Donnerstag, 21. März 2013
TOP 8. Kulturelle Bildung allen Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen ermöglichen – Landesregierung muss halten, was sie verspricht: Kein Kind zurücklassen
Ich habe kürzlich versucht, mir einen schnellen Überblick über die Angebote im Bereich kul-tureller Bildung zu verschaffen, und dabei festgestellt: Es gibt viele bunte Bilder auf verschiedensten Webseiten, aber – das muss ich ganz klar betonen – ich habe nur einen einzi-gen roten Faden gefunden und erkannt, dass kulturelle Bildung sich vor allem an Kinder und Jugendliche richtet. Der Nachwuchs soll ja schließlich nicht nur Kultur aus dem Joghurtbecher kennenlernen. Das ist auch gut so.
Gleichzeitig bekomme ich jedoch den Eindruck, dass sich die Landesregierung hier nur auf einen einzigen Bereich konzentriert, streng nach dem Highlander-Prinzip: Es kann nur einen geben. – Dieser eine Bereich ist jedoch zu wenig.
Auf der Webseite des Ministeriums wird unter dem Punkt „Kulturelle Bildung“ neben bunter Bebilderung im kinderfreundlichen Stil die Erwachsenenbildung nur ganz kurz thematisiert. Ich möchte diesen kleinen Passus hier einmal zitieren. Dort heißt es:
„Auch Erwachsene aus bildungsfernen Schichten oder mit Migrationshintergrund und die Bedürfnisse von Senioren erfordern neue Wege, um Menschen mit Kultur vertraut zu machen.“
Doch wo genau sind diese neuen Wege, Frau Ministerin? Dieses winzige Bekenntnis zur kulturellen Erwachsenenbildung steht allein auf dem Flur, während die Party im Kinderzimmer stattfindet.
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat auch schon festgestellt, dass die kulturelle Er-wachsenenbildung häufig nicht mehr als Grundversorgung, sondern als Luxusangebot angesehen wird. Das ist ein fataler Fehler, denn Erwachsenenbildung darf sich in Zeiten großer gesellschaftlicher Veränderungen nicht mehr oder weniger nur auf berufliche oder erwerbsorientierte Weiterbildung beschränken.
(Beifall von den PIRATEN)
Denn das wäre geistige Verarmung.
Dabei muss in NRW wirklich niemand geistig verarmen, ganz im Gegenteil. Einerseits gibt es eine Fülle verschiedenster Kulturangebote: von der Oper bis hin zum Theater, über Comedy, Kino, Konzerte. Alle Geschmacks- und Stilrichtungen werden bedient. Andererseits müssen diese Angebote von Theater und Oper im Leben der vielen Menschen überhaupt erst stattfinden. Opern und Theater sind für viele Bürger oft nicht mehr als der Name einer Haltestelle in der Nähe eines Prachtbaus. Das ist sehr schade.
Dieser Zustand soll aber nicht als bildungsferne Geistesarmut abgetan werden. Bildungsferne ist nämlich heilbar, sie muss kein Dauerzustand sein. Bildungsferne entsteht in allen gesellschaftlichen Schichten, wenn kulturelle Bildung nach der Schule aus dem Leben wegfällt, die Zeit dafür fehlt oder Berufliches in den Vordergrund rückt.
Es gibt im Ausschuss daher dringenden Redebedarf. Einerseits muss das Angebot für Kin-der und Jugendliche übersichtlich und für die Öffentlichkeit einsehbar dargestellt werden. Insoweit haben die Antragsteller recht. Die Möglichkeiten zur Zusammenfassung dieser Angebote sollten auch geprüft werden. Darüber hinaus fordern wir Piraten eine Auseinander-setzung mit dem Status der Erwachsenen- und Seniorenbildung im Bereich Kunst und Kultur auf Landesebene.
(Beifall von den PIRATEN)
Es muss ja nicht beim chaotischen Kinderzimmer bleiben. Teenager können auch mal er-wachsen werden.
Meine Damen und Herren, es fällt mir persönlich gerade wirklich schwer, über den Bereich Kultur und ganz besonders über Bildung zu sprechen, wenn ich gleichzeitig mitbekomme, dass die NRW-SPD-Fraktion sich auf Bundesebene für das Leistungsschutzrecht ausspricht. Denn das Leistungsschutzrecht ist für die kulturelle Vielfalt im Netz eine große Gefahr. – Vielen Dank.
(Beifall von den PIRATEN)
Vizepräsident Eckhard Uhlenberg: Danke schön, Herr Kollege Lamla.
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