Plenarrede: Monika Pieper zu Weiterbildungskonferenz NRW

Donnerstag, 28. Februar 2013

TOP 2. Unterrichtung durch die Landesregierung

Weiterbildungskonferenz Nordrhein-Westfalen – Ziele und Empfehlungen für die Entwicklung der gemeinwohlorientierten Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen

Unsere Rednerin: Monika Pieper

Audiomitschnitt der Rede von Monika Pieper

Videomitschnitt der Rede von Monika Pieper

Das Wortprotokoll zur Rede von Monika Pieper:

Monika Pieper (PIRATEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Erstmals habe ich jetzt die Gelegenheit, zur Weiterbildung zu sprechen. Ich tue dies sehr gerne, denn die Weiterbildung ist für uns ein wichtiges Thema.

Bildung ist eine zentrale Bedingung für gesellschaftliche Teilhabe in der Informationsgesellschaft. Weniger als jemals zuvor kann man mit dem Lernen aufhören, wenn Schule, Berufsausbildung oder ein akademischer Abschluss geschafft sind. Lebenslanges Lernen ist eine Notwendigkeit, der nachzukommen der rasche gesellschaftliche Wandel uns allen abverlangt. Deshalb hat die Weiterbildung eine zentrale Bedeutung.

Drei Punkte dazu.

Erstens. Weiterbildung bietet die Möglichkeit, das nachzuholen, was in Schule und Ausbildung versäumt wurde. Zweitens. Weiterbildung macht Angebote, Kenntnisse zu vertiefen sowie Fertigkeiten und persönliche Kompetenzen zu erweitern. Drittens. Weiterbildung hilft uns, mit den gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen Schritt zu halten, und zwar dadurch, dass man Neues und auch neu Entwickeltes kennenlernen kann.

Die Bedeutung des lebenslangen Lernens für die Wirtschaft in unserer wissensbasierten Ökonomie ist offensichtlich, doch sie erschöpft sich nicht in ihr. Auch für die soziale und politische Entwicklung ist sie wichtig.

Deshalb liegt uns auch die gemeinwohlorientierte Weiterbildung sehr am Herzen. Wir befürworten die Förderung des Landes in diesem Bereich ausdrücklich.

Hieraus ergeben sich auch Anforderungen an die Weiterbildung.

Zunächst ist es unabdingbar, dass der Zugang zu den Angeboten der Weiterbildung für möglichst alle einfach ist. Die Angebote müssen noch stärker gerade für die barrierefrei werden, die bisher keinen guten Zugang zur Bildung gefunden haben. Es darf keine hohen Schwellen geben, die vor allem diejenigen abschrecken, die von den Angeboten am meisten profitieren würden.

Ermöglicht werden soll ein vielfältiges Angebot, das unterschiedliche Lebensumständen und flexiblen Arbeitszeiten gerecht wird. In diesem Zusammenhang unterstützen wir auch die Bereitstellung von Materialien zur selbstgesteuerten Weiterbildung vor allem im Netz.

Außerdem müssen weitere Konzepte entwickelt werden, wie die selbstgewonnen Kompetenzen angemessen durch Zertifikate bestätigt werden können.

Im Herbst des vergangenen Jahres haben wir die letzte Phase der Weiterbildungskonferenz noch miterlebt. Es hat mich beeindruckt, wie konzentriert dabei um einzelne Worte gerungen wurde, um möglichst umfassende Empfehlungen im Konsens zu formulieren. Allen Beteiligten an der Weiterbildungskonferenz möchte ich dafür herzlich danken.

(Beifall von Sigrid Beer [GRÜNE])

Die Zusammenfassung der Ziele und Empfehlungen für die gemeinwohlorientierte Weiterbildungspolitik, die Sie uns an die Hand gegeben haben, ist eine sehr gute und wichtige Grundlage für die weitere Diskussion und die Weiterentwicklung.

Zu einigen Punkten möchte ich ein paar Anmerkungen machen.

Zunächst zur Bedeutung des einheitlichen Berichtswesens. Ich würde es sehr begrüßen, hätten wir bald auf einer verlässlichen Datenbasis vergleichbare Informationen zur Förder- und Leistungsbilanz der Weiterbildungseinrichtungen. Da­durch gäbe es auch mehr Transparenz bei der Verwendung von öffentlichen Mitteln in diesem Bereich.

Die Einrichtung eines Landesbeirats zur Weiterbildung halten wir für sinnvoll – vor allem, wenn dieser dann eng mit dem Ausschuss für Schule und Weiterbildung zusammenarbeiten würde. Zum einen würde das Parlament gestärkt, zum anderen trüge es dazu bei, dass das Thema „Weiterbildung“ mehr in den Fokus der Diskussion und der Außenwahrnehmung rücken würde.

Die Vernetzung der Bildungseinrichtungen ist elementar wichtig. Mehr Kooperationen zwischen Schulen, Universitäten, Volkshochschulen und anderen Einrichtungen der Weiterbildung sind nicht nur wünschenswert, sondern notwendig. Wir brauchen eine stärkere Öffnung und Vernetzung für mehr Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen. Auch eine stärkere Einbeziehung der Weiterbildung in die regionalen Bildungsnetzwerke fände ich gut. Die Vernetzung der Bildungseinrichtungen vor Ort ist wichtig. Eine intensivere und systematisierte Kooperation der Schulen mit den Trägern der Weiterbildung ist wünschenswert. Wir sind für eine stärkere Öffnung und Vernetzung sowie für mehr Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen.

Wenn die Jugendlichen bereits in der Schulzeit mehr über die Bildungsangebote und die Fördermöglichkeiten erfahren würden, wäre das ein schöner Nebeneffekt.

Wichtige Arbeit leisten die Weiterbildungsträger – vor allem die Volkshochschulen – bei der Alphabetisierung und Grundbildung. Wir alle wissen, dass zu viele Jugendliche die Schule mit nur unzureichender Bildung und/oder ohne Abschluss verlassen. Von funktionalem Analphabetismus sind noch viel zu viele Menschen betroffen. Für die Betroffenen sind die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe sehr beschränkt.

Es ist richtig, hier die Chancen und die Möglichkeiten einzuräumen, in Weiterbildungseinrichtungen und auf dem zweiten Bildungsweg Versäumtes nachzuholen – vor allem, weil der Schulerfolg immer noch zu sehr von der sozialen Herkunft abhängt. Der Zugang zur Bildung und dadurch zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe muss gerade denen ermöglicht werden, die, aus welchen Gründen auch immer, die Schule mit zu geringer Bildung verlassen haben. Dies ist eine zentrale Aufgabe der Bildungspolitik und damit auch der Weiterbildung. Dazu bedarf es der notwendigen Mittel.

Darüber hinaus ist der Aufbau einer trägerneutralen Weiterbildungsberatung erstrebenswert. Dies kann dazu beitragen, die Beteiligung gerade bei den Gruppen zu verbessern, die man bisher noch zu wenig erreicht hat. Dabei ist Wert darauf zu legen, die Angebote der gemeinwohlorientierten Weiterbildung zu berücksichtigen. Der Fokus darf nicht allein auf der beruflichen Weiterbildung liegen.

Beratung setzt Information voraus. Im Web ist das Informationsangebot des Landes auf verschiedenen Plattformen verteilt und dadurch unübersichtlich. Ein Weiterbildungsportal – wie zum Beispiel das in Baden-Württemberg – ist ein gutes Beispiel dafür, was machbar ist. Dazu gehört auch eine E-Learning-Plattform, die Kursmaterialien vorhält.

Ich komme zum Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz. – Der Anspruch auf Weiterbildung auch für Auszubildende ist für uns unumstritten. Im Koalitionsvertrag machen sich die Regierungsfraktionen für diesen Anspruch stark. Ich finde auch, dass der Vorschlag, Azubis ins Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz einzubeziehen, wert ist, ernsthaft diskutiert zu werden.

Für die politische Bildung, die Persönlichkeitsentwicklung und die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung kann die Weiterbildung gerade bei Jugendlichen eine maßgebliche Rolle spielen. Das ist meiner Meinung nach durchaus auch von Nutzen für die Arbeitgeber.

In den Empfehlungen der Weiterbildungskonferenz sehe ich viele gute Vorschläge. Wenn die Landesregierung den einen oder anderen Punkt aufnimmt, ist das zu begrüßen.

Zur Information über die Angebote und zur Bereitstellung von Weiterbildungsmedien haben wir sicherlich noch weitergehende Vorstellungen und Ideen. Diese werden wir hier im Landtag noch genauer darlegen. – Herzlichen Dank.

(Beifall von den PIRATEN)

Vizepräsident Eckhard Uhlenberg: Vielen Dank, Frau Kollegin Pieper.

Veröffentlicht unter Reden, Schule und Weiterbildung (A15)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*

*