Plenarrede: Simone Brand zu Lebensgefahr für kleine Tiere durch Mähmaschinen

Donnerstag, 20. Juni 2013

 

TOP 5. Millionenfachen Tod durch Mähmaschinen verhindern

Antrag FDP

Block I

Unsere Rednerin: Simone Brand

Unsere Abstimmungsempfehlung: Zustimmung zur Überweisung  an den Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft  und Verbraucherschutz; die abschließende Beratung und Abstimmung sollen  im federführenden Ausschuss in öffentlicher Sitzung erfolgen.

 

Audiomitschnitt der Rede von Simone Brand

Wortprotokoll zur Rede von Simone Brand:

Simone Brand (PIRATEN): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Zuschauer! Ich erspare mir die Bambi- und Klopfersprüche, die in den letzten Tagen durch das Haus geisterten, denn dafür ist das Thema eigentlich zu ernst.

Landwirte finden es abscheulich, Tiere zu töten – egal, ob Rehkitze, Hasen oder was auch immer-, und sie reden auch nicht gerne darüber. Deshalb finde ich es unfair, perfide zu sagen, dass es eine ganz einfache Lösung gibt mit der keine Tiere mehr getötet werden: Man muss einfach vorne die Sirene dranklemmen. Das gibt den Landwirten dann noch ein bisschen mehr Schuldgefühl. Wie Paul Watzlawick schon sehr treffend sagte, ist mehr desselben nicht die Lösung des Problems.

Gerade die Rehkitze in den ersten drei Wochen, die Kaninchen in den ersten drei Monaten und die Fasanenküken werden von den Wildrettern nicht gerettet. Das hat eine Untersuchung gezeigt. Der Drückinstinkt zwingt sie nach unten, sie verharren. Was soll es bringen, wenn zusätzlich zu der sehr lauten Mähmaschine noch mehr Getöse hinzukommt? – Natürlich werden damit Tiere gerettet, und bin ich froh über jedes einzelne Tier, das gerettet wird, aber man muss auch über die Kollateralschäden nachdenken, die eine solche Sirene auslöst, und zwar auch bei den Tieren, die an den Randgebieten neben den Wiesen in den Wäldern leben. Auch dort gibt es Brutpaare und Vogeleltern. Da stellt sich die Frage, wie diese auf noch mehr Lärm reagieren und ob dort nicht die Gefahr besteht, dass sie ihre Brut vernachlässigen oder sogar verlassen.

Vielleicht denken wir in diesem Zusammenhang aber ausnahmsweise auch einmal an die Menschen. Denn in der Nachbarschaft von Feldern und Wiesen gibt es auch Wohnhäuser und Menschen, die dort leben. Ich habe von einem Landwirt in der Zeitung gelesen, der gesagt hat: Jedes Mal, wenn ich die Maschine mit der Sirene auslöse, sind meine Nachbarn schwer begeistert. – Es stellt sich also die Frage, ob es nicht andere Lösungen gibt.

Ich komme kurz zu den im Antrag genannten Zahlen. Ich habe mit einer Journalistin vom „Landwirtschaftlichen Wochenblatt“ gesprochen, die sich seit acht Jahren mit dem Rehkitz-Problem beschäftigt. Die sagt, die Zahl 100.000 ist irgendwann mal in die Welt gesetzt worden. Es gibt dafür keine wirklich seriöse Quelle. Diese ist danach von jeder Zeitschrift zitiert worden und geistert jetzt praktisch als Urban Legend durch die Welt. Wenn Sie von 500.000 oder sogar von Millionen Tieren reden, dann muss man sich fragen, ob auch die Bienen mit dabei sind. Die Imker beklagen ja den Mähtod der Bienen.

Aktuell gibt es keine Alternative zur manuellen Feldabsuche. Dabei helfen allerdings Infrarotsensoren und Jagdhunde. Mit diesen Infrarotsensoren kann man in einer Breite von 6 m messen. Wenn man wirklich an Tierschutz Interesse hat, muss man sich einfach diese Mühe machen.

Präsidentin Carina Gödecke: Frau Kollegin Brand, entschuldigen Sie die Unterbrechung. Der Kollege Abel würde Ihnen gerne eine Zwischenfrage stellen. Lassen Sie die zu?

Simone Brand (PIRATEN): Ja, bitte.

Martin-Sebastian Abel (GRÜNE): Frau Kollegin, vielen Dank für die Zulassung der Zwischenfrage. Ich hoffe, ich habe Sie gerade nicht richtig verstanden, dass Sie sich in der Abwägung zwischen Lärmbelästigung und dem Retten von vielen Tieren zugunsten des Lärmschutzes und damit gegen den Einsatz der Sirenen aussprechen, die im Durchschnitt bis zu 60 Dezibel laut sind. Vielleicht gibt meine Zwischenfrage Ihnen Gelegenheit, das geradezurücken.

Simone Brand (PIRATEN): Die Sirenen sind mindestens 110 Dezibel laut. Wenn es bessere Alternativen gäbe, dann könnte man auf den Lärm verzichten und diese besseren Lösungen nehmen.

Aktuell gibt es ein Forschungsprojekt – das wurde bereits angesprochen – mit unbemannten kleinen Hubschraubern. Diese sind mit dem RFID – also Radio frequency identification system – bestückt. Hier befindet man sich allerdings noch im Forschungsprojekt. Diese sollten die Felder großflächig absuchen. Ich hoffe, dass man dort schnell weiterkommt.

Andere Sachen wurden bereits von den Kollegen angesprochen: mähen von innen nach außen, langsamer mähen, nicht nachts mähen. Es gibt optische Störgeräusche, Flatterbänder, Scheuchen. Es gibt Ultraschallgeräte im 14- bis 24-Kilohertz-Bereich. All das sind gute Ansätze. Wenn man sie zusammen benutzt, dann ist es sicherlich besser, als zusätzlich mit Lautstärke zu arbeiten.

Unser Ansatz ist wie immer der der Prävention und nicht der der Reaktion. Wir möchte eine höhere Greening-Quote, mehr Biodiversität, das heißt mehr unbenutzte Waldfläche, Waldfläche mit Unterholz, wo sich die Tiere verstecken können. Weihnachtsbaumplantagen, Herr Busen, gehören übrigens nicht dazu. – Danke.

(Beifall von den PIRATEN)

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