Offener Brief an den WDR-Rundfunkrat

Sehr geehrte Frau Hieronymi,

die Redaktionsgruppe „Junges Fernsehen“ des WDR hat sich mit Verweis auf § 5 des WDR-Gesetzes dazu entschlossen, den Beitrag „Dunk den Herrn“ der Satirikerin Carolin Kebekus nicht zu senden. Ursprünglich sollte der Beitrag am 5.6.2013 in der Satiresendung „Kebekus“ im Abendprogramm auf Einsfestival ausgestrahlt werden. In einer Pressemitteilung begründet der WDR diese Entscheidung damit, dass die religiösen Überzeugungen der Bevölkerung zu achten und eine Verunglimpfung religiöser Symbole im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht zuzulassen seien.

Aus unserer Sicht ist diese redaktionelle Entscheidung des WDR im Spannungsfeld zwischen der Achtung religiöser Gefühle der Bevölkerung einerseits und der im Grundgesetz verbrieften Kunstfreiheit, unter die auch die Satirefreiheit zu fassen ist, zu sehen.

Der deutsche Presserat hat sich in dieser Frage bereits deutlich positioniert. Er stellte bereits vor Jahren klar, dass auch Religionsgemeinschaften und ihre Mitglieder Kritik – auch scharfe – ertragen müssten. Die Beschwerdekammer betonte, dass es Grenzen auch für Satire und Karikaturen gebe. Diese seien allerdings weit zu ziehen.

Wir würden uns wünschen, dass der WDR-Rundfunkrat als Aufsichtsgremium des WDR in seiner nächsten Sitzung über die Entscheidung, den Beitrag „Dunk den Herrn“ nicht auszustrahlen, diskutiert und eine deutliche Position zugunsten der Meinungs- und Kunstfreiheit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bezieht.

 

Daniel Schwerd, Netz- und medienpolitischer Sprecher und

Lukas Lamla, Kulturpolitischer Sprecher der Piratenfraktion im Landtag NRW

 

Wer sich das Video anschauen will, um sich selbst ein Bild zu machen, hat hier die Möglichkeit dazu:

http://youtu.be/4Y3IWFLFHbk

"Politik aus Notwehr". Manchmal muss man was tun, wenn sich was ändern soll. Meine Schwerpunkte sind die "klassische" Netzpolitik, das Internet, Urheberrecht, Medien, Wirtschaft, und darin die Leitlinien der Transparenz, Partizipation und Plattformneutralität. Geek, zerstreut und niemals erwachsen.

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Ein Kommentar auf “Offener Brief an den WDR-Rundfunkrat
  1. Lusru sagt:

    An die Piraten-Fürsten in NRW.
    Beim Fürsten Daniel Schwerd lese ich:
    >“Politik aus Notwehr“. Manchmal muss man was tun, wenn sich was ändern soll<
    Ja, das muß man wohl, das ermuntert mich, hier zu schreiben..
    Salafismus wird zwar als eine Form von Notwehr ausgegeben, ist aber keine, nichteinmal eine rüde.
    Es ist volksverhetzende Fremdenfeindlichkeit, und das von einer besonders markanten ART.

    Warum sage ich das, wenn es um Euren (?) offenen Brief zum Videoclip "Dunk den Herrn“ der Satirikerin Carolin Kebekus an den WDR-Rundfunkrat geht?
    Da auch ich meine (ausreichenden ) Erfahrungen mit Rundfunkräten habe, rate ich Euch, zunächst festzustellen, wieviele Nichtkatholiken in dem von Euch anfrequentierten Rat insitzig (ja: in sitzig) sind.
    Danach, so schätze ich, ist auch für Euch erkennbar, daß euer "Offener" beim Empfänger bestenfalls (will heißen: im günstigsten Fall) selber als Karrikatur einer Satire über künstlerische Freiheit erkannt wird …

    Auch mit "Offenen Briefen und solchen Medienfürsten habe ich als atheistisch lebender Mensch meine Erfahrung: Offen sind sie erst, wenn das Fenster weit weit offen ist – auch für alle Antworten und Reaktionen, wie z.B. diese meinige hier …
    Wollen sehen, was da bei euch so offen ist, wie ernst ihr das so kurz vor einem Wahlkampf wirklich meint, oder ob ich meinen Kommentar besser "anderen" hätte schenken sollen, noch schenken darf.

    Nun zu den Salafisten, die ich in ihrer Haßpredigerei auf das Tiefste verabscheue und nirgendwo in einer Öffentlichkeit agieren sehen möchte, weil sie rigoros Fremdenhass verbreiten, besonders mit ihrer Art.
    Denke mal, da sind wir uns sehr schnell einig.

    Um so verwunderlicher erscheint es, daß da eine ganze politische Fraktion (und auch noch von mir an sich geschätzten) Piraten mit diesem offenen Brief sich eins macht mit einer extrem salafistischen ART (das eigentlich Kunst meinen sollte) der Artikulation durch die Satirikerin Carolin Kebekus in eben diesem Video, in dem sie die rissige Erscheinung und auf blanke hasserfüllte Gewalt orientierte Selbstdarstellung der Hassprediger noch versucht zu toppen.
    Zuviel zerreißt den Sack! (Satirikergruß auf den Bretteln)

    Das geht so nicht, weder derart spaltende und volksverdummende Hetze in unserer Gesellschaft noch die offen fremdenfeindliche (Katholenfeindliche) Parteinahme einer Landtagsfraktion unter dem Vorwand, die Freiheit der Kunst "schützen" zu wollen und dabei das in salafistisch gearteten Bullshit aber professionell gestylte Video zu promoten.
    Gerade die Piraten, die (aktuellen) Hohepriester der Transparenz und Toleranz in unserem Land, sollten wissen, daß Verfehlungen stets nur von konkreten einzelnen MENSCHEN in den Organisationen gemacht werden, und nicht von anonymen Strukturen, zu denen auch ALLE anderen lebenden Strukturteilnehmer gehören.

    Piratenfraktion schämt euch mit dieser Aktion der Fremdenfeindlichkeit vor euren und allen Wählern, den damit sind Katholiken eure ausgewiesenen feindlichen Fremdlinge.

    Dies darf und sollte man unbedingt auch der an sich talentierten und bisher von mir gern erlebten hier jedoch als Ver_künstlerin wirkenden Carolin Kebekus übermitteln, sie darf sich als durchaus reichlich beschämt für Ihre dargestellte Haßtirade und Intoleranz im Stil der Salafisten betrachten.

    Satire soll beißen und nicht stinken, und Kunst darf ergreifen (auch fest zupacken – so sie KANN) und nicht spalten und verprellen, womit dieses Video nur noch in die Abteilung Agitation und Propaganda und dort auch nur als Versager einzuordnen wäre.
    Dafür aber engagiert man sich nicht, erst recht nicht als eine Politik repräsentierende Struktureinheit eines Landtages.
    Piraten, orientiert euch mehr am Norden, am Rhein, und am besten an den West-Falen.
    Und wenn da mal ein Salafist hassig schreit, muss nicht jeder Pirat der hier in ebensolchem Stil agierenden Satirikerin den damit von beiden Seiten so unters Volk geworfenen Fremdenhass auch noch verteidigen
    Beste (aber nicht einzigste!!) Fraktions-Lösung:
    Ich würde stillschweigend und umgehend das "offene und sehr sehr zugige" Fenster schließen und diesen Brief, der nichts öffnet aber für euch alles schließt – allerdings öffentlich und mit Bedauern einer Fehleinschätzung – zurückziehen:
    Noch, noch ginge das wohl; jeder kann sich mal irren, auch in Sachen FREMDENHASS

    Aufmerksam beobachte ich eure Aktivitäten und wünsche ihnen Erfolg – aber bitte nicht mit Petitionen für salafistisch gemachten Schitt, egal für oder gegen welche Religionsmacken, die stets nur die der dort auch versteckten Menschen sind, was Piratenfürsten dank ihrer Qualifikation eigentlich wissen und auch zeigen (!) sollten
    Wieder allen Schreihälsen der salafistischen ART.

    Wollen sehen, wie frei Piratenfürsten in EIGENEN ENTSCHEIDUNGEN selber sind, wenn da etwas freigeschaltet und “gesendet” werden soll, das nicht eigenen Intension entspricht, wie eben z.B. auch diese meine Meinung hier …
    „Manchmal muss man was tun, wenn sich was ändern soll“ (Daniel Schwerd auf seiner Seite „Politik aus Notwehr“)

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