Plenarrede: Birgit Rydlewski zur Rechtschreibung an deutschen Schulen

Donnerstag, 26.September 2013

TOP 4. Katastrophale Defizite in der Rechtschreibung – „Lesen durch Schreiben“ und daraus abgeleitete Methoden aussetzen und umfassend überprüfen

Antrag der Fraktion der FDP, Drucksache 16/4029,
Block I
Unsere Rednerin: Birgit Rydlewski
Unsere Abstimmungsempfehlung: Zustimmung zur Ausschussüberweisung

 

 

 

 

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Wortprotokoll zur Rede von Birgit Rydlewski:
Birgit Rydlewski (PIRATEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Damen und Herren! Wie bei so vielen Dingen, die mit dem Thema „Schule“ zu tun haben, ist die Gefahr groß, dass auftretende Probleme sehr schnell polemisiert werden und aus möglicherweise schwierigen Situationen Katastrophen gemacht werden. In meiner persönlichen Erfahrung scheint gerade im Bereich Schule immer irgendetwas falsch zu laufen. Was damit im Einzelnen gemeint ist, hängt sehr von der Sicht der jeweils betroffenen Schülerinnen, Lehrerinnen oder eben der Eltern ab. Das macht weder den schulischen Alltag noch schulpolitische Entscheidungen einfach. Schulen und Lehrerinnen werden aus guten Gründen sehr weitgehende Freiheiten bezüglich der Wahl ihrer pädagogischen Konzepte zugestanden. Es bleibt aber doch immer eine politische Verantwortung; denn schließlich geht es in allen Bereichen, die mit Schule zu tun haben, um die Entwicklungs und Lebenschancen ganzer Generationen.
Wer also wirklich der Meinung ist, dass Bildung das A und O in einem modernen Industriestaat wie der Bundesrepublik Deutschland ist wie es ja so oft und gerne gesagt wird, der muss dann auch dafür sorgen, dass diese Bildung bestmöglich und auf dem aktuellen Stand ist, und dass alle beteiligten Institutionen ihren Bildungsauftrag erfüllen können. Das fängt sicherlich damit an, dass die mit Bildung befassten Institutionen angefangen vom Kindergarten bis zu den Hochschulen mit einer adäquaten finanziellen und personellen Ausstattung versehen werden müssen. Das ist ein leidiges Thema, über das wir sicherlich an anderer Stelle noch öfter reden müssen. Wir sollten aber auch im Hinterkopf behalten, dass Bildungsmethoden sich weiterentwickeln und gewissen Moden und teilweise gegenläufigen Bewertungen ausgesetzt sind, und es daher gerade die Pflicht der Verantwortlichen sein muss, stets ein Auge darauf zu haben, ob diese Methoden den gewünschten Erfolg erzielen oder eben nicht. Wir sollten aber nicht so weit gehen, Schülerinnen und Lehrerinnen unnötig zu bevormunden. Eine regelmäßige Evaluation all dessen, was im schulischen Bereich vor sich geht, sehe ich allerdings als sinnvoll an.
Da es sicherlich unstrittig ist, dass die Methode „Lesen durch Schreiben“ in der letzten Zeit in einer ausgeprägten und sehr kontroversen Diskussion stand, kann es aus meiner Sicht auch kein Fehler sein, diese Methode einer näheren Betrachtung zu unterziehen, egal wie man nun persönlich zu ihr steht. Vor diesem Hintergrund finde ich die Punkte 1, 2, 3 und 5 des Antrags der FDP- Fraktion durchaus nachvollziehbar.
Die in Punkt 4 erhobene Forderung nach sofortiger Aussetzung der Methode „Lesen durch Schreiben “ sowie der hieraus abgeleiteten Methoden allerdings erschließt sich mir nicht und erscheint mir ein populistischer Schnellschuss zu sein. Was, wenn sich in der geforderten Evaluation herausstellt, dass es doch nicht die Methode „Lesen durch Schreiben“, sondern andere Gründe sind, die Kinder möglicherweise am Erlernen korrekter Rechtschreibung hindern? Was, wenn die Rechtschreibkatastrophe nur gefühlt, aber gar nicht real existiert? Dann hätten wir vorschnell eine einzelne Lehrmethode diskreditiert und völlig unnötig in die Freiheit der Methodenwahl von Schulen und Lehrerinnen eingegriffen. Wir rerden das im Ausschuss diskutieren müssen. Ich freue mich darauf.
Danke schön.
(Beifall von den PIRATEN)
Vizepräsident Oliver Keymis: Vielen Dank, Frau Rydlewski.
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