Petitionstour: Fünf Tage, zehn Städte

In der letzten Woche sind Marc „Grumpy“ Olejak, unsere Referentin und ich quer durch Nordrhein-Westfalen getourt. Wir hatten uns vorgenommen, in fünf Tagen zehn Städte zu besuchen und den Menschen dort die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung, insbesondere das Petitionswesen, nahezubringen. Gestartet in Ostwestfalen-Lippe sind wir über das Münsterland weitergezogen, haben Station im Ruhrgebiet, in Köln, Bonn und der Region Aachen gemacht.

Nach der Tour sind wir am Wochenende völlig fertig wieder zu Hause angekommen. Es war anstrengend aber schön. Wir haben viel über das Petitionswesen vermitteln können und einiges über die Probleme der Menschen vor Ort gelernt. Vielleicht wendet sich der ein oder andere ja an den Petitionsausschuss, damit dieser ihm helfen kann. Aber auch wenn nicht: Die Möglichkeit einer Petition durch NRW getragen zu haben und damit neue Multiplikatoren gefunden zu haben, ist die Reise wert gewesen.

Uns hat erstaunt, dass in den kleineren Städten in Ostwestfalen-Lippe und der Region Aachen/Bonn das Interesse größer war als in den Großstädten wie Köln und Dortmund. In Bonn haben die Piraten pfiffiger Weise einfach mit einem zusätzlichen selbstgezeichneten Plakat auf die Veranstaltung im benachbarten Lokal hingewiesen. Der Erfolg sprach für sich: Wir hätten den Vortrag hier zweimal neu starten können, weil immer wieder neues Publikum dazu gestoßen ist und sich für unsere Arbeit interessiert hat.

Wir hatten Flyer und Plakate gedruckt und mithilfe unserer Piraten vor Ort verteilen lassen, haben die Medien bei einer Pressekonferenz informiert und mit Videos auf unserer Homepage über diese Reise informiert. Aufgeregt, ja, ein stückweit nervös, setzten wir uns also ins Auto und fuhren zu unserer ersten Station nach Minden.

Vom Start in Minden und der benachbarten „Stadt, die es nicht gibt“ waren wir sehr positiv überrascht. Viele Interessierte hörten sich unseren Vortrag an und stellten hinterher auch noch eine Menge guter Fragen. Der eine oder andere spaßige Moment mit einem „Ich hab hier mal was mitgebracht“-600-Seiter war auch dabei. Mit so etwas muss man sicherlich rechnen, wenn man eine solche Tour macht, die sich bewusst mit den Fragen der Mitmenschen beschäftigt.

Noch am selben Abend sind wir nach Rheine gefahren. Wir wollten immer schon am Ort der nächsten Station sein, damit wir morgens nicht durch Stau oder Ähnliches aufgehalten werden. Wir kamen nach 22 Uhr an und mussten daher den Schlüssel aus dem „Schlüsselsafe“ nehmen – den wir eine geschlagene Viertelstunde suchen mussten, bevor wir den kleinen schwarzen Gummikasten in der Ecke als diesen erkannten.

Nach der Übernachtung haben wir ein „kleines Experiment“ gewagt und zwei völlig unterschiedliche Zielgruppen an einem Tag anvisiert: Zuerst waren wir Gast in einem Altenwohnheim. Nachmittags haben wir die Zelte in einer Studentenkneipe in Münster aufgeschlagen. Leider verliefen diese Termine enttäuschend: Im Altenwohnheim in Rheine fanden sich nur drei „Junge (!) Piraten“ aus Münster und Umgebung ein, die unseren Vortrag hören wollten. Auch nachmittags in Münster waren ausschließlich Piraten anwesend, die sich für unser Thema interessierten. Einer von ihnen war allerdings schon einmal Petent und konnte so aus Sicht eines Antragstellers berichten – und das sehr positiv.

Danach machten wir Halt in Dortmund und Essen. Beim ersten Termin fand leider kein einziger Bürger den Weg zu uns, wir vermuten die Wahl des Veranstaltungsortes war dafür einfach zu ungünstig. Abends bewahrheitete sich die Hoffnung auf mehr Gäste: Nachdem wir noch einmal durch das ganze Unperfekthaus gelaufen sind, fanden sich einige zusätzliche Interessierte ein, so dass wir einer mittelgroßen Runde vortragen konnten. Als Sahnehaube hatten wir kurzfristig noch „freien Eintritt“ für alle Interessenten beschlossen. Denn eine Location mit Zwangseintritt passt nicht dazu, größtmögliche Öffentlichkeit herstellen zu wollen. Inzwischen waren wir mit dem Vortrag gut eingespielt und haben uns über die vielen Fragen gefreut.

Grumpy und Elle sind mit dem Zug weitergefahren. Ich habe diesen Abend zu Hause verbracht, um die Familie etwas zu entlasten. Nicht in Köln zu schlafen, hat am nächsten Tag dann die Konsequenz gefordert: In der Einfahrt zum Parkhaus fuhren zwei Autos ineinander. Ein dritter Fahrer meinte, die Unfallfahrzeuge mit seinem SUV einfach „in die Garage drücken“ zu können. Leider stand ich schon hinter der Schranke. Es dauerte gefühlt ewig, bis ich wieder aus der einspurigen Ausfahrt rausfahren konnte und auf der Suche nach einem anderen Parkplatz durch Köln irren durfte.

Zusammen fuhren wir nach Bonn und haben dort den – persönlich besten – Abend unserer Tour erleben können. Nach einem gut besuchten Vortrag hat Grumpy noch einer älteren Rassistin am Nebentisch seine Meinung geigen und ein paar Jugendlichen eine Wahlalternative aufzeigen können. Danach sind wir in ein Hotel in Eschweiler gefahren, das über einem griechischen Lokal gelegen war und die besten sowie saubersten Schlafplätze bot. Mit dem griechischen Betreiber einen Ouzo gegen Rassisten zu trinken – unbezahlbar!

Nach einem gemütlichen Frühstück in Eschweiler (ohne Interessierte) schlossen wir die Woche mit einem gut besetzten Publikum in Aachen ab. Mein Highlight hier: Zwei Jungs, die sich „GaJuPis“ (ganz junge Piraten) nannten und die schwersten Fragen in diesen Tagen stellten. Beispiel: „Wozu brauchen wir Parteien?“ – Erklärt das mal einem Achtjährigen!

Alles in allem müssen wir das Fazit ziehen: Drei Fehler haben wir vor der Tour gemacht. Zu wenig Werbung #ausGründen, Startzeiten, die mit 9 Uhr morgens auf Berufstätige eher abschreckend wirken und Locations, die eine Hemmschwelle darstellten – wie beispielsweise das Unperfekthaus in Essen mit seinem Eintritt oder das Wahlkreisbüro in Dortmund mit seinem Parteibezug.

Als "Politiker aus Notwehr" habe ich innerhalb von 3 Jahren mitgemacht, was andere in Jahrzehnten erleben. Jetzt also der Landtag! Tägliches Recken und Strecken, um das Unmögliche zu erreichen: unsere neue Art, Politik zu machen, auch im Parlament zu etablieren. Mehr Gespräche, mehr Verständigung, weniger Lagerdenken. Das ist mein Ziel!

Veröffentlicht unter 20 Piraten, Bürgerbeteiligung/Transparenz, Homepage, Michele Marsching, Persönliche Blogposts, Petitionsausschuss (A13)
2 Kommentar auf “Petitionstour: Fünf Tage, zehn Städte
  1. Jürgen Lupp sagt:

    Erstmal, ein frohes neues und erfolgreiches 2014.
    Die Frage der beiden GaJuPis, „Wozu brauchen wir Parteien“ war wohl nicht ganz so abwegig. Ihre Antwort auf diese Frage würde mich auch interessieren. Ich bin 8x so alt wie die Achtjährigen.
    Vielen Dank.
    mit freundlichen Grüßen
    Jürgen Lupp

    • Michele Marsching sagt:

      Ich schreibe seit vier Wochen an einer Antwort. Schriftlich artet das etwas aus, aber ich verspreche hier noch zu antworten!

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