Donnerstag, 10. April 2014
Top 4. Cannabis legalisieren – Drogenpolitik neu ausrichten
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Protokoll der Rede von Lukas Lamla:
Lukas Lamla (PIRATEN): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Zuschauer hier auf der Tribüne und zu Hause! Kurze Frage an Sie vorab: Wer von Ihnen hat noch nie im Leben Cannabis konsumiert? Das sind jetzt nicht so viele. Vielen Dank für das eindeutige Statement!(Beifall von den PIRATEN)
Meine Damen und Herren, verzeihen Sie mir bitte diesen Anfang. Aber ich hoffe, ich habe jetzt Ihre Aufmerksamkeit. Die deutsche Drogenpolitik setzt seit ca. 40 Jahren fast ausschließlich auf das Mittel der Prohibition und verfolgt damit das unrealistische Ziel einer drogenfreien Gesellschaft. Das gering sucht- und gesundheitsgefährdende Cannabis bleibt verboten, während zugleich wesentlich gefährlichere Substanzen wie Alkohol und Tabak als Gesellschaftsdroge ganz normal akzeptiert werden. Es wird an Gesetzen festgehalten, die wenig wirkungsvollen Jugendschutz bieten. Es wird an Gesetzen festgehalten, die die tatsächliche Gefährlichkeit von Cannabis falsch bewerten. Es wird an Gesetzen festgehalten, die Polizei und Gerichte überlasten sowie die Bürger Jahr für Jahr Millionen an wirkungslos eingesetzten Steuergeldern kosten.
(Beifall von den PIRATEN)
Erst am 20. Januar dieses Jahres wurde im Bundestag eine Petition mit schwarz-roter Mehrheit abgelehnt, die die Legalisierung von Cannabis forderte. Damit ist wieder einmal eine historische Chance vergeben worden, diese unsinnige Regelung zu korrigieren. Vier Jahre hat die Bearbeitung dieser Petition gedauert. Zwischenzeitlich wurden 20 Mehrfachpetitionen zu diesem Thema eingereicht. Aktuell laufen wieder einmal mehrere Petitionen, die sich für die Entkriminalisierung von Cannabis einsetzen. Unter anderem haben die Piraten aus Köln, Dortmund und Münster solche Petitionen eingereicht.
Gleichzeitig fordern 122 Strafrechtsprofessorinnen und -professoren vom Deutschen Bundestag die Einrichtung einer Enquetekommission zum Thema „Erwünschte und unbeabsichtigte Folgen des geltenden Drogenstrafrechts“. Rechtswissenschaftler absolute Fachleute bezeichnen in dieser Resolution den Zweck der Verbots- und Strafkultur als „systematisch verfehlt“. Diese Verbote mit ihren Folgen seien schädlich für die Gesellschaft, die Konsumierenden sowie unverhältnismäßig kostspielig. Die Piratenpartei steht für eine repressionsfreie Drogenpolitik und will ein Ende dieser gescheiterten Straf- und Verbotspolitik, meine Damen und Herren.
(Beifall von den PIRATEN)
Wir lehnen die heutige wissenschaftlich nicht haltbare Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Stoffen ab und fordern die objektive Bewertung und Handhabung aller psychoaktiven Substanzen alleine anhand ihres Gefährdungspotenzials. Die derzeitige nicht faktenbasierte Bevormundung Erwachsener beim verantwortungsvollen Umgang mit Rausch- und Genussmitteln widerspricht der Grundüberzeugung der Piraten und unserem Verständnis einer mündigen Gesellschaft.
(Beifall von den PIRATEN)
Die bisherige Kriminalisierung der Konsumenten muss beendet und der damit verbundene Schwarzhandel durch kontrollierte Erwerbsstrukturen ersetzt werden. Demgegenüber muss Prävention ehrlich und sachlich sein, um nachhaltig überzeugen zu können. Alle Beteiligten und Betroffenen müssen zur Gestaltung ideologiefreier und realitätsorientierter Konzepte einbezogen werden. Als Sofortmaßnahme fordern wir die Anhebung der geringen Menge zum Eigengebrauch auf 30 g. Das können wir in NRW jetzt schon beschließen. Wir sollten auch darüber nachdenken, die Eigengebrauchsmenge sukzessive anzuheben, von 30 auf 50 g, von 50 auf 100 g, also die vom BGH maximal zugelassene Menge.
Meine Damen und Herren, die Berichterstattung der letzten Wochen Sie alle lesen ja Zeitung zum Thema „Legalisierung von Cannabis“ nimmt zu. Sowohl die Lokalzeitungen als auch die überregionale Presse wie zum Beispiel die „SZ“ und die „FAZ“ sind nur so mit diesen Artikeln gespickt. Das ist kein Wunder, denn der gesellschaftliche Diskurs über die Cannabis-Legalisierung ist in anderen Ländern bereits weiter fortgeschritten.
So hat sich die Straf- und Verbotspolitik in Uruguay, in mehreren Bundesstaaten der USA, den Niederlanden, in Tschechien, in Portugal gewandelt. In den USA ziehen Sie sich das einmal rein , dem Law-and-Order-Staat schlechthin! Meine Damen und Herren, erkennen Sie eigentlich die Zeichen der Zeit? Ich bin mir nicht sicher. Lassen Sie uns endlich Schluss machen mit dieser widersinnigen Verbotspolitik. Es ist Zeit, die Drogenpolitik neu auszurichten.
(Beifall von den PIRATEN)
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall von den PIRATEN)
Vizepräsident Dr. Gerhard Papke: Danke, Herr Kollege. Für die SPD-Fraktion hat Frau Abgeordnete Warden das Wort.
Ich kann die Argumente der anderen Parteien einfach nicht verstehen. Wie kann man denn behaupten, dass
die Konsumenten heute alleine und aus Eimern rauchen? Was soll dies denn überhaupt bedeuten „aus dem Eimer
rauchen“, darauf wird gar nicht eingegangen z.B.? Ich kenne den Begriff „Eimer rauchen“ nur als Erstatz
für „Joint rauchen“. Warum sich im allgemeinen nichts in der Drogenpolitik in Deutschland ändert, verstehe ich
nicht. Es wird nur argumentiert, dass man so den Jugendlichen hilft, wenn man ihm eine Geldstrafe,
Sozialarbeit oder ein Drogenscreening zuschreibt. Wie soll denn sowas helfen, wie soll man denn danach
noch ein „normales“ Leben führen, wenn man sich selber mit Heroinabhängigen und Schwerverbrechern vergleicht?
Der Cannabiskonsument, der erwischt wurde, muss mit vielen Problemen rechen. Dazu zählt auch die Verlagerung
der „Strafe“. Auch wenn das Verfahren von der Polizei eingestellt wurde, ist es noch zu erwarten, dass
von der Führerscheinstelle ein Drogenscreening angefordert wird (fals ein Führerschein vorhanden ist).
Fals man dies nicht besteht könnte ein MPU und ein Führerscheinentzug folgen. Dies kann dann bis zu 1500€
kosten! Das meiner Meinung nach ist schon eine harte „Strafe“ für den Cannabisbesitz (geringer Menge unter
10g für den Eigenbedarf) ohne den Bezug zum Straßenverkehr. Ich wiederhole das nochmal OHNE DEN BEZUG ZUM
STRAßENVERKEHR!!! Dies kann sich nicht jeder zwischen 17-25 leisten, da man eventuell noch studiert
und Prüfungen vor sich hat, da fehlt einfach die Zeit, Nerven und das Geld dafür! So ist man schnell den Führerschein
los. Was ich auch toll finde ist, dass man einfach möglichst viele Konsumenten therapiert, damit diese
ein schönes Leben führen können und dann behauptet ihnen geholfen zu haben. HA! Der Jugendliche verfällt
ja wenig in Depressionen, wenn ihm gesagt wird, du bist ein „Verbrecher“ und ein „Drogensüchtiger“. Gehe
zur therapie und du wirst geheilt und wirst ein schönes Leben haben. Schwachsinn damit zerstört man dem
Jugendlichen sien komplettes Leben. Die Familie verliert das Vertrauen in ihn und sieht ihn in der
Gesellschaft verloren und zwingt dem auch eine Therapie auf, nur weil bei uns in Deutschland Cannabis
nicht akzeptiert wird. Wenn man überlegt wie viele Drogendealer es gibt und dass es einfacher für einen
15,4 jährigen ist an Cannabis zu kommen + an weitere harte Drogen, als an Alkohol. Hier begeht der Staat für
mich ein Verbrechen. ES ist FAKT, dass man an harte Drogen durch seinen Dealer kommt. Wo soll man denn bitte
im Cofeeshop Koks oder Heroin kaufen? WIe können die anderen Parteien überhaupt Argumente reinbringen, die
nicht mal stimmen. Aus irrgendwelchen Studien, die die Abgeordneten selber kennen und eventuell manipuliert
haben wird viel Schwachsinn behauptet. Verfolgungswahn durch Cannabis hat man nur, wegen der Angst erwischt
zu werden, mehr nicht! Da ist wieder der Staat Schuld. Es gibt noch viele weitere Gründe für eine entkriminalisierung
von Cannabis, aber diese werden einfach von den anderen Parteien ignoriert. Bitte Piraten sagt uns, wie wir
euch helfen können uns zu helfen.