Bundesvorsitzender fordert Rücktritt von BND-Chef Gerhard Schindler
Mitglieder der Piratenfraktion NRW stellen Strafanzeige gegen führende Beamte in Kanzleramt und Bundesnachrichtendienst [1]. Das hat Joachim Paul, Vorsitzender der Fraktion, in einer von den Piraten beantragten „Aktuellen Stunde“ zur BND-Affäre mitgeteilt [2] [3]. Maßgeblich stehen im Verdacht:
- als Kanzleramtsminister die Herren Dr. Frank-Walter Steinmeier, Dr. Thomas de Maizière, Ronald Pofalla und Peter Altmaier,
- als Geheimdienst-Koordinatoren im Kanzleramt die Herren Ernst Uhrlau (zugleich ab 2006 Präsident des Bundesnachrichtendienstes), Klaus- Dieter Fritsche und Günter Heiß
- als Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes die Herren August Hanning, Ernst Uhrlau und Gerhard Schindler
Sie werden verdächtigt, geheimdienstliche Agententätigkeiten für eine fremde Macht im Sinne von § 99 Strafgesetzbuch ausgeübt, gefördert oder zumindest wissentlich geduldet zu haben. Dies kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 10 Jahren geahndet werden.
Dr. Joachim Paul, Vorsitzender der Piratenfraktion im Landtag NRW:
„Wir haben hier den Supergau der deutschen Innenpolitik. Seit den Enthüllungen von Edward Snowden hat es nicht lange gedauert bis zur Kernschmelze jeglichen Vertrauens in die staatliche Integrität. Die BND-Affäre zeigt: Es gibt ein eklatantes Staatsversagen der Sicherheitsbehörden. Das Bundeskanzleramt hat bei der Aufsicht des BND versagt – und zwar sowohl unter christdemokratischer, als auch unter sozialdemokratischer Führung. Der BND gehört an die parlamentarische Kette! Es sollte auch im ureigenen Interesse der Landesregierung und des Landtags NRW liegen, die Bundesregierung aufzufordern, die Kontrolle über den BND zurückzuerlangen! Das Bundeskanzleramt war nachweislich seit dem Jahr 2008 informiert. Hierbei handelt es sich zweifelsfrei um Landesverrat. Wir fordern Aufklärung, Eingeständnisse, ein sofortiges Ende dieser Machenschaften und die Bestrafung der Täter.“
Daniel Schwerd, Netz- und Wirtschaftspolitischer Sprecher der Piratenfraktion NRW:
„In NRW sieht es nicht besser aus. Die Taktik von Rot/Grün, immer wieder darauf zu verweisen, dass nichts bewiesen sei, ist nicht länger tragbar. Innenminister Jäger sieht tatenlos zu, wie deutsche Nachrichtendienste gefährliche Kooperationen mit ausländischen Geheimdiensten eingehen. Da hilft ihm auch keine Rückendeckung von seinem Abteilungsleiter Verfassungsschutz, der ‚keinen Grund zur Besorgnis’ sehen will. Dass der BND von sich aus Spionage für die NSA betreibt, ist entweder politisch so gewollt oder an Inkompetenz nicht zu überbieten. Wer hier nichts unternimmt, billigt nicht zuletzt Wirtschaftsspionage im eigenen Bundesland. Die Innen- und Sicherheitspolitik, selbsternanntes Kompetenzfeld christ- und sozialdemokratischer Hardliner, ist gescheitert.“
Mitunterzeichnet wird die Anzeige vom Bundesvorsitzenden der Piratenpartei, Stefan Körner. Dieser fordert darüber hinaus direkt den Rücktritt von BND-Chef Gerhard Schindler. [4]
Quellen:
[1] Text der Strafanzeige: https://fraktion2012.piratenpartei-nrw.de/2015/04/bnd/
[2] Ankündigungstext zur „Aktuellen Stunde“:
[3] Rede von Joachim Paul: https://fraktion2012.piratenpartei-nrw.de/2015/04/joachim-paul-zum-schutz-von-unternehmen-vor-wirtschaftsspionage/
[4] PM der Bundespartei mit Zitat des Bundesvorsitzenden Stefan Körner ab 11 Uhr auf www.piratenpartei.de
Gibt es einen Grund, warum Merkel nicht aufgeführt wird? Als Kanzleramts-Chefin ist sie doch verantwortlich. Und die Aussagen von Frau Wirtz (Zeugin!) zeigen, dass Merkel über alles informiert war.
(https://www.youtube.com/watch?v=y9pRz5KQ6vo)
Gute Frage Andreas!!!
Das Interview mit @pschiffer auf WDR5
http://ondemand-ww.wdr.de/medstdp/fsk0/69/694073/694073_7430691.mp3
Auch ich stelle mir dir Frage, ob denn diese Strafanzeige – welche ich sehr begruesse – um eine weitere Person ausgeweitet werden sollte: Angela Merkel.
Denn, wie es hier in diesem Artikel so schoen geschrieben steht:
Das muss lückenlos aufgeklärt werden. Und ohne Rücksichtnahme. Die Kanzlerin ist meiner Meinung ganz klar in der Verantwortung- sie kann und darf sich hier nicht verstecken.