Vernissage #SnowdenArt

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Am 27.01.14 hatten wir alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu unserer Kunstausstellung #SnowdenArt in den Landtag eingeladen. Mit dieser Kunstausstellung gewähren wir Edward Snowden zumindest künstlerisches Asyl im Landtag. Parlamentarisch hatten wir ja bereits am 28. November einen sicheren Aufenthalt für Edward Snowden gefordert – doch eine Zustimmung fand das bei den anderen Fraktionen bislang nicht.

Also hatten wir Anfang Dezember zu einem Kunstwettbewerb aufgerufen: Schickt uns eure Kunstwerke zum Thema Edward Snowden und seinen Enthüllungen – dies kann ein Ölgemälde, eine Skulptur oder auch eine Collage sein. Digitalkunst ist natürlich auch herzlich willkommen, so lautete unser Aufruf. Und zahlreiche Bürger haben ihrer Phantasie freien Lauf gelassen. Über 40 Kunstobjekte haben uns erreicht.

Die Kunstobjekte stellen wir noch bis zum 24. Februar im Landtag NRW aus. Wer also bei der Vernissage nicht dabei sein konnte, hat noch genügend Zeit, vorbeizukommen. Um Anmeldung wird aus organisatorischen Gründen gebeten: snowdenart@piratenfraktion-nrw.de

 

Die Eröffnungsreden von Joachim Paul und Lukas Lamla

Joachim Paul:

Liebe Gästinnen, Gäste, Ausstellerinnen und Aussteller unserer Vernissage!

Der britische Science- und Social-Fiction Autor John Brunner schrieb bereits 1975 in seinem Roman „Der Schockwellenreiter“: „Wenn es ein Phänomen wie das absolute Böse überhaupt gibt, dann besteht es darin, einen Menschen wie ein Ding zu behandeln.“

Einen Menschen zu behandeln wie ein Ding, dazu gehört auch und gerade, ihn gegen seinen Willen anzufassen, physisch und virtuell, ihn anhand seiner Aktivitäten und seiner Kommunikationen bis in den letzten Winkel seines Selbst, seines DaSeins auszuleuchten. Unter Missachtung aller Grenzen, aller Schutzräume, die das Individuum setzen will und die ihm durch die demokratischen Bürgerrechte zugestanden werden.

Bürgerrechte werden damit zur Farce – das heißt: Demokratie wird damit zur Farce.

Und wir? Was sind wir denn Anderes als Knoten in einem Netz, das sich Gesellschaft, das sich Gemeinschaft nennt? Und für viele von uns sind unsere technischen Tools mehr als nur bloße Werkzeuge, sie sind Erweiterungen unserer Körper, Erweiterungen von uns selbst, mit denen wir über Raum und Zeit hinweg untereinander in Kontakt treten, um uns selbst und unsere Gegenüber als Menschen zu erfahren.

Was sich jetzt schon am Horizont abzeichnet, ist ein kaum fassbarer Angriff, ist die totale Vermessung der Gesellschaft, bis hinunter zum einzelnen Individuum und allen seinen Beziehungen. Aus Ahnungen wird Gewissheit, wir wissen, dass das, was technisch möglich ist, auch tatsächlich gemacht wird. Und schlimmer noch, Algorithmen bewerten und treffen eine Vorauswahl dessen, was als gefährlich, als systemgefährdend zu gelten hat, und was nicht. Damit wird dem Einzelnen seine Souveränität und seine Selbstbestimmung technisch und maschinell aus der Hand geschlagen. Und damit wird unserer Technik – ein weiteres Mal unter vielen Malen in unserer Geschichte – eine Bedeutung aufgedrückt, die sie nicht verdient hat. Und damit wird unserem Internet eine Funktion gegeben, die es nicht verdient hat.

Wir alle, aber besonders die hier ausstellenden Künstlerinnen und Künstler würdigen heute mit Edward Snowden einen ausgewiesenen Weltbürger, einen Helden der Demokratie, der die Zivilcourage hat, diesem unpersonifizierten, diffusen Bösen, dieser dunken Seite eine erste Kontur zu verschaffen, ihm ins Gesicht zu speien, es zu demaskieren. Edward Snowden hat bereits jetzt einen festen Platz in der Menschheitsgeschichte.

Diese Vernissage und alle daran Beteiligten sagen uns vor allem: Der Mensch Edward Snowden inspiriert! Snowden selbst, sein Verhalten und seine Wirkung werden bis tief in den kulturellen Bereich hineinreichen. Und das wird über eine lange Zeit andauern. Wir haben hier und heute einen Anfang gemacht.

Vielen Dank!

— Und jetzt übergebe ich an Lukas Lamla, den Initiator dieser Aktion —

 

Lukas Lamla:

Das Gesicht Edward Snowdens ist allgegenwärtig. Seine Enthüllungen reißen nicht ab. Die Nachrichten von neuen Enthüllungen, von immer neuen Methoden der Überwachung sind schon fast zur traurigen Routine geworden. Edward Snowden hat unsere Welt verändert. Welche Konsequenzen wollen wir als Gesellschaft daraus ziehen?

Sein Beweggrund für die Enthüllungen war vor allem der Anstoß einer öffentlichen Diskussion, die in die Geschichte eingehen wird. Snowden sagte:

„Ich will nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich sage, alles was ich mache, der Name jedes Gesprächspartners, jeder Ausdruck von Kreativität, Liebe oder Freundschaft aufgezeichnet wird.“

Die Welt verändert sich, wir befinden uns mitten in einer technischen Revolution. Der Ausgang ist ungewiss. Zu verlieren haben wir unsere Freiheit. Edward Snowden sprach von Kreativität und bewies Mut. Kreativität und Mut sind die zwei Schlüsselbegriffe, die für uns in den nächsten Monaten und Jahren so wichtig sein werden, wie die Luft zum Atmen. Liebe und Freundschaft sind die Rahmenbedingungen, die uns helfen werden, diesen steinigen Weg zu gehen.

Liebe Künstlerinnen und Künstler,

dies ist euer Abend. Nutzt ihn um Ideen zu sammeln, anregende Gespräche zu führen und sich inspirieren zu lassen. Nutzt ihn auch, um ein bisschen Abstand zu eurem Alltag zu bekommen. Nutzt ihn um zu spüren, dass ihr nicht alleine seid!

Danke, für den Weg, den Ihr bisher gegangen seid,

Danke, dass ihr hier seid.

Fühlt euch wohl zur Eröffnung!

 

(Alle Fotos: Tobias M. Eckrich)

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4 Kommentar auf “Vernissage #SnowdenArt
  1. Peter Ehses sagt:

    Hallo,
    es wäre schön, wenn Sie eine (online-)Galerie mit allen Kunstwerken veröffentlichen könnten, sodass auch diejenigen, die das Ganze nicht live ansehen können (wie z.B. ich), es trotzdem in seiner Gesamtheit bewundern können?
    Gruß,
    Peter „Kur“ Ehses

    • Michele Marsching sagt:

      Hallo Peter,

      Du kannst die meisten Bilder jetzt oben in der Galerie sehen. Einfach die Bilder weiter klicken.

      Michele

  2. Gerhard sagt:

    War das schööön: Tolle Kunstwerke, kreative Künstler, lockere Atmosphäre: „einfach geil“!

  3. Lisa sagt:

    Allein schon die Idee! Einfach genial! Danke Piraten!

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