam es nicht, denn der Rest der „Debatte“ wurde vom Faktotum und seiner Auffassung von der digitalen Vergiftung des Gehirns vor der wir unsere Jugend unbedingt schützen müssen bestimmt. Leider.
An die Adresse von Herrn Spitzer gerichtet hätte ich da mal eine Frage. Ich kenne einen jungen Mann, mittlerweile 25, der im Alter von vier Jahren von seiner Mutter einen fetten PC, einen Pentium, hingestellt bekam, mit Internet und allem Pipapo. Sein Vater fand das übrigens nicht so gut. Und der Junge spielte Games, lernte Basic und schaute youtube-Videos, korrigierte in der Folge am Gymnasium die Aussprache seiner Englischlehrerin, machte sein Abitur und sitzt heute an seinem Master in Physik an einer deutschen Universität. Ach ja, die Frage an Herrn Spitzer: „Was haben die Eltern falsch gemacht?“
Spätestens seit Marshall McLuhan wissen wir, wir Menschen bauen uns um durch Technologie. Technik ist das Mittel, um einen Zugriff auf die Welt zu erlangen, den wir verloren haben, seit unsere Vorfahren im ostafrikanischen Becken vom Baum gefallen sind, weil die Baumdichte umweltbedingt abnahm.
Diese Vorfahren haben dann – warum zum Geier auch immer – sich aufgerichtet und die Hände verloren den Kontakt zum Boden und zu den Baumästen. Sie nahmen alsbald Steine in die Hand, die linke Hand hielt einen Stein und die rechte einen anderen. Mit diesem schlug die Rechte auf den Stein in der Linken ein, um ihn zu schärfen. Dabei machte sich der vorsteinzeitliche User zum Rechtshänder! Und er hat das nicht beabsichtigt. Wäre Herr Spitzer damals Berater dieses Australopithecus afarensis gewesen, hätten wir wahrscheinlich nicht mal Faustkeile entwickelt. Hö.
Andererseits argumentiert Herr Spitzer ja gegen jegliche Bildschirmgeräte, so auch gegen Navigationssysteme. In einer seiner Publikationen – nein, ich nenne die die Quelle nicht, das kann man googeln – oder besser, DuckDuckGo-en, erzählt er von Untersuchungen an Londoner Taxifahrern aus der Zeit vor den Navis, die alle über einen unnatürlich stark vergrößerten Hippocampus verfügten. Das ist eine Hirnregion, die funktionell u.a. für die Orientierung im Raum verantwortlich ist. Also vergrößert durch die berufliche Aufgabe und durch Training. Unser Gehirn ist hoch plastisch und flexibel. Das ist toll. Und nun wird, sehr zum Ärger von Herrn Spitzer, diese Aufgabe von Navis übernommen. Kein „natürliches“ London und keine „natürlichen“ Taxifahrer, booah.
Welche anderen Aufgaben der Hippocampus übernehmen könnte, diese Frage stellt Herr Spitzer nicht, weil er – als Hirnforscher, der dauernd auf irgendwelche computerproduzierten Bildchen des menschlichen Hirns starrt – unserem Gehirn nicht vertraut. Das ist traurig. Sehr traurig.
Also, siehe oben, keine Faustkeile. Und keinen Buchdruck und keine Dampfmaschinen. Wir sind nicht unsere Technik, aber wir spiegeln uns in ihr in der Welt. Und – hallo ARD – es macht keinen Sinn, Menschen mit Computern oder Robotern zu vergleichen. What an annoying bullshit!
Unsere schöne deutsche Sprache ist ein hervorragendes Analyse- und Denkinstrument, chirurgisches Seziermesser und Präzisionskleber zugleich. Also benutzt sie, anstatt sie zur Verdummung zu missbrauchen!
Aber es macht Sinn, alles, absolut alles, was man maschinisieren kann, an Maschinen abzugeben, um an etwas heranzukommen, was bislang im Verborgenen weste, nämlich die reine Faktizität unserer Existenz. (Frei nach Rudolf Kaehr).
Das aktuelle öffentlich rechtliche Fernsehen langweilt. Und die entscheidende politische Frage wurde ausgespart, wer hat zu wessen Nutzen Zugriff auf die neue Technologie?
Lädt man eigentlich Leute wie Spitzer zu solchen Debattentheatern ein, um die an sich sinnvolle, berechtigte und bereichernde kulturpessimistische Position in der TV-Öffentlichkeit zu diskreditieren? Öhm. Nur mal so.
Schönen Restfeiertag noch,
Nick H. aka Joachim Paul
Darum streitet ÖPNV-Enquetekommission um Organisationsstrukturen für Bus und Bahn in NRW
Oliver Bayer MdL, Vorsitzender der Enquetekommission ÖPNV und Sprecher der Piratenfraktion:
„Finanzierung und Entwicklung von Bus und Bahn verlangen vor allem nach neuen Instrumenten. Die Zukunft des ÖPNV braucht aber vor dem Hintergrund der Digitalisierung und völlig neuer Mobilitätsformen auch passende Organisationsstrukturen, die ein flexibles, schnelles, kreatives und durchsetzungsstarkes Handeln fördern. Das Ringen darum ist nun zu beobachten und die Auseinandersetzung ist wichtig und notwendig, damit Kreativität und Ressourcen freigesetzt werden können.“
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Darum streitet die ÖPNV-Enquetekommission um die Organisationsstruktur für Bus und Bahn in NRW
Sozialstandards für Praktikanten bei freiwilligen Praktika
Kleine Anfrage 5292
Sozialstandards für Praktikanten bei freiwilligen Praktika
Seit den 1990er Jahren werden in Deutschland immer mehr Praktikanten beschäftigt. Das führte zeitweise dazu, dass von einer Generation „Praktikum“ gesprochen wurde. In der Folge wurde zwar eine Veränderung der gesetzlichen Regelungen vorgenommen, es gibt aber immer noch Möglichkeiten diese zu umgehen.
Auch heute werden noch viele Praktikanten eingestellt. Die Wichtigkeit eines Praktikums kann auch daran ermessen werden, dass sich im Laufe der Zeit schon eigene Portale herausgebildet haben, wie etwa meinpraktikum.de, bei dem neben dem Suchen und Finden eines Praktikums auch Bewertungen abgegeben werden können. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass neben der Wirtschaft gerade die staatlichen Stellen vorangehen, der Generation Praktikum die Möglichkeit zu geben, nicht ganz finanziell überfordert ihre ersten beruflichen Schritte zu gehen.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung
1. Wie sehen die Informationsangaben der vom Land in den Jahren 2014 und 2015 ange-botenen Praktika aus? (Ich bitte um Aufschlüsselung nach Dienststellen sowie danach, ob es sich um freiwillige oder verpflichtende Praktika handelte, wobei die Anzahl der Praktikumsverhältnisse, der Anteil von Hochschulabsolventen, die Dauer der Praktika und die Höhe der gezahlten Vergütung oder Entschädigung in Tabellenform erbeten wird)
2. Werden seitens des Landes Absolventen mit abgeschlossener Berufsausbildung oder abgeschlossenem Studium als Praktikanten beschäftigt?
3. Werden seitens des Landes freiwillige Praktika für eine Dauer von mehr als drei Monaten angeboten?
4. Werden seitens des Landes Praktikanten ohne Zahlung einer Vergütung von mindestens 300 Euro monatlich beschäftigt?
5. Bewirbt das Land NRW freiwillige Praktikantenstellen im Landesdienst?
Die kleine Anfrage als PDF zum Download.
Antwort wird nachgereicht sobald verfügbar.
Sozialstandards für Praktikanten bei Pflichtpraktika
Kleine Anfrage 5291
Sozialstandards für Praktikanten bei Pflichtpraktika
Die Studenten von heute sehen sich durch die jeweiligen Prüfungsordnungen mehr und mehr gezwungen, Pflichtpraktika zu absolvieren. Der Zwang rührt daher, dass ihnen ansonsten ein weiterstudieren oder ein Abschluss verwehrt wird. Hintergrund dieser Regelunge ist, dass der Satzungsgeber der Ansicht ist, dass eine gewisse Praxiserfahrung als relevant für die Vorbereitung bzw. Aufnahme des Berufs mehr
oder minder angenommen wird.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung
1. Ist bei Studenten, die im Rahmen ihres Studiums Praktika zu absolvieren haben (Pflicht-praktikanten), sichergestellt, dass die wesentlichen Rahmenbedingungen des Praktikumsverhältnisses schriftlich festgelegt werden?
2. Ist bei Studenten, die im Rahmen ihres Studiums Praktika zu absolvieren haben (Pflicht-praktikanten), sichergestellt, dass ein qualifiziertes Zeugnis ausgestellt wird?
3. Ist bei Studenten, die im Rahmen ihres Studiums Praktika zu absolvieren haben (Pflicht-praktikanten), sichergestellt, dass ein Anspruch auf Zahlung einer angemessenen Vergütung besteht?
4. Welche durchschnittliche Vergütung wird den Praktikantinnen und Praktikanten im Durchschnitt für Pflichtpraktika gezahlt?
5. Nach welchen Kriterien überprüfen die Hochschulen die Einhaltung der Sozialstandards?
Die kleine Anfrage als PDF zum Download.
Antwort wird nachgereicht sobald verfügbar.
Es zählt, was das Kind erhält – Anhörung zur Kindergrundsicherung
Auf Initiative der Piratenfraktion fand im Landtag NRW eine Anhörung zum Thema Kindergrundsicherung statt. Diverse Sachverständige lieferten ihre Einschätzungen ab – und waren sich fast durch die Bank einig.
Veröffentlicht unter Daniel Düngel, Familie, Kinder, Jugend (A04), Homepage