Die Hemmschwelle für politisches Engagement ist nach wie vor hoch, darüber waren sich die Studierenden der Hochschule Rhein-Waal einig, die heute den Landtag besuchten. „In der Schule habe ich wenig über Politik gelernt. Wenn wir überhaupt etwas über politische Vorgänge erfahren haben, dann über solche, die schon 50 Jahre zurückliegen“, erklärte eine Studentin und bestätigte damit die Erlebnisse ihrer Kommilitonen. „Wenn ich aber von Politik keine Ahnung habe, komme ich nicht auf die Idee, mich politisch zu engagieren.“
Im Gespräch mit den Abgeordneten Torsten Sommer (Piraten), Markus Weske (SPD), Michele Marsching (Piraten), Martin-Sebastian Abel (Grüne) und Robert Stein (Piraten) bestätigten die Besucher nicht nur die These, dass mehr Bildung zu mehr politischer Teilhabe führen würde. Ebenso notwendig sei mehr Bürgernähe der Parteien. Politikern einfach eine E-Mail zu schreiben und um Informationen zu bitten, darauf wären vor dem Gespräch nur die wenigsten Teilnehmer gekommen. In stärkerer direkter Demokratie sah die Gesprächsrunde schließlich einen dritten wichtigen Ansatz, um das Interesse an politischer Teilhabe zu erhöhen.
Meine Erfahrung: Während des Schulbesuchs auf einem Dortmunder Gymnasium in den 80er Jahren standen, übrigens schon in der Sekundarstufe 1, Politik, Geschichte und Sozialwissenschaften auf dem Lehrplan. Ich kann mich daran erinnern, wie wir mit engagierten Lehrerinnen und Lehrern in der 6. Klasse über Atomenergie und Bundestagswahlen, in der 10. Klasse über das ehemalige Apartheid-System in Afrika und die Gewaltenteilung des Grundgesetzes, in der Sekundarstufe 2 über wirtschaftspolitische Themen oder die Entwicklung der Weimarer Republik diskutierten. Einige wenige Mitschüler waren sehr engagiert, viele aber bis zur Teilnahmslosigkeit desinteressiert. An der Schule lag das aber sicher nicht. – Sind die Lehrpläne oder die Schulen inzwischen so schlecht geworden, dass die Schüler heutzutage nichts mehr über Politik lernen? War die Zeit politischer? Oder interessierten sich die meisten Schüler, wie heute vielleicht auch, nur für andere Fächer? Übrigens: Aus der (deutschen) Geschichte vor 50, 80 oder 100 Jahren kann man gerade auch im Hinblick auf die politische Gegenwart sehr viel lernen, auch wenn sich Geschichte (en détail) nicht wiederholt.