Monika Pieper zum Qualitätserhalt in Gymnasien statt Strukturdebatten

Donnerstag, 10. April 2014

Top 3. Kein Chaos in die Gymnasien tragen – innere Qualität stärken statt große Unruhe durch erneute Strukturdebatten herbeiführen – Wahlmöglichkeiten erhalten

Antrag der Fraktion der FDP
direkte   Abstimmung
Unserr Rednerin: Monika Pieper
Abstimmungsempfehlung: Ablehnung

 

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Protokoll der Rede von Monika PieperVizepräsident Oliver Keymis: Vielen Dank, Frau Beer.  Für die Piratenfraktion spricht nun Frau Pieper.

Monika Pieper (PIRATEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Zuschauer! An der Diskussion, wer hier was wann verschuldet hat, werde ich mich nicht beteiligen. Wir müssen nach vorne schauen, wir müssen sehen, wie die Situation ist und wie wir weiterkommen. Auf die Frage G8 oder G9 antworten wir mit einem eindeutigen: Ja! Der Widerstand von vielen Schülern, Eltern und Lehrern ist groß. Der Druck auf die Schüler wird immer größer. Wir dürfen nicht immer darauf schauen, was man zukünftig im Leben erreichen kann. Ich finde, jede Lebenssituation, jedes Alter hat einen eigenen Stellenwert. Und das Alter von Jugendlichen im Besonderen, da es um Persönlichkeitsentwicklung geht. Da brauchen Schüler einfach Zeit.

(Beifall von den PIRATEN)

Es nutzt auch nichts, dass die Abi-Ergebnisse der G8-Schüler genauso gut waren wie die der G9-Schüler. Ich denke, die Schüler haben dafür einen sehr hohen Preis bezahlt. Das G8 war nie eine pädagogische Frage, sondern stand immer unter der Frage der internationalen Konkurrenzfähigkeit und der möglichst frühen Verwertbarkeit von Menschen als Human Resources für die Wirtschaft  das besonders unter dem Blickwinkel der demografischen Entwicklung. Man muss festhalten: Bildung ist ein hohes Allgemeingut und darf nicht nur unter wirtschaftlichen Erwägungen betrachtet werden.

(Beifall von den PIRATEN)

Ein Fehler des G8 ist meines Erachtens, dass Eltern diese Entscheidung schon in der vierten Klasse treffen müssen. Wir wollen ein flexibles Angebot, das den Schülern und Eltern mehr Zeit lässt. Es reicht durchaus aus, wenn man sich in Klasse 6 oder 7 überlegen kann, wie die Lernentwicklung ist und ob der Schüler das schafft. Man muss berücksichtigen, dass es verschiedene Lerntempos gibt. Ich weiß gar nicht, worüber wir hier eigentlich reden. Seit ich im Landtag bin, reden wir über individuelle Förderung. Was meinen wir eigentlich damit? Wer das Klassenziel erreicht hat, braucht keine Förderung mehr? Geht es nicht auch um unterschiedliche Lernbiografien und Lerngeschwindigkeiten? Warum sollen sich leistungsstarke Schüler dann langweilen müssen?

Anderen Schulformen gelingt es durchaus, durch innere und äußere Differenzierung unterschiedliche Abschüsse zu vermitteln. Dann müsste ein flexibles G8 und G9 eigentlich an einem Gymnasium ein Klacks sein. Gerade hier sitzen doch leistungsstarke Schüler, die selbstständig lernen können, die sehr viel mehr mitbringen als Schüler an anderen Schulformen. Gymnasien behaupten, das ginge alles nicht. Da drängt sich mir der Verdacht auf, dass man an alten Strukturen festhalten will, immer nach dem alten Motto: Die Schüler haben sich dem Lernstoff anzupassen und nicht die Schule den Bedürfnissen der Schüler.  Der mittelmäßige Schüler ist der angenehmste.

Der Unterricht an den Gymnasien muss sich verändern. Auch dort muss die Erkenntnis greifen, dass nicht alle Schüler immer am selben Thema arbeiten. Wir wollen nicht zurück zum alten G9. Klassen überspringen, Klassen wiederholen ist keine Lösung. Wir müssen diese Diskussion überwinden. Es geht um die Förderung aller Schüler und Schülerinnen. Das schließt auch unterschiedliche Lernbiografien und Lerngeschwindigkeiten ein. Wir zeigen das in unserem Wahlprogramm, in dem wir von fließender Schullaufbahn reden. Schüler müssen sich Bausteine erarbeiten, müssen Prüfungen ablegen, um dann in die nächste Stufe zu gelangen. Das hat nichts damit zu tun, dass alle zur gleichen Zeit ein Klassenziel erreichen. Das ist die Zukunft.

Der Antrag der FDP macht Vorschläge zur Verbesserung der Bedingungen am Gymnasium. Es ist immer richtig, nach Möglichkeiten der Verbesserung zu suchen. Einige der Vorschläge möchte ich ausdrücklich begrüßen, so, den Ganztag auch an den Gymnasien auszubauen, die Lehrpläne, wenn möglich, zu verschlanken und die Stoffverteilung zu überprüfen. Andere Vorschläge aber, die wir schon aus den beiden Stärkungspaktanträgen kennen, können wir nicht mittragen. So liegt uns kein schlüssiges Konzept zur Flexibilisierung des Ganztags vor. Die Forderung nach zusätzlichen Lehrerstellen nur für die Gymnasien ist uns zu einseitig.  Ich halte es auch nicht für zielführend, liebe Yvonne Gebauer, die Ergebnisse des runden Tisches jetzt vorwegzunehmen und zu sagen, was am Ende herauskommen soll.

(Beifall von den PIRATEN  Vereinzelt Beifall von der SPD und den GRÜNEN)

Zum Entschließungsantrag von Rot-Grün: Daran ist inhaltlich nichts auszusetzen. Aber Sie schreiben: Der Landtag begrüßt, dass es einen runden Tisch geben wird.  Der Termin steht doch schon fest. Hier braucht es keine Entscheidung oder Begrüßung. Deshalb empfehle ich die Enthaltung. Zum Antrag der CDU: Hier wird die ganze vergangene Diskussion zu G8 und G9 noch einmal aufgewärmt. Das kann man machen, es ist aber nicht zielführend. Wir haben an den Diskussionen nicht teilgenommen und wollen lieber nach vorne schauen. Deshalb werden wir uns auch hier enthalten. Wir freuen uns auf den runden Tisch und auf die Gespräche.

Herzlichen Dank.

(Beifall von den PIRATEN und Reiner Priggen [GRÜNE])

Vizepräsident Oliver Keymis: Vielen Dank, Frau Pieper.  Nun spricht für die Landesregierung Frau Ministerin Löhrmann.

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Veröffentlicht unter Monika Pieper, Reden, Schule und Weiterbildung (A15)

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