Zombie-Bügeleisen aus der Hölle

Kleine Anfrage 1808 – Daniel Schwerd

Drucksache 16/4564 09.12.2013

Das dunkle Internet der (Haushalts-)Dinge

In Russland sollen in Elektrogeräten chinesischer Herkunft WLAN-Chips entdeckt worden sein, welche die Funktion haben, Computer über unverschlüsselte Drahtlos-Netzwerke mit Malware zu infizieren. Bei den entdeckten elektronischen Zombie-Geräten handele es sich nicht nur um komplexe Geräte wie Mobiltelefone und Armaturenbrett-Kameras, sondern auch um so simple Haushaltsgeräte wie Wasserkocher und Bügeleisen (siehe Link). Vor diesem Hintergrund hat unser Abgeordneter Daniel Schwerd eine Kleine Anfrage gestellt.

Der einzelne Zombie-Wasserkocher sei hierbei äußerlich völlig unauffällig. Um sein unheilvolles Werk zu verrichten, verbinde sich das präparierte Gerät drahtlos per WLAN mit vorhandenen offenen Netzwerken in bis zu 200 Meter Reichweite, um darin befindliche Computer zu infizieren. Diese Computer können dann beispielsweise für den Versand von Spam-Mails verwendet werden, aber auch andere Spionage-Angriffe sind denkbar.

Geräte wie Wasserkocher werden oftmals in Büros von Unternehmen, Ämtern und Behörden eingesetzt, womit potentiell auch Firmennetzwerke sowie Netzwerke der öffentlichen Verwaltung betroffen sein können. Wasserkocher und Bügeleisen finden beispielsweise in Hotels Verwendung, in denen dann die Hotelnetzwerke angegriffen werden können. Grundsätzlich sind aber sämtliche Netzwerke gefährdet, die sich in WLAN-Reichweite eines dieser Geräte befinden.

Ich frage die Landesregierung:

  1. Sind in der Landesregierung, ihren Ministerien oder Landesbehörden Wasserkocher, Bügeleisen oder andere Haushaltsgeräte unklarer Herkunft im Einsatz, in denen solche Spionage-Chips eingebaut sein könnten?
  2. Welche Maßnahmen wird die Landesregierung ergreifen, um mögliche Zombie-Haushaltsgeräte innerhalb der bzw. nahe den Landesbehörden zu identifizieren und unschädlich zu machen?
  3. Werden Elektrogeräte, die in den Behörden des Landes Verwendung finden, regelmäßig beim Import oder bei der Inbetriebnahme auf Spionage-Chips untersucht?
  4. Von welcher Art manipuliertem Zombie-Haushaltsgerät (Wasserkocher, Bügeleisen etc.) geht nach Ansicht der Landesregierung derzeit die größte Gefahr für Landesbehörden, Unternehmen und Privatpersonen aus?
  5. Welche Maßnahmen wird die Landesregierung ergreifen, um Unternehmen, Privatpersonen und sich selbst gegen mögliche Angriffe durch diese Zombie-Haushaltsgeräte zu schützen?

 

Die Landesregierung hat nun für die Beantwortung vier Wochen Zeit.

 

„O du Ausgeburt der Hölle! Soll das ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle – Doch schon Wasserströme laufen. Ein verruchter Besen, Der nicht hören will!  Stock, der du gewesen, Steh doch wieder still! Willst’s am Ende – Gar nicht lassen? Will dich fassen, Will dich halten – Und das alte Holz behende – Mit dem scharfen Beile spalten.“

(Johann Wolfgang von Goethe: „Der Zauberlehrling“)

"Politik aus Notwehr". Manchmal muss man was tun, wenn sich was ändern soll. Meine Schwerpunkte sind die "klassische" Netzpolitik, das Internet, Urheberrecht, Medien, Wirtschaft, und darin die Leitlinien der Transparenz, Partizipation und Plattformneutralität. Geek, zerstreut und niemals erwachsen.

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5 Kommentar auf “Zombie-Bügeleisen aus der Hölle
  1. cCred sagt:

    Peinlich, peinlich. Aber 15 Minuten Berühmtheit – ohne Risiko, sich konkret mit einer Institution anlegen zu müssen. So kennt man die NRW-Fraktion der Piraten. NSA, GCHQ, PRISM, TEMPORA, TTIP, TAFTA – alles schön abstrakt und weit weg. Bloß nicht BND, Verfassungsschutz, MAD anfassen – oder gar den Smartmeter. Viel zu konkret … BTW, was ist eigentlich aus dem Landtagsmailservergate vom Oktober letzten Jahres geworden? Oder dem Landesbesoldungsamtgate vom April/Mai diesen Jahres?

    Ihr habt euch als genau solche bürgerlichen Schwätzer wie die anderen Parteien (eure „Kollegen“) entpuppt. Viel Spaß noch bei eurer weiteren Existenz. Die Parteienfinanzierung verspricht ja auch Zombies ein langes Leben. Und da kriecht ihr dem Büttel ja gerade kräftig in den A*** (↑ Verwaltungslaptop).

    Bin schon gespannt, was als nächstes aus eurem Hallenhalma-Club kommt: Die Landesbehörden haben vor der Anschaffung von Regenschirmen deren Spitzen auf Poloniumrückstände zu überprüfen?
    Na ja , was soll’s. Aber vielleicht kann mir ja einer von euch wenigstens mal erklären, was ein „manipulierter Zombie“ sein soll? Ein weißer Schimmel?

  2. Atari-Frosch sagt:

    Habt Ihr denn mal selbst so ein Ding in der Hand gehabt bzw. gibt es für die Nachricht eine seriöse Quelle? Bislang habe ich das nur auf einer einzigen russischen Website gesehen, und die wiederum hat keinen Beleg geliefert.

  3. Schmudu sagt:

    Na, ja … grundsätzlich möglich und denkbar … auch wenns erstmal von weit her geholt und absurd klingt …
    Was hätten die Leute wohl vor einem Jahr hier im Blog geschrieben wenn man die Snowden Enthüllungen angefragt hätte?
    Zig-Millionen Bewegungsprofile über zentrale Handy-Netz Server … ??? … „geht doch gar nicht“ … „technisch absurd“ … „wozu, würde doch nichts nutzen“ …

    und und und …

    Ich persönlich finde es gibt wichtigeres, aber mittlerweile warte ich lieber und sehe mir an wer zuletzt lacht ;-P

    • cCred sagt:

      Bestreitet wirklich irgendjemand, dass das möglich wäre? (BTW, vor einem Jahr traute sich die Fraktion nicht, die drei Buchstaben „NSA“ in der PM zum LT-Mailserverproblem – Spamcheck jeder Mail an den LT durch Google auf US-Servern – auch nur zu erwähnen.)

      Aber darum geht es hier leider nicht. Bei Otto Dau bleibt nur das zur Zeit angesagte China-Bashing hängen („Ach die Chinesen mal wieder.“). Alle anderen fragen sich, ob die PP-NRW nichts hat finden können, was noch weiter weg liegt?

      Wenn sich IPV6 durchgesetzt hat, wird ein WLAN-Chip Feature und nicht Bug sein. Dann werden sukkzsessive alle Stromverbraucher so etwas bekommen – mit einer IP-Adresse und einer MAC-Adresse. Wenn dann die Smartmeter da sind (von denen die EVUs schon gesagt haben, dass sie daran nur interessiert sind, wenn sie auch Zugriff darauf haben), wird man die Geräte im ersten Schritt dort anmelden können und im zweiten dann anmelden müssen. Und dann kommt Pay per Use – und Big Data.

      Und wenn der Herr Schwerdt zwitschert, dass man da ja auch was gemacht hätte: Es gibt zu Smartmetern genau eine kleine Anfrage des Herrn Marsching von vor über einem Jahr. Und da hat die Landesregierung in ihrere Antwort Big Data schon zum Feature deklariert …

  4. Ferdy sagt:

    Jedenfalls die schönste Überschrift der Woche – da geht doch das Kopfkino so richtig los. Ich finde das eine geniale Spionage-Idee. Bis dahin, dass das ja eine ganz neue Art der Kriegsführung werden könnte. Der ferngesteuerte Toaster, der Terroristen bekämpft ? Ich halte da gar nichts mehr für zu absurd, als dass es das nicht schon geben könnte. Das, was technisch möglich ist, wird auch von irgendjemand genutzt werden.

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