Windows XP und (k)ein Ende:

Landesregierung verschläft die Umstellung

Zum heutigen Support-Ende von Windows XP sagt Daniel Schwerd, Netz- und medienpolitischer Sprecher der Piratenfraktion NRW, der erst kürzlich eine entsprechende Kleine Anfrage gestellt hatte:

„Es ist grundsätzlich zu begrüßen, dass sich die Landesregierung offenbar bemüht, die Rechner des Landes mit Windows XP auf neuere Betriebssysteme umzustellen. Allerdings ist man in vielen Fällen ziemlich spät dran – wie so oft, wenn es um die IT-Sicherheit des Landes geht. Bei der Polizei beispielsweise werden noch Monate nach Ende des offiziellen Supports Rechner mit Windows XP im Einsatz sein – deswegen musste man hier extra erweiterten Support von Microsoft einkaufen. Die vermutlich nicht gerade geringen Kosten trägt der Steuerzahler.

Künftig werden in NRW-Behörden zudem mindestens vier Betriebssysteme im Einsatz sein: Windows 7, Windows 8, ein nicht weiter spezifiziertes ‚Mini-Linux‘ sowie das Linux-basierte Programm ‚UDC‘. Das zeigt deutlich, dass es keine ernstzunehmende Software-Strategie des Landes gibt, jede Behörde kocht ihr eigenes Süppchen.

Zudem hat die Landesregierung einmal mehr die Chance vertan, den Umstieg auf quelloffene Systeme ernsthaft zu prüfen. Dies würde dem Land mittelfristig viel Geld sparen und vor allem die IT-Sicherheit massiv erhöhen. So bleibt man weiterhin abhängig von den regelmäßig fehlerhaften Produkten der Firma Microsoft – einer Firma, die mit der NSA zusammenarbeitet und noch dazu die Preise beinahe nach Gutdünken diktieren kann.“

 

Die Kleine Anfrage „Wirtschaftlichkeit und Sicherheit für die IT der Landesverwaltung: Migration von Windows XP“ (Drucksache 16/5240) steht hier zum Download bereit.

 

Die wichtigsten Ergebnisse der Kleinen Anfrage:

  • In den Landesbehörden sind rund 150.000 Rechner im Einsatz – jeder Dritte läuft mit Windows XP.
  • Für fast alle Behörden gibt es Pläne, die Rechner „früher oder später“ umzustellen: Das Landesamt für Besoldung und Versorgung soll z. B. zum 31.12.2014 umgestellt sein, die 36.000 XP-Rechner der Polizei bis zum 07.04.2015, zehn Rechner der Feuerwehr sogar erst zum 31.12.2015.
  • Die Polizei hat bei Microsoft Support für Windows XP über April 2014 hinaus eingekauft – die Summe bleibt unklar – hier bereiten wir eine weitere Kleine Anfrage vor.
  • Die meisten Behörden stellen um auf Windows 7. Allerdings benutzen Polizei und Straßen.NRW in Zukunft Windows 8.
  • Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales wird künftig auf rund 400 Rechnern ein nicht weiter spezifiziertes „Mini-Linux Betriebssystem“ nutzen, auf 50 weiteren Rechnern aber auf Windows 7 migrieren. Und bei drei Rechnern ist dort offenbar gar keine Umstellung geplant.
  • Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter wird 31 Rechner auf Windows 7 migrieren, 34 Rechner hingegen auf das Linux-basierte Betriebssystem UDC.
  • Beim Materialprüfungsamt NRW gibt es derzeit rund 450 Windows XP-Rechner, aber nur für jeden vierten Computer ist eine Migration auf Windows 7 geplant. Die Zukunft der übrigen Rechner ist ungewiss.

"Politik aus Notwehr". Manchmal muss man was tun, wenn sich was ändern soll. Meine Schwerpunkte sind die "klassische" Netzpolitik, das Internet, Urheberrecht, Medien, Wirtschaft, und darin die Leitlinien der Transparenz, Partizipation und Plattformneutralität. Geek, zerstreut und niemals erwachsen.

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Ein Kommentar auf “Windows XP und (k)ein Ende:
  1. Sleepy sagt:

    Respekt wenn das Land es schafft 36.000 Rechner der Polizei in einem Jahr umzustellen, das bedeutet fast 700 pro Woche bzw. 140 am Tag. Das ist schon eine sehr respektable Grösse. Wir stellen derzeit bei uns knapp 250 Rechner die Wohe um und auch das ist schon eine Mamutaufgabe.
    Ja das Land ist spät dran, man sollte aber nicht glauben, das die Wirtschaft hier besser ist. Und wenn MS den XP Support jetzt nicht einstellt würden es viele noch weiter benutzen. Durch den späten RollOut hat man sich auf der anderen Seite auch in den vergangenen Jahren Supportkosten und Neuanachaffungskosten gespart. Dies kann sich unterm Strich auch mit den jetzt anfallenden Custom Support Agreement Kosten durchaus rechnen.

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