Plenarrede: Oliver Bayer zum Praxissemester in der Lehrerausbildung

Donnerstag,  26. September 2013

TOP 15. Praxissemester in der Lehrerausbildung

Antrag der Fraktion der CDU, Drucksache 16/3539
Block I
Unser Redner: Oliver Bayer
Unsere Abstimmungsempfehlung: Zustimmung zur Ausschussüberweisung

 

 

 

 

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Wortprotokoll zur Rede von Oliver Bayer
Oliver Bayer(PIRATEN):
Vielen Dank. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Lehramtsstudierende! Hallo Stream! Einmal grundsätzlich: Die Idee des Praxissemesters ist im Grunde auch eine Antwort auf das um sechs Monate gekürzte Referendariat. Erlauben Sie mir einen kurzen Blick auf dieses aktuelle Praxissemester. Die  Qualität des Vorbereitungsdienstes ist bescheiden. Aktuell kommt im Referendariat nach zwei Monaten bereits bdU. Es findet dort im Grunde kein praktischer Ausbildungsunterricht mehr statt. Die Studierenden lernen an der Uni im Kernseminar an mindestens einem Tag nicht, wie man Schüler unterrichtet, sondern wie man Hartz – IV Anträge ausfüllt. Das ist kein Bild, das ist so weil jeder von denen mindestens drei bis fünf Monate arbeitslos sein wird, strukturell bedingt, so gewollt. Der Vorbereitungsdienst endet am 1. November oder am 1. Mai, und eingestellt wird erst Mitte Februar oder im September.
Dazwischen gibt es keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I. Hartz IV stellt hier also eine strategische Einsparung im Landeshaushalt dar übrigens auf Kosten der Kommunen. Und das, obwohl wir diese jungen Lehrerinnen und Lehrer so dringend brauchen und praktisch ausbilden wollen! Ich komme konkret zum Antrag. Prinzipiell ist dieser Antrag der CDU zu unterstützen. Er ist so allgemein gehalten, dass man gegen die Kernaussagen eigentlich nichts einzuwenden hat. Ein Praxissemester ist auch erst mal eine gute Idee. Auf den zweiten Blick ist das Thema „Qualität der Lehrerausbildung“ allerdings zu kurz gekommen. Es ist im Grunde völli ausgeblendet worden Schauen wir uns doch die Studienreform innerhalb der Lehrerausbildung an. Hier möchte ich vier Punkte herausgreifen, die für uns wichtig sind: Erstens.
Es war, wie gesagt, ein Fehler, den Vorbereitungsdienst um sechs Monate zu kürzen. Angehende Lehrerinnen und Lehrer brauchen diese Phase besonders; denn Betreuung und Unterstützung gerede in der Anfangszeit ist für eine verantwortungsvolle Aufgabe wie das Lehramt unerlässlich. Zweitens. Die Verankerung eines Praxissemesters in den Master – Studiengang wäre konsequent und wird auch von uns befürwortet; denn oftmals merken angehende Lehrerinnen und Lehrer in der Praxis sehr schnell, an welchen Stellen sie noch Defizite haben oder wo sie im pädagogischen Bereich nachsteuern müssen. Drittens. Ein Lehramtsstudium unter dem Gesichtspunkt „schnell, schnell, schnell“ ist nicht die adäquate Antwort auf eine immer heterogenere Schülerschaft und ein immer heterogener werdendes Aufgabenspektrum. Gerade Fragen zu Inklusion, Integration, Schülersozialkompetenzvermittlung, Motivation, Medienkompetenzvermittlung, individueller Förderung, politischer Bildung usw. müssen in der Lehrerausbildung genügend Raum bekommen. Da reicht nicht irgendein Wahlpflichtfach im Master-Studiengang.
(Beifall von den PIRATEN)
Viertens. Ein großes Problem bei der Studienreform ist unserer Auffassung nach der Übergang in den Master. Wenn man Bologna ernst nimmt, dann zeigt gerade die Lehrerausbildung die Absurdität dieser Studienreform. Da stellt sich die Frage: Zu welchen Jobaussichten soll der Bachelor als berufsqualifizierender Abschluss eines Lehramtsstudiums führen? Das lasse ich mal im Raum stehen. Eigentlich ist der CDU -Antrag unvollständig. Er ist nur ein Teilantrag. Er nimmt die eigentliche Problematik in der Lehramtsausbildung gar nicht unter die Lupe, fordert lediglich, Mittel bereitzustellen ach ja, haushaltsneutral, also Geldumschichtung. Und dann wird alles gut?
(Zuruf von der CDU: Ja!)
Nein, wird es nicht. Dann sind vielleicht ein paar Interessenverbände zufrieden. Es ist aber eine grundlegende Verbesserung der Lehrerausbildung nötig. Lassen Sie uns daran natürlich immer, also auch in diesem Fall konsequent arbeiten, sodass wir in der Lehrerausbildung die höchstmögliche Qualität garantieren können.
Danke schön.
(Beifall von den PIRATEN)
Vizepräsident Dr. Gerhard Papke: Vielen Dank, Herr Kollege Bayer.
Veröffentlicht unter Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (A10), Oliver Bayer, Reden, Schule und Weiterbildung (A15)
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