Plenarrede: Pieper zu Offener Ganztag

Plenarsitzung 16 am 30. November 2012

Monika Pieper zu TOP 5: Mehr Flexibilität für den Offenen Ganztag im Primarbereich

Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP, Drucksache 16/1473

Mitschnitt der Rede von Monika Pieper

Redeprotokoll:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer! Ich habe mir den Antrag angeschaut und dachte erst: Prima, eine super Sache, mehr Flexibilität! Wer will nicht eine zuverlässige Betreuung der Kinder, eine flexible Gestaltung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine Flexibilität, welche auch den Geburtstag von Tante und Opa berücksichtigt?

Wir alle sind für eine schulische Ganztagsbetreuung, die Familien in der Gestaltung ihrer Lebensentwürfe und Freizeit nicht unangemessen einschränkt. Ein Ganztagsschulangebot soll ein Angebot sein, das Familien Raum für Familienleben, Vereine, Hobbys, Hausaufgaben im Familienkreis und – das finde ich noch wichtiger – unverplante Kinderfreizeit lässt. Wenn Eltern ein flexibles Ganztagsangebot wünschen, ist das ernst zu nehmen und muss, wenn möglich, bereitgestellt werden. Doch ich sehe auch die Gefahr, dass es dann zu einem reinen Betreuungsangebot verkommt. Das Ganztagsangebot muss mehr sein als das bloße Verwahren von Kindern. Sonst können wir auf dem Schulhof auch ein Bällebad aufstellen, wie wir es von Ikea oder Veranstaltungen kennen.

(Beifall von den PIRATEN und Eva Voigt-Küppers [SPD])

Projekte und AGs müssen zuverlässig geplant werden können. Für erfolgreiche Projektarbeit braucht es konstante Gruppen. Da wird es schwierig, wenn der eine an jedem Tag, der andere aber nur an zwei oder drei Tagen in der Woche kommt. Wie will man das dann noch planen?

Ich sehe auch das Problem der Ressourcen. Gerade im Ruhrgebiet wird die offene Ganztagsschule unglaublich nachgefragt. Man wird sicherlich zunächst die Kinder aufnehmen, die jeden Tag kommen möchten, und nicht einen Platz für ein Kind finanzieren, das nur zwei‑ oder dreimal pro Woche kommt. Das finde ich auch richtig.

(Beifall von den PIRATEN, den GRÜNEN und Eva Voigt-Küppers [SPD])

Es ist nicht sinnvoll, wenn Eltern ihr Kind zu jeder Uhrzeit abholen können. Das stört jede Spielrunde. Projekte wie das Plätzchenbacken in der Weihnachtszeit wären gar nicht möglich. Man kann nicht alle zehn Minuten einem Kind die Schuhe und die Jacke anziehen. Dann könnte man alles vergessen und wirklich sagen: Spielt irgendetwas. – Das hat aber nichts mehr mit Bildung zu tun.

(Beifall von den PIRATEN, den GRÜNEN und Eva Voigt-Küppers [SPD])

Die Diskussion ist ein bisschen wie der Sturm im Wasserglas. Im Zusammenhang mit dem Antrag habe ich mich einmal umgehört. Viele offene Ganztagsschulen handhaben das Ganze sehr flexibel. Wenn ein Zahnarztbesuch ansteht, wenn Oma oder Opa Geburtstag haben, ist das gar kein Problem. Es scheint hier mehr um Einzelfälle zu gehen. Dann muss die Kommune eben mit dem Träger reden und ihm sagen: Seht das mal nicht so eng, lasst das Kind gehen. – Das sind aber Einzelfälle, dahinter steht kein falsches System.

All das werden wir uns im Ausschuss sehr genau anschauen. Ich glaube nicht, dass die bestehenden Regelungen falsch sind. In dem System ist durchaus genug Flexibilität, die einzelnen offenen Ganztagsschulen müssen sie nur nutzen. – Herzlichen Dank.

(Beifall von den PIRATEN, den GRÜNEN und Eva Voigt-Küppers [SPD])

Vizepräsident Daniel Düngel: Vielen Dank, Frau Kollegin Gebauer. – Die Kollegin Pieper möchte noch einmal sprechen.

Monika Pieper (PIRATEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ganz kurz: Das ist dieses typisch Deutsche: Wir müssen regeln, wir brauchen einen neuen Erlass, wir müssen machen. – Wir schaffen das ganz locker auf informeller Ebene. Da bin ich mir sicher. – Herzlichen Dank.

(Beifall von den PIRATEN)

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